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Hal Foster - Prinz Eisenherz. Hal Foster Gesamtausgabe 18
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Foster, Hal:
Prinz Eisenherz. Hal
Foster Gesamtausgabe 18

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(Bücher frei Haus)

Den Kampf gegen Chronos selbst, den Gott der Zeit, der in einer der ersten Episoden über den Prinzen vorkommt, scheint Eisenherz eindeutig gewonnen zu haben. Selbst 70 Jahre nach seiner „Geburt“ als Beilage zu amerikanischen Sonntagszeitungen ist der Prinz so lebendig wie nie, das beweisen nicht nur Neuverfilmungen, sondern auch viele Neuauflagen seiner Abenteuer in den verschiedensten Sprachen. Nach 140.000 verkauften Exemplaren der Neuausgabe des Prinzen Eisenherz von Hal Foster kann der ehemalige Verlags-Neuling Bocola berechtigterweise eine zufriedene Bilanz ziehen. Als Bocola 2006, quasi zum 70er des Prinzen (der ja 1937 „geboren“ wurde) mit dem Mammutwerk begonnen hatte, wollte anfangs niemand so richtig an den Erfolg des Projektes glauben. Doch heute sind die Bände nicht nur aufgrund ihrer schönen gebundenen Ausgabe und der interessanten Vorworte von Wolfgang J Fuchs und Uwe Baumann bereits beliebte Sammler- und Fanartikel, sondern vor allem auch wegen ihrer Ausstattung, Farben und Reproduktionen. Mit dem Ergänzungsband (Band 18) legt Bocola nun noch einen drauf: Aufsätze, Essays und Erfahrungsberichte sowie Artikel von Horacio Diez und Carlos Uriondo, Andreas Knigge und selbstverständlich auch Baumann und Fuchs und natürlich wunderbare Großformate zeigen den Prinzen in all seinen Facetten: als Menschen, Ritter und jungen Rabauken, aber auch als wissenschaftliche Konzeption, die von Hal Foster mit akribischer Härte und ausdauernder Liebe recherchiert wurde.

Invincible is he who uses me in good cause
Auch Helden hätten beizeiten charakterliche Schwächen, meint der Autor des ersten Teiles, denn Eisenherz habe im Laufe der Zeit tatsächlich eine gewisse Überheblichkeit entwickelt. Berühmt ist in diesem Zusammenhang auch das schwarz/weiße Konterfei, das den Prinzen mit einem siegessicheren, arroganten Blick und seiner Zauberkette in der Büstenansicht zeigt. Aber gerade seine Menschlichkeit mitsamt ihrer existentiellen Sinnkrisen mache den Prinzen zu einem Helden, der nicht „bigger than life“ sei, sondern tatsächlich ein Mensch wie du und ich. Als er sein Singendes Schwert ins Meer wirft, ist er vor allem der vielen Toten überdrüssig, die er in einer – wenn auch gerechten – Sache damit in den Tod führte. Der Prinz ist aber kein Schlächter, kein Mörder, er hegt auch seinen Feinden keinen Groll und genau deswegen, möchte er auch der Gewalt entsagen. Doch begegnet ihm ausgerechnet bei einem Tauchgang erneut sein „deus ex machina“: Das Singende Schwert steht in einen Felsen gehauen wie ein Kreuz vor ihm und mahnt ihn erneut: „Invincible is he who uses me in good cause“. Das Schwert, das ihn an seine Mission erinnert ist gleichzeitig Berufung und Fluch, denn wer eine Verantwortung spürt, der muss sie auch wahrnehmen, wer stark ist, muss helfen, wer adelig ist, ist zu diesem nicht aufgrund sozialer Herkunft berufen, sondern beweise ihn in tagtäglicher Fron am Guten. Dass dieses „Gute“ nicht immer so klar definierbar ist, daran verzweifelt nicht nur der Prinz manchmal, denn die Schöpfung an sich ist ja ungerecht.

No greater magic than the truth
Das Leben sei eben kein Wunschkonzert, sondern viel mehr ein Uhrwerk, in dem jeder Mensch seine Funktion und sein Schicksal zu erfüllen habe, schreibt der für das erste Kapitel nicht namentlich genannte Autor. Es gehe im Leben eben nicht so sehr darum, was einem passiere, sondern wie man damit umgehe, so derselbe. Oft spiele im Leben des Comics vor allem aber der Tod eine große Rolle, aber er erfülle in Prinz Eisenherz nur die Aufgabe, die Erzählung voranzutreiben und nicht ein Ort für Trauer zu sein. „`The spirits of the old Gods have passed away as has been prophesied; the offerings of food have fed only rats and vermin´, says Val calmly. `There is no magic greater than the truth. Go across to the chapel and learn the truth.´“ heißt es an einer Stelle (831) des frühen Prinzen. War Prinz Eisenherz schon damals ein Kreuzritter? Als christlicher Missionar hätte er im abergläubischen Thule mit seinen Wikingerfreunden sicherlich seine Schwierigkeiten gehabt und tatsächlich ist der Prinz zwar kein Heide mehr, aber eben auch noch kein „richtiger“ Christ, denn was ihm die Hexe Horrit prophezeit, begleitet ihn sein ganzes Leben: „Du trägst das verzauberte Schwert Flamberg, vom gleichen Magier geschmiedet wie Excalibur die Waffe des König Arthur. Wer es führt, wird viele Siege erringen, sofern er reinen Herzens ist. Aber wehe dem, der Böses sinnt. Wirf das Schwert in den Sumpf, schöner Knabe, es kann dir einmal zum schrecklichen Herren werden.” Und was sie auch weiß: er wird viele Länder bereisen, tausende Abenteuer bestreiten, aber niemals zufrieden sein.

(Kopf-)Reisen über seine Zeit hinaus
In dem Kapitel „Die erstaunlichen Reisen des Prinz Eisenherz” wird präzise auf einer Landkarte aufgezeichnet, wo der Prinz in seinen Abenteuern überall strandete und der Verlauf seiner Reisen wird in Worten präzise nacherzählt. Auf seinen insgesamt sechs größten Reisen sah der Prinz nicht nur Norwegen und Großbritannien, sondern auch Italien und das Heilige Land und natürlich auch Kanada, die Heimat seines Schöpfers Hal Foster. Auch in Afrika wurde der Prinz schon gesehen, wie wohl er sein Glück im früheren Hellas fand. Denn endlich wird hier auch die Frage beantwortet, wo genau sich die sagenhaften Nebelinseln, die Heimat von Aleta, Eisenherz’ Frau, befinden. Text und Bild stünden bei Foster von vornherein in einer Wechselwirkung, so wird von Uwe Baumann auch der Comicexperte (und selbst Zeichner) Will Eisner zitiert, der ebenfalls ein großer Hal Foster Fan gewesen sein muss. „Die Effektivität der erzählenden Illustration von Prinz Eisenherz wird durch den visuellen Lesefluss noch unterstrichen. Das hohe Maß an Sorgfalt und Detailreichtum sollte nicht als reine Ausschmückung angesehen werden, es ist ein Hauptaspekt dieser Erzählung“, so Eisner. Die auktoriale Erzählinstanz, so wiederum Baumann, greife insbesondere in ihrem technischen, geographischen und speziell (kultur-)historischen Wissen weit über den zeitlichen und Kenntnis-Horizont der erzählten Zeit hinaus.

Neue Maßstäbe in der Comickunst
In weiteren Kapiteln zu „Held, Werk, Autor, Farben“ werden alle Aspekte des Prinz Eisenherz Epos ausgeleuchtet und ins richtige Licht gebracht. Horacio Diez widmet sich auch nämlich dem für Comics besonders wichtigen Aspekt der Farben. Man müsse sich zuerst vor Augen führen, dass Prinz Eisenherz für die Großformate von amerikanischen Sonntagszeitungen konzipiert gewesen sei, schreibt Diez, und natürlich auch das Papier eine eigene Färbung besessen habe, die zudem durch den Alterungsprozess noch verstärkt wurde. Hal Foster habe jedenfalls wesentlich zartere Farben bevorzugt wie aus Zeichnungen mit persönlichen Widmungen, die von ihm persönlich nachkoloriert wurden, hervor geht. „Der Prinz Eisenherz, den man kennt, ist nicht mehr als ein Schatten seiner selbst“, fasst Carlos Uriondo die bisherigen mangelhaften Ausgaben des Prinzen von Thule (bis 2005) zusammen. Aber die Hauptschuld für die schlechte Qualität treffe vor allem King Features, die skandalöserweise keine qualitativ hochwertigen Kopien der Originale aufbewahrt haben. Die wertvollsten Artefakte hat man allein der Archivierung durch den Autor selbst zu verdanken, der mehr als 16.000 Einzelzeichnungen (1788 Seiten) des Prinzen angefertigt habe. Mit dem aufwendigen Restaurierungsverfahren des Bocola Verlages sollte 2006 aber alles anders werden und wer das 23-bändige Meisterwerk nun gesammelt in seinen Händen hält, kann mehr als zufrieden sein, denn sowohl was Ausstattung, Farben, Druck und Format betrifft, ist das ein Eisenherz, der die nächsten 1000 Jahre überdauern dürfte und sicherlich neue Maßstäbe in der Comickunst gesetzt hat.

Prinz Eisenherz
Hal Foster-Gesamtausgabe
Band 18, Ergänzungsband
Materialien, Galerien und Essays
Großformatiger (23,5 x 32 cm) Hardcover-Band, ca. 144 Seiten
mit Textbeiträgen verschiedener Autoren
ISBN 978-3-939625-19-3
24,90 EUR [D] / 25,60 EUR [A] / 39,90 sFr [CH]
erschienen im Dezember 2012

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-01-05)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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