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Ulrich P. Hinz - Gegen alle Hoffnung
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Hinz, Ulrich P.:
Gegen alle Hoffnung

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(Bücher frei Haus)

"Seismograph der Jahrhundertwende"

Wenn "Traumstraßen blutwundgefegt" (Todblau leuchtet der Abend Vergessen), "zerquetschte Gedärme das Pflaster benetzen" (Zeitzeuge) fühlt man sich in der Bildsprache an den "Medizyniker" Benn erinnert: Ulrich P. Hinz erweckt in seinen sprachlich virtuos ausgeführten Texten traumgleich mit dem Mut zur Ästhetisierung des Häßlichen, ohne gekünsteltes Harmoniestreben eine Welt der Vereinsamung und Entmenschlichung, in der das Individuum von seiner Außenwelt gleichsam "gelebt" wird und darin Verzweiflung und existentielle Bedrohung erfährt.

Wie kommt es, daß seine Texte "gegen alle Hoffnung" dennoch nicht perspektivlos bleiben? Sie konfrontieren den Leser mit dem Reflex des Ichs auf diese Trostlosigkeit seines Daseins am Beginn des 21. Jahrhunderts; nämlich mit den Sehnsüchten und Träumen eines Ichs, das die reale Welt um sich als aus den Fugen geraten wahrnimmt, aber in der Versprachlichung seiner Verletzlichkeit den unbedingten Willen zeigt, sich seiner Dissoziation zu stellen, und dadurch dem Leser eine klare Lesart gleichsam als Appell nahelegt: 1. Erkenne die Banalität des Lebens als außengesteuert. 2. Lasse nicht zu, daß sie deine Gedanken gefangen nimmt.

Der Band "Gegen alle Hoffnung" ist somit Bestandsaufnahme einer auf sinnentleerten Ritualen sich gründenden und überkommenen Gesellschaft und Ausweg aus deren Banalität zugleich. Der Autor deutet die Konsequenzen der heutigen entemotionalisierten Wirklichkeit als fragil und leblos und stellt ihr als Wert das in seinen Gedanken immer autonome Individuum gegenüber. Der Mensch hat trotz aller Hoffnungslosigkeit stets die Möglichkeit, sich den Bedingungen seines Daseins bewußt zu werden und bei aller Zergliederung der Umwelt in dieser Möglichkeit eine ewige Konstante zu erkennen. Hierin liegt die große Menschlichkeit, Schönheit und letztlich auch Hoffnung des Bandes von Hinz, der den Einzelnen als autonom über die vermeintlichen Ansprüche einer deformierten Gesellschaft stellt. Aufgrund des künstlerischen Gehalts der Sprachmittel gelingt es Hinz in seinen Texten, diese aktuellen Zeitphänomene in zeitlose zu wandeln. So erklärt sich der hohe Wiederlesewert dieses Bandes, den man immer wieder zur Hand nimmt, um in ihm etwas über sein eigenes Menschsein zu erfahren.

Dieter Kannenberg


[*] Diese Rezension schrieb: Dieter Kannenberg (2004-12-02)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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