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Marion Gräfin Dönhoff - Preussen. Maß und Maßlosigkeit
Buchinformation Gräfin Dönhoff, Marion: Preussen. Maß und Maßlosigkeit
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(Bücher frei Haus) Aufstieg, Blüte, Dekadenz
Noch zu Lebzeiten der Zeit-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff erschien bereits im Jahr 1987 ein Essay über Preussen, der um eine semantische Gegenüberstellung herum aufgebaut war. Er bezeichnete das Maß als die Garantie für die Blüte Preussens wie die Maßlosigkeit als Ursache für den späteren Niedergang. Nun ist dieser Essay, der mit dem Verweis auf aktuelle politische Bezüge vermarktet wird, erneut in einem illustrierten Luxusbändchen aufgelegt.
Der Essay Gräfin Dönhoffs ist aufgrund der Anlehnung an die Chronologie Preussens eindeutig strukturiert und sehr anschaulich geschrieben. Sie schreibt über die Anfänge einer Provinzialmacht marginaler Bedeutung, die Leistungen des Großen Kurfürsten bei der Rationalisierung des Staatswesens, den aufklärerischen und entscheidenden Impuls Friedrichs des Großen bei der Etablierung Preussens zur Großmacht und die wachsende Sinnentleerung der Großmacht in der Phase des wilhelminischen Niedergangs.
Als Erbin des ostpreussischen Adels sieht die Autorin vor allem die Moral- und Sittenbefindlichkeit des Staates unter Friedrich dem Großen als eine leuchtende Erscheinung, die geprägt ist von Pflicht, Ehre, Disziplin, Selbstgenügsamkeit und Effektivität. Friedrich der Große, der einen gut organisierten Staat von oben führte und von unten dachte, hatte den Horizont, mit einem Voltaire zu korrespondieren und im Alltagsgeschäft der Nutzung der Macht nicht auszuweichen. Letztendlich das Kriterium seiner Faszination bis in die Gegenwart. Das Travailler pur le Roi du Prusse ist für die Autorin das Kernstück einer weitgehend säkularisierten und in die Moderne eintretenden Monarchie, in ihm drückt sich ein hohes Maß an Ehre und ein sehr geringes des persönlichen Wohlstandes aus, was ebenfalls durch die Auszeichnung durch den Orden Pour le Merité unterstrichen wurde. Erst mit der militärischen Dominanz Preussens, die der Niederlage von 1806 folgte und mit dem Sieg über die napoleonische Armee 1815 ihren Hochverlauf bis zum Ende des Jahrhunderts einleitete, kam der Verfall von Sitte und Moral. Die Formalisierung der Macht korrespondierte mit der Erosion der Werte, an deren Ende das Supremat des Status Symbols und die Geringschätzung der Leistung standen. Diese These wird sehr geschickt unterstützt durch die Illustration des Buches, die mit der Kopfbedeckung Friedrich des Großen beginnt, dem aus Filz und einfachen Federn bestehenden Dreispitz und dem überfrachteten, mit einem Adler emporragenden Helm Wilhelms II. endet.
Die Klage Marion Gräfin Dönhoffs über den historischen Verlauf Preussens ist eine Klage über den Gang der Geschichte. Auch Preussen blieb es nicht erspart, wie vorher Rom und Athen, wie nach ihm unzähligen anderen Imperien, die Entwicklungslinie von Aufstieg, Blüte und Dekadenz zu durchlaufen. Die beschriebenen Werte und Verhaltensweisen helfen dabei, das jeweilige Stadium der Entwicklung zu identifizieren. Da gibt es ahistorische Symptome, und auch deshalb ist die Lektüre sehr anregend.
[*] Diese Rezension schrieb: Gerhard Mersmann (2009-12-17)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.
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