Morris Duckworth, der Protagonist dieses schon 1990 erschienenen Buches von Tim Parks stammt aus England. Dort war er trotz guter Studienleistungen wenig erfolgreich und geht nach Italien um dort sein Glück zu machen. Er lebt in Verona und arbeitet dort an einer Schule, aber auch als Privatlehrer für Kinder von Leuten, die alles haben. Alles das, was, wie Duckworth findet, ihm schon lange zusteht. Er fließt über vor Selbstmitleid, hadert mit seinem Schicksal, das ihm wie er findet, arg mitgespielt hat und ihm um sein richtiges Leben betrogen hat und jeden Tag weiter betrügt.
Eine seiner Schülerinnen aus reichem Hause hat sich in Morris verliebt und der wittert seine Chance, mit einer Heirat endlich an das große, alte Geld zu kommen. Massiminas Mutter allerdings hält davon gar nichts, und die beiden beschließen zu fliehen, wobei durchaus das Mädchen die treibende Kraft ist. Da sie aber mit dem mitgenommenen Geld sehr geizig umgeht, ist Morris` Kasse nach wie vor chronisch knapp. Mit verschiedenen Ganovenstreichen versucht er vergeblich an Geld zu kommen. Mit jedem Mal werden seine Straftaten schwerer, doch Massimina merkt nichts.
Mit Morris Duckworth hat Tim Parks einen Ganoven geschaffen, der an Highsmiths Tom Ripley erinnert. Wenig sympathisch lügt und betrügt er sich durch die Welt. Immer ist alles die Schuld der anderen, die sein Genie nicht sehen und ihm nicht das geben, was er für sich permanent in Anspruch nimmt, viel Geld und Ruhm. Zunächst voller Selbstmitleid, wird Morris immer härter, böser und gnadenloser in der Durchsetzung seiner Ziele. Tim Parks gelingt es, dieser Figur so viel Charme zu geben, dass der Leser trotz ihres abstoßenden Charakters das Buch bis zum Ende nicht aus der Hand legen kann.
Ein Ende, das gar keines ist, denn für Juli und September sind von Kunstmann die beiden weiteren Bände der Parks`schen Trilogie über Morris Duckworth schon abgekündigt.
Tim Parks, Der ehrgeizige Mr. Duckworth, Kunstmann 2015, ISBN 978-3-88897-930-9
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-07-15)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.