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Bohumil Hrabal - Tanzstunden für Erwachsene und Fortgeschrittene
Buchinformation
Hrabal, Bohumil - Tanzstunden für Erwachsene und Fortgeschrittene bestellen
Hrabal, Bohumil:
Tanzstunden für
Erwachsene und
Fortgeschrittene

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(Bücher frei Haus)

Ein Buch ohne Handlung, ohne durchgehende Geschichte, ein Text aus einer immer weiter, pausenlos vor sich hin redenden Sprechflut. Der 1914 geborene, in Nymburk an der Labe aufgewachsene, später, nach allen möglichen Berufstätigkeiten und mehrfach verhinderter und verbotener Schriftstellerei, zum wahren Volksliebling mutierte Hrabal ist ein direkter Nachfahre von Jaroslav Hašek und seinem „Schwejk“. Auch Hrabal ging regelmäßig zum Bier in Prager Kneipen (nicht ganz so viel Bier wie bei Hašek), wo er die Ohren gut spitzte, um aus dem Geschwätz der Leute seine primäre Inspirationsquelle zu machen.

Er erzählte gern, als er noch ein Junge war, Hrabal war Jahrgang 1914 und hat sich im Jahr 1997 (als Kranker) (vermutlich) selbst getötet, sei eines Tages sein Onkel Pepi für zwei Wochen auf Besuch gekommen und dann nie mehr weg gefahren - bis zum seligen Ende. In all diesen Jahren habe Pepi nichts anderes getan, als von seinen Jahren unterm Kaiser Franz Joseph zu sprechen. Dies habe ihn, Bohumil Hrabal, zum Schriftsteller gemacht.

Die erste Fassung der „Tanzstunden“ entstand 1949, Hrabals erstes Buch kam aber erst 1956 heraus - und das war dann: „Gespräche der Leute“, „Tanzstunden“ musste zurückgehalten werden. Das ganze Buch hindurch spricht nur einer, ein sehr alter, namenloser Mann, ehemals Schuster, der - unter ständigen Gedankensprüngen und Fadenverlusten - vom Leben, insbesondere aus der guten alten österreichischen Zeit vor dem Großen Krieg erzählt. Und zwar alles einem jungen Mädchen erzählt, das mit Hausarbeit zu tun hat und ihm vielleicht nicht einmal zuhört. Wie immer bei Bohumil Hrabal eine Verführung, sein kleines Büchlein um einiges kurioser, argloser, drolliger einzustufen, als es in Wahrheit ja ist. Ohne Abgründe ist der menschenfreundliche Tscheche Hrabal nämlich nie gewesen.

Zitat:

Sie sehen, mein Fräulein, die Menschen sind immerfort noch unaufgeklärt und anfällig für die Tragödie, immerfort noch sieht es so aus, wenn einer die Wahrheit spricht, als würde er lügen, das Rechte erkennt man immer zu spät, da heiratete eine Schöne, die das Lyzeum besucht hatte, nach der Lektüre des „Hüttenwerkbesitzers“ einen Geldmann, doch besucht wurde sie öfter von einem Schlossersohn, und als ihr Mann einmal früher heimkehrte und die beiden in der Wanne ertappte, prügelte er den Schlossersohn derart, daß der taub wurde, darum ermahnt Batista in seiner Schrift über die Geschlechtsheilkunde den Mann, sich nicht übermäßiger Leidenschaft hinzugeben, am Nachmittag höchstens dreimal, Katholiken viermal, auf daß sie nachher keine sündigen Gedanken mehr haben, sie könnten sonst schlechte Erfahrungen machen, so was zersetzt das Blut, anfällig dafür sind vor allem Sultane, aber auch Päpste, Könige hatten damit nicht immer Glück, nachher ist es zu spät, eine fesche Schöne hat das Reich inzwischen schon aus den Angeln gehoben, weil die Moral von der Geschicht‘ stets zu spät kommt, die Mutter hat es mir gesagt, die Mutter hat mich gewarnt, versteht sich, den Frauen muß man mit Gefühl kommen, man muß also lügen, die Hochzeit, den Spaß, das Theater, die kriegt man leicht hinter sich, aber das ganze lange Leben?

Man ahnt hier vielleicht schon: Wie auch beim Österreicher Thomas Bernhard gibt es im gesamten Text keinen einzigen Absatz und nur recht wenige Punkte.

[*] Diese Rezension schrieb: Klaus Mattes (2015-10-05)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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