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Susanne Schaber - Großes Welttheater auf kleiner Bühne
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Schaber, Susanne - Großes Welttheater auf kleiner Bühne bestellen
Schaber, Susanne:
Großes Welttheater auf
kleiner Bühne

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(Bücher frei Haus)

„Ah Trieste, Trieste, Trieste ate my liver“, heißt es in „Finnegans Wake“ von James Joyce, zum Denkmal in seinem Hauptwerk, Ulysses, das er hauptsächlich in Triest geschrieben hatte, hat es aber dann doch nicht gereicht. Dennoch haben die Triestiner dem sie so schmählich vernachlässigten Schriftsteller eine Bronzeskulptur gewidmet und ein gleichnamiges Kaffee gibt es auch in der Hauptstadt des Friauls, ganz in irischem Grün gehalten. Immerhin haben sie es bei James Joyce auch mit dem Entdecker eines der größten Schriftsteller der italienischen Kultur zu tun: Ettore Schmitz, oder wie Schaber süffisant anmerkt besser unter seinem „nom de plume“ Italo Svevo bekannt. Auch ihm, dem „italienischen Schwaben“ ist ein Denkmal gewidmet, das Museum Svevo, von dem der Besucher allerdings vorher die Öffnungszeiten genau studieren sollte. „La vita non è nè brutta nè bella ma è originale“: das Leben ist weder häßlich, noch schön, es ist einfach originell. Na eben!

Triest war vor allem ein wichtiger Hafen und wer es heute besucht, kann sich immer noch davon überzeugen, wie wichtig er wirklch war: Zwsichen 1837 und 1914 tuckerten immerhin 220 Dampfer über die Ozeane, mehr als 37 Millionen Tonnen wurden umgeschlagen und über 21 Millionen Passagiere wurden befördert, weiß Susanne Schaber aus der ruhmreichen Vergangenheit Triests zu berichten. Einst eine multikuturelle Metropole mit Italienern, Griechen, Levantinern, Slowenen, Kroaten und Serben, Österreichern u.a., wurde die Bedeutung des einstigen Hafens in der italienischen Republik deutlich heruntergestuft, auch deshalb weil es bis 1975 nicht klar war, wohin es nun wirklich gehörte. Seither ist die Demarkationslinie aber festgelegt und Triest befindet sich heute in einem neuen Europa, wo Grenzen keine Rolle mehr spielen und sich wieder viele Leute aus dem Umland ansiedeln. „Überdruss die Gegenwart; was die Vergangenheit betrifft/ nur Reue; die Zukunft Drohung“, so ein anderer Triestiner Dichter, Umberto Saba.

Susanne Schaber befasst sich auch mit den dunklen Kapiteln der Vergangenheit des Friauls, nicht nur den Schützengräben des Ersten Weltkriegs, in denen Hunderttausende starben geht sie auf die Spur, auch das Lager San Sabba erwähnt sie, eine Reisfabrik in der während des Krieges 5000 Widerstandskämpfer umgebracht wurden und etwa 20.000 in andere Lager deportiert wurden: „Gestern spie der Kamin/Rauch in allen Farben/Auf verschlossene Fenster/ Verzweifelte Fenster“. Das Friaul, dem man so gerne Marginalität oder Peripherie nachsagt war einst Nabel der Welt und in seinem Mikrokosmos spielte sich alles das ab, was draußen auch passierte. Selbst die Habsburger Kaiser werden heute in Giassico bei Cormons noch verehrt und bei der alljährlichen Geburtstagsfeier des Kaisers am 18. August wird dem selig gesprochenen Karl gedacht, der so selig gar nicht war, wie auch die Autorin betont. Ganz andere, weit sympathischere Prominenz weilte auf Schloss Duino, Rainer Maria Rilke war dort bei der Fürstin Thurn und Taxis Gast und schrieb seine omonymen Elegien in dem ehrenwerten von Andrea Palladio entworfenen Gemäuer. Eine weitere Station auf der Lesereise macht die Autorin auch am Isonzo, in Grado, in Casarsa an Pasolinis Grab, in Palmanova oder beim legendären Irrenarzt Franco Basaglia, der in den 70ern eine kleine Revolution veranstaltete, von der Italien heute noch profitiert. Die kurzweiligen Geschichten lesen sich sehr gut auf der Reise, wenn man gerade mal wieder einen Anschluss versäumt hat oder der Zug grad einfach gar nicht kommen will. Pazienza, pazienza, die Freiheit ist die Therapie. Von derselben Autorin sind bei Picus auch erschienen: Engadiner Höhenflüge, Tiroler Gratwanderungen und Streifzüge durch Venetien.

Susanne Schaber
Großes Welttheater auf kleiner Bühne
Logenplätze in Friaul und Triest
Picus Lesereisen

Picus Verlag
2009
ISBN: 9783 85452-937-8
132 Seiten
14,90.-

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2010-02-10)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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