Dante Alighieri (1265 – 1321) lebte in einer Welt, „in der Geistigkeit gepflegt wurde, aber Intrige und Brutalität herrschten“, schreibt die 100-Seiten-Biographin an einer Stelle, die Quelle des Stadthistorikers Giovanni Villani benutzend, der über seine Stadt sagte: „dass die Florentiner immer im Krieg und untereinander zerstritten“ waren. Zur Zeit Dantes war es ein Konflikt zwischen den Papstanhängern, den Welfen, und den Anhängern des Kaisers, den Waiblingern. Diese Ausdrücke stammen von den deutschen Namen Guelfen bzw. Ghibellinen, da das mittelalterliche Italienisch noch keine w-Laute kannte.
Dante im Exil
Damals zählte Florenz mit 100.000 Einwohnern zu den fünftgrößten Städten Europas und war eine Stadt des „Reichtums und ungezügelten Luxus“. Über Dante gibt es weitaus weniger dokumentarisch gesichertes Wissen räumt die Autorin ein, „keine Manuskripte, keine verbürgte Unterschrift, nur wenige Urkunden“. Die Kenntnis über sein Leben stütze sich weitgehend auf Indizien und auf Anspielungen in seinem eigenen Werk. Aber dabei wurde aus dem Autobiographischen die Autobiographie und somit ein „Mythos Dante“ geschaffen. Die Hochzeit mit Gemma di Manetto Donati gilt jedoch als verbürgt, die Hochzeit wurde im Jahre 1285 abgehalten und vier Kinder entstanden daraus. Er gehörte der Zunft der Ärzte und Apotheker an, die als einzige auch Dichter und Philosophen aufnahm. Durch eine Auseinandersetzung unter Weißen und Schwarzen Guelfen wurde Dante schließlich so weit in die Politik hineingezogen, dass er sein geliebtes Florenz als Verbannter verlassen musste.
Die göttliche Komödie
Gerade diesem Exil darf man wohl ganz unbescheiden eines der bedeutendsten der italienischen Literaturgeschichte verdanken. Denn die Sehnsucht nach der Heimatstadt inspirierte den Dichter zu „Die göttliche Komödie“, das in Hölle, Purgatorio und Paradies gegliedert wurde. Das „göttlich“ im Titel stammt vom Dante-Verehrer Giovanni Bocaccio und schuf damit ein Missverständnis, das in vorliegender 100-Seiten-Biographie wie viele andere aufgeklärt wird. Neben einer genauen Erklärung der Strukturierung seines Werkes gibt es in vorliegender Publikation auch viele informative Infografiken und Auszüge aus der „Commedia“. Natürlich wird auch auf Beatrice und ihre Rolle als Vermittlerin zu Gott ausführlich eingegangen. Zweifellos war aber Dante auch der Beginn eines Prozesses, der ein paar Jahrhunderte später zur Aufklärung führte und schließlich in der (politischen) Forderung der Trennung zwischen Staat und Kirche kulminierte. Aber auch sein Weiterwirken in der Literaturgeschichte der europäischen Moderne wird von der Autorin näher untersucht und dargestellt. Der 25. März ist in Italien übrigens seit 2018 der „Dantedì“: der Tag Dantes
Sabin, Stefana
Dante. 100 Seiten
Originalausgabe
Broschiert. Format 11,4 x 17 cm
100 S. 12 Abb. 2 Infografiken
ISBN: 978-3-15-020573-0
10,00 €
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2020-11-30)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.