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Vladimir Nabokov - Lushins Verteidigung
Lushin als kleiner Junge. Lushin wie eine Blume, von der die Eltern noch nicht wissen, ob sie einmal eine Blüte tragen wird und wenn, was es dann für eine sein mag ... Lushin als Aussenseiter in der Schule, wie er in den Pausen allein auf den Holzscheiten sitzt und die anderen ihn nichts angehen - und andersherum. Lushin, wie er das Puzzlespiel für sich entdeckt, die Zauberei und dann zum Schachspiel kommt. Er lernt es heimlich bei seiner Tante, eines Tages erfährt sein Vater davon. Lushin macht schnell Fortschritte. Mit 14 Jahren holt er sich seinen ersten Schachturnier-Preis, mit 20 ist er gefeierter Meister und jagt von Schachbrett zu Schachbrett quer durch Europa. Sein Leben ist nichts als Schach, Schach und Schach. Dieses lebensfremde Schachspiel. Lushin ist im Umgang mit Menschen nicht geübt, er ist ein seltsamer Kauz, und doch tritt plötzlich ein Mensch an ihn heran, es ist eine junge Dame, sie treffen einander in einem Sanatorium und die Geschichte geht weiter. Es ist diese Dame, die ihm die lästigen Aufgaben des wirklichen Lebens abnimmt, die auf ihn aufpasst, die ihn heiratet und auch nach seinem totalen Zusammenbruch bei dem großen Turnier, wo es darum geht, den Weltmeister herausfordern zu dürfen, trotz Widerstandes in ihrer Familie zu ihm steht. Lushin, der sich geistig überausgabt hat, wird fortan vom Schach ferngehalten, alle Erinnerungen daran werden beseitigt. Eine Weile lang glückt es, dann kommt Lushin seiner Vergangenheit auf die Schliche und entdeckt, dass sein Leben eine übergroße Schachpartie geworden ist. Es gibt nur eine Möglichkeit, diesem Spiel zu entkommen ...
Nabokovs Roman "Lushins Verteidigung" ist die tragische Geschichte eines Genies, das nur für seine Kunst lebt und sich in der Welt des Durchschnittsmenschen nicht zurechtfindet. Diese Absonderung von der Masse geschah bei Lushin schon in den ersten Schuljahren, nur war damals noch nicht erkenntlich, wohin sich der Junge einmal entwickeln würde. Das Schachspiel wird zu Lushins Refugium, weil die Welt der Durchschnittsmenschen keinen Platz für ihn bietet. In seiner Ersatzwelt erlebt der Leser Lushin, wie er dabei ist, ihre höchsten Gipfel zu erklimmen - und doch scheitert er.
Sprachlich, inhaltlich und auch von der Komposition her gibt es an dem Roman wenig zu meckern. Nur die meiner Meinung nach zu detaillierten Beschreibungen gerade zum Anfang des Buches hätten schlanker ausfallen dürfen.
[*] Diese Rezension schrieb: Arne-Wigand Baganz (2004-12-28)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.
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