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Rezensionen


 
Vince Gilligan - Breaking Bad - Staffel 4
Buchinformation
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Gilligan, Vince:
Breaking Bad - Staffel 4

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(Bücher frei Haus)

„Since when do veggies eat fried chicken?“, stellt Hank Schrader, der nunmehr gefeuerte special DEA-agent die Frage in den Raum. Und er weiß gar nicht, wie treffsicher er sich dieses Mal auf der richtigen Fährte befindet. Bei einem Abendessen der „Familie“ – also die Schraders und Whites – besäuft sich Walt mit Rotwein und wird so neidisch auf Hanks Lob auf den ermordeten Chemie-Laboranten von Gus, Gale, dass er schnippisch wird und sich beinahe als Heisenberg verrät. Aber Hank hält Gale für ein Genie und glaubt zuerst an die offizielle DEA-Version mit Gale sei auch Heisenberg ermordet worden. „I am the guy who knocks“ schreit Walt seine Frau Skyler an, als diese sich besorgt um seine Sicherheit zeigt, denn ebenso wie Jesse ist auch Walt von einem unergründlichen Ehrgeiz nach Anerkennung geplagt und getrieben. Walt halt als Wissenschaftler versagt, Jesse als Drogendealer und weil die beiden Versager sich in ihrem unermüdlichen Kampf nach Lob und Anerkennung so ähnlich sind, arbeiten sie als Team vielleicht auch so gut zusammen. Doch dann krachen die Egos wieder aufeinander und es fliegen nicht nur die Fäuste, sondern auch die Kugeln. Und wenn sie sich auch stets loyal zueinander zeigen, Freunde werden sie dennoch nie. Zumindest ihr „meth“ ist 100%, da fühlen sich beide als Sieger, nicht wie im täglichen Leben als Versager.

„Drop the sale‘s pitch!I‘ll do it!“
In der vierten Season der bahnbrechenden amerikanischen TV-Serie ändert sich die Peripetie sogar so weit, dass Jesse von Mike zu Gus‘ neuem Chefchemiker wird, doch dann kommt wieder alles ganz anders. Walt merkt, dass da eine Verschwörung gegen ihn im Gange ist und er versucht alles, Jesse für sich zurückzugewinnen, er manipuliert in einer genialen Schlusssequenz das arme „hero kid“ Jesse (O-Ton Mike), bis man als Zuseher nicht mehr aus dem Staunen herauskommt, wie groß die suggestive Macht dieses elendigen Verbrechers ist. Um die Spannung noch bis zur Überdehnung zu bringen, wird in der vorerst letzten Season auch das mexikanische Drogenkartell um Don Eladio Salamanca reaktiviert und besonders dem im Rollstuhl sitzenden Tio Salamanca kommt eine richtig explosive Wirkung für den Verlauf des Schicksals von White zu. Doch zuerst muss Walt Jesse noch überzeugen, es
zu tun: Gus zu töten. „Drop the sale‘s pitch!I‘ll do it!“, erwidert er Walt, aber sein zweiter Mord will ihm einfach nicht gelingen, denn er ist kein Killer, sondern einfach nur ein junger 25-jähriger, 70kg schwerer 1,80m großer (CD4/1) Straßendealer. Aber nicht einmal dazu taugt er wirklich und vielleicht ist er deswegen so leicht zu beeinflussen, so manipulierbar, weil er von niemandem Anerkennung für das bekommt, was er wirklich kann.

The walking evil “
Aber nicht nur Jesse sieht man in Staffel Vier verzweifeln, sondern auch Walt, der von Jesse so verprügelt wird, dass er am nächsten Tag sogar den Geburtstag seines einzigen Sohnes vergisst. Ein unvergessliches Bild ist es, wenn Walter junior, der selbst gehbehindert ist, seinen weinenden angeschlagenen Vater stützt um ihn ins Bett zu bringen und die Kamera dann die an einen Stuhl angelehnte Krücke zeigt. Auch in einer anderen Einstellung gerät Walter White sprichwörtlich in die Ecke: als er versucht eine Bombe unter Gus‘ Auto hochgehen zu lassen, zeigt der Kamera-shot ihn von oben, eingekreist von zwei Mauern, in der Ecke heulend, wieder eine weitere Chance vertan zu haben. Denn Gus‘ steigt nicht in sein vermintes Auto ein, sei es sechster Sinn oder seine bestialische Intelligenz, die ihn wie the walking evil erscheinen lassen, was sicherlich auch an der Kameraeinstellung und nicht nur seinen brutalen Taten liegt. Doch auch der Grund dafür wird erklärt und die Geschichte seiner ersten Begegnung mit Don Elario, dem Boss des Kartells, zeigt, dass auch er unter dem Verbrechen an sich schwer gelitten hat.

“No more prolonging the inevitable“
In einer letzten kathartischen Aufwallung, dem Showdown, stürmt Walter White zu Tio Salamanca, als er herausfindet, dass Gus und Tio Feinde sein müssen, was Walt bisher ja nicht wissen konnte. Obwohl sie sich gegenseitig hassen, macht Walt dem letzten verbliebenen Salamanca ein unwiderstehliches Angebot für ihrer beider Rache und im Hintergrund wird im Altersheim „Bingo“ gespielt. Genau das macht Breaking Bad so genial, dass die Macher einfach an alles dachten, nicht nur an gute Dialoge, krachende Sprüche und fetzige Auseinandersetzungen, sondern eben auch an die explizite und implizite Dramaturgie der jeweiligen Episoden. Man denke nur an die Episode mit der Fliege, oder jene, in der Gus seinen eigenen Mitarbeiter, Victor, beseitigt, wofür sich die Kamera ganze zwanzig Minuten Zeit nimmt. Oder eben dieses Schlussmanöver der letzten Episode, in der noch einmal richtig Gas gegeben wird. Ein übriges tut die hervorregende Komposition zwischen Bild und Ton, denn diese „Schere“ gleicht einem Messer, so scharf wurde hier geschnitten! Wenn etwa Gus Hector im Krankenhaus besucht, wird „The Devil’s Walk“ von Apparat (featuring Soap&Skin) gespielt oder zuvor als Walt zu sterben glaubt „We Are Born When We Die“ von Apollo Sunshine. Nicht nur die Kamera, sondern auch der Plot, der Soundtrack und die ganze Komposition von Breaking Bad haben ein so hohes Niveau, dass man dann ganz am Ende vor lauter Verblüffung über das Gesehene beinahe wie Tio Salamanca neu zu buchstabieren gezwungen ist: „S-U-C-…“. Tarnen und täuschen, klingt das nicht vertraut? Oder „Doesn`t it ring a bell?“

Die endgültig letzte Season von Breaking Bad – Nummer 5 - läuft ab dieser Woche jeden Donnerstag auch auf einem deutschen Entertainmentsender. Bei Sony Pictures Home Entertainment erscheint Breaking Bad -Season Five voraussichtlich im Herbst 2012.

Sony Pictures Home Entertainment
BREAKING BAD – SEASON FOUR (Vince Gilligan)
Deutsch/Englisch

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2012-10-06)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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