Das vorliegende Lehrbuch, das 2014 in einer neu überarbeiteten Lage aufliegt, legt eine verständlich geschriebene, wissenschaftliche Grundlegung der Didaktik für Schule und außerschulische Bildungsbereiche vor und behandelt Didaktik als theoretische wissenschaftliche Diszplin an der Hochschule und Praxis an der Schule. Zentrale Kapitel sind u.a. die Kapitel über didaktische Theorien, Modelle und Konzepte sowie über Lerntheorien. Das Lehrbuch eignet sich hervorragend als Informationsquelle und Nachschlagewerk für Prüfungsvorbereitungen für das Studium der Erziehungswissenschaft.
Praktische Hinweise für den Unterricht
Anhand der konstruktivistischen Lerntheorie soll im Rahmen dieser Rezension auf eines der vielen praktischen und praktikablen Kapitel des vorliegenden Grundlagenwerkes eingegangen werden. Der Begriff „Konstruktivismus“ dürfte durch die Begriffe Konstruktion, Dekonstruktion, Rekonstruktion schon hinlänglich bekannt sein. Bezugnehmend auf G.A. Kelly beschreibt Kron den Menschen vornehmend als Handelnden. Er handelt immer, er verhält sich nicht nur. Er handle aber nicht nur aufgrund angelegter Verhaltensmuster, sondern auf der Grundlage von selbst organisierten Erfahrungen und Erkenntnissen, die wiederum aus vorangegangen Handlungen erwachsen sind. Erfahrungen werden dann psychisch organisiert, reflektiert, geordnet und die dann organisierte Erkenntnis wird von Kelly schlichtweg „Konstrukt“ genannt. Den Prozess der Erstellung von Konstrukten nennt Kelly folgerichtig „konstruieren“ und Konstruktion wäre demnach ein „Verfahren“. Bei der Konstruktion werden einige Dinge als ähnlich oder verschieden interpretiert und geordnet. Jeder Mensch: ein Forscher
Der Mensch behält aber nicht alle wahrgenommenen Dinge im Gedächtnis, sondern vor allem jene, die eine Bedeutung für sein persönliches Leben und Handeln haben, so Kron (Vergleiche dazu die Rezension zu dem Film „Trance“, R: Danny Boyle, auf diesem Portal). Er konstruiert damit wesentlich sein Leben und testet seine gewonnen Erkenntnisse erneut an der Realität. Kron folgert aus Kelly, dass die Menschen alle Forscher seien: „Sie forschen stets und ständig, indem sie ihre Welt konstruieren und die Konstrukte dazu benutzen, ihre Welt zu verstehen und Vorhersagen über das eigene und das Handeln anderer zu machen.“ “Der Königsweg des Lernens“
Kron‘s Königsweg des Lernens lautet demnach: „Lernen muss als ein Erfahrungsfeld organisiert werden, in dem der Erwerb von besonderen Konstrukten (ethischen, politischen, kulturellen…) möglich wird.“ Für Kron ist das der „Königsweg des Lernens“: Forschen und Erkennen. Seine „fünf Erkenntnisweisen“ haben eine didaktische Relevanz in dem Potential, das auch Heranwachsende haben und das durch Lehre und Unterricht herausgefordert werden kann und muss. Fünf Erkenntnisweisen legt Kron seinen Ausführungen zugrunde :Erkenntnis als Erlangen einer Kenntnis, Erkenntnis als Weg wissenschaftlicher Tätigkeit, Erkenntnis als kritische Einstellung zum Ganzen, Erkenntnis als Verstehen, Erkenntnis als Ausbildung logischer Strukturen. Kron unterscheidet bei Lehrtheorien grundsätzlich ein normatives und ein interpretatives Paradigma. Ersteres macht den Menschen zum Objekt aller erzieherischen und unterrichtlichen Bemühungen. Letztere betont die Beziehung von Menschen untereinander und stellt Interaktion, Kommunikation und Situation in den Mittelpunkt eines handlungsorientierten Unterrichts.