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Daniel Kehlmann - F
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(Bücher frei Haus)

Da schreibt ein junger Schriftsteller einen Roman, der sich in wenigen Jahren zu einem der meistverkauften deutschen Bücher Nachkriegszeit entwickelt, in bisher 46 Sprachen übersetzt wurde und eine gefeierte Verfilmung erlebte. Daniel Kehlmanns „Die Vermessung der Welt“ war ein wirklich gutes Buch, und die sind wirklich sehr selten. Er hat danach zwei Bücher nachgelegt, die auch gut aufgenommen wurde, aber dann war Pause. Zehren vom Ruhm, die vielen Einladungen, die Medienpräsenz, vielleicht auch finanzielle Aspekte seitens des Verlags solange sich der Bestseller und die Nachfolger gut verkaufen – es sind alles nur Spekulationen. Auch die Gründung einer Familie und die Geburt eines mittlerweile vierjährigen Kindes können kein wirklicher Grund für eine so lange Pause sein.

Wenn man beim Lesen des neuen, mit viel Vorschusslob hochgejubelten Romans von Daniel Kehlmann etwa in der Mitte angelangt ist, und bis dato jegliche Hoffnung auf eine positive literarische und kompositionelle Wendung des Buches aufgegeben hat, dann beschleicht den Rezensenten ein immer stärker werdendes anderes Gefühl. Da ist ein guter Schriftsteller an einem Buch gescheitert, das er vielleicht nie hätte schreiben sollen. Und sein Lektor hat ihm nicht geraten, es zu lassen und noch einmal ganz neu anzufangen. Denn der Literaturbetrieb ist hart und die bohrenden Fragen, wann denn nun endlich ein neues Buch käme, wollten gar nicht aufhören. Eines ist klar: Daniel Kehlmann hat sich mit diesem Buch keinen Gefallen getan und sein Verlag ihm ebenso wenig.

Da wird von drei Brüdern erzählt und ihrer Geschichte mit ihrem Schriftstellervater, der zunächst nichts schreibt, dann aber mit einem dubiosen Roman „Mein Name sei Niemand“ einen zweifelhaften Erfolg hat, um danach wieder in eine Schreibhemmung zu fallen. Martin, der älteste Bruder aus einer früheren Beziehung des Vaters ist ein katholischer Priester, der den Glauben verloren hat (wenn er denn je einen besaß) und daraus keine Konsequenzen zieht, sondern einfach so weiter macht. Die beiden Zwillingsbrüder Eric und Iwan lernen Martin kennen, als sie sieben sind. Eric wird ein Investmentberater, der 2008, in dem Jahr, in dem das Buch hauptsächlich spielt (auch das ein Hinweis darauf, wie lange sich Kehlmann mit dem Roman gequält hat?) alles verliert. Iwan ist Maler, homosexuell, der aber wegen seiner eigenen Mittelmäßigkeit kein Erfolg hat, sich an einen alten Maler heranmacht und diesen mit grandiosen Fälschungen und einem genialen Plan, der die Kunstwelt hinters Licht führt, zum Erfolg führt und sich selbst zum reichen Mann macht.

So weit, so gut. Aus diesem Stoff hätte man vor zwei drei Jahren ein gutes Buch machen können. Aber die Handlungsstränge sind wenig durchdacht, die Zusammenhänge zwischen den jeweiligen Geschichten der drei Brüder, die sich am Ende des Buches auftun, bleiben banal. Auch hier hätte man mehr damit machen können. Niemand entwickelt sich wirklich in diesem Buch. Es herrscht ein immer langweilig werdender Stillstand in einer Umgebung, die doch in permanenter Veränderung ist.

Für mich ein erneuter Hinweis darauf, dass dieses Manuskript schon vor langer Zeit begonnen wurde, dann liegen gebelieben ist, und nun auf eine auch handwerklich schlechte Weise zu einem unbefriedigenden Abschluss gebracht worden ist.

Ich wünsche Daniel Kehlmann von Herzen, dass er dieses Buch schnell hinter sich lassen kann und sich an einen neuen Roman setzt. Vielleicht gibt das Leben als Familienvater und der tägliche Kontakt mit einem Kind neuen Stoff.

Daniel Kehlmann, F,. Rowohlt 2013, ISBN 978-3-498-03544-0

[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-09-05)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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