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Eva Gerberding - DuMont direkt St. Petersburg
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Gerberding, Eva:
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Petersburg

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(Bücher frei Haus)

„Es war eine wundervolle Nacht, eine solche Nacht, wie sie vielleicht nur vorkommen kann, wenn wir jung sind“, schreibt Dostojewski in seiner bei insel erschienenen Liebesgeschichte „Weiße Nächte“. „Der Himmel war so voller Sterne und Helligkeit, dass man sich bei seinem Anblicke unwillkürlich fragen musste: können denn wirklich unter einem solchen Himmel allerlei ärgerliche, launische Menschen leben?“ Es ist schwer vorstellbar, dass zu Beginn der Sommerfrische, in der sich der Protagonist Dostojewskis befindet, am Himmel von St. Petersburg Sterne zu sehen wären, schließlich handelt es sich genau bei dieser Periode des Jahres ja um die berühmten St. Petersburger „Weißen Nächte“, die Nächte, in denen es nie dunkel wird und der Stadt an der Newa einen ganz eigentümlichen Glanz verleihen.
Nicht nur der Newskij-Prospekt verlockt so zum 24-stündigen Flanieren, sondern auch die vielen Brücken, das Kunstmuseum Eremitage, die Schostakowitsch-Philharmonie, das Marinskij-Theater oder der Michailowskij-Palast mit dem Russischen Museum. St. Petersburg, das im Mündungsdelta der Newa im Finnischen Meerbusen liegt, ist eigentlich ein Sumpfgebiet, das sich grundsätzlich in drei Teile gliedern lässt: die Große Seite, die Wassilij-Insel und die Petrograder Seite. Wer die Nächte zu Tagen macht, dem könnte es leicht einmal passieren, dass er nicht mehr in sein Stadtviertel zurück kann, denn nachts werden einige Brücken hochgezogen, um Schiffe passieren zu lassen. Aber was die wenigsten wissen, es gibt ja auch in St. Petersburg, dem Sumpf, eine U-Bahn! Allerdings muss man sich ganz schön weit in den St. Petersburger Untergrund begeben, um diese zu erreichen.
Die von den Einwohnern zärtlich „Piter“ genannte ehemalige russische Hauptstadt wurde unter Peter dem Großen schon 1703 erbaut. Peters „Fenster zum Westen“ wurde von Zwangsarbeitern errichtet und zwar - was damals durchaus noch unüblich war – erstmals aus Stein, denn diese Stadt sollte für die Ewigkeit sein. Italienische Architekten wurden erst von Peter, später auch von der Zarin Katharina eingeladen, aus Wald, Sumpf und Ödnis eine Kulturstadt der Kunst zu bauen. Ein Unternehmen fast so verrückt, wie Fitzcarraldos Idee eines Opernhauses im Dschungel. Aber selbst Katharina war ihrer eigenen Bauwut gegenüber kritisch: „Das Bauen ist eine teuflische Sache; es verschlingt Geld, und je mehr man baut, desto mehr könnte man bauen. Es ist eine Krankheit wie die Trunksucht und auch eine Art Gewohnheit.“
Das Ergebnis dieser „Sucht“ kann sich durchaus sehen lassen, denn St. Petersburg besitzt auch heute noch, den größten Altstadtkern Europas. Sicherlich einer der wenigen positiven Seiten des Kommunismus, der das Zentrum konservierte und so auch Jahrzehnte der Moderne beinahe unverdorben überstanden hat. Und die „Weißen Nächte“? 20 Stunden Licht bedeuten nicht nur ein surreales Schillern über den Dächern der Stadt, sondern auch flanierendes Petersburger Volk, das sich in diesen Tagen unentwegt auf den Beinen befindet, um Theater, Jazzclubs oder andere Konzerte zu besuchen.
Die Autorin dieses praktischen Reiseführers, Eva Gerberding, wandelt auf Puschkins Spuren, genießt das Nachtleben um den Gostinyj Dwor und erklärt in 15 „Direkt-Kapiteln“ die Highlights der Stadt. Hier ein paar Kapiteltitel: Flanieren am Puls der Stadt – der Newskij, Baukunst von Carlo Rossi – Schlossplatz und Platz der Künste, Clubbing – eine Nacht durch die Petersburger Musikszene, Auf der Suche nach Dostojewskijs Helden – im Heumarktviertel, Im Banne der Musik – rund ums Mariinskij-Theater, Junge Modeszene, alte Filmstudios – die Petrograder Seite, Autonomes Kulturzentrum – Puschkinskaja. Weitere Tipps und Adressen für den City-Trip und ca 200 Adressen für jede Laune, jeden Geschmack, jeden Geldbeutel, von der Übernachtung über Essen und Trinken sowie Einkaufen bis Ausgehen. Ein großer separater Cityplan, in dem alle im Buch empfohlenen Adressen namentlich eingetragen sind und eine Klappenkarte mit allen Highlights sowie ein Metroplan vereinfachen die Orientierung durch die hellsten und strahlendsten Nächte der Welt.

Eva Gerberding
ISBN: 9783770196029
Verlag: MAIRDUMONT
Seitenzahl: 120
St. Petersburg. DuMont direkt
DuMont direkt. 1., Aufl.

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2012-06-04)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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