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Colm Tóibín - Brooklyn
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Tóibín, Colm:
Brooklyn

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(Bücher frei Haus)

Der in der Nähe von Wexford aufgewachsene Ire Colm Tóibín ist sowohl von seiner eigenen Biographie als auch seiner Nationalität her geeignet wie kaum ein anderer, sich des Themas der Emigration anzunehmen. Er selbst verließ schon als junger Mann Irland, um für einige Jahre das Glück in Barcelona zu suchen, bevor er wieder zurückkehrte. Und Irland selbst gehört neben Italien zu den beiden großen katholischen Kulturnationen, die entscheidend zu dem Charakter der heutigen USA beigetragen haben, auch wenn dieser Aspekt bis heute allzu sehr von der anglikanisch-protestantischen Seite beleuchtet wird. Mit dem Roman Brooklyn erzählt Tóibín die Geschichte der jungen Eilis Stacy, die 1950 ihrer irischen Heimat den Rücken zuwendet und sich ins ferne Brooklyn aufmacht.

Das Besondere an dem Roman ist das Unspektakuläre. Eilis findet keine Arbeit, wohnt im Hause der Mutter zusammen mit der geachteten und erfolgreichen Schwester Rose, während der Vater bereits verstorben ist und die Brüder in England arbeiten. Rose arrangiert ein Treffen mit einem irischen Geistlichen aus der Brooklyner Gemeinde, der zu Besuch ist und Rose verspricht, für die Schwester Eilis sowohl Arbeit als auch ein berufliches Weiterkommen in der Neuen Welt arrangieren zu können. Dem stimmen Mutter wie die ältere Schwester zu, ohne dass Eilis besonders gefragt würde.

In Brooklyn angekommen, wird Eilis aktiver Teil einer Integrationsgeschichte: Sie bekommt Kost und Logis in einem Haus mit anderen Immigrantinnen, sie bekommt eine Anstellung in einem italienischen Modehaus, sie geht in einen Abendkurs mit anderen Immigranten aus unterschiedlichen Nationen. Sie behält ihren irischen Bezugspunkt in der Gemeinde, lernt jedoch auf einem Tanzabend einen jungen Mann kennen, der wie ein Amerikaner wirkt, sich aber als ein italienischer Einwanderer der zweiten Generation entpuppt.

Während Eilis sich zunehmend an den Lebensrhythmus und die Gepflogenheiten der neuen Heimat gewöhnt, stirbt unverhofft Schwester Rose. Auf einem Besuch bei der Mutter, die nun versucht, die Tochter zurück in die alte Welt zu ziehen, wird der emigrierten Eilis schmerzhaft bewusst, dass sie nicht mehr zurück kann. Ihre innere Entscheidung für das neue Leben ist gefällt und sie macht sich auf den Weg zurück nach Brooklyn, auch wenn es der Mutter das Herz bricht.

In einer dezent geschilderten Erzählung über eine irische Allerweltsgeschichte lässt Tóibín mit epischer Kompetenz die Erkenntnis Thomas Wolfe´s, You Can´t Go Home Again, in die Handlung einfließen, ohne dass er Klischees und emotionales Inflationsmaterial bemühen müsste. Er kommt gänzlich aus ohne das Drama, obwohl die Handlung dramatischer nicht sein könnte für die junge Eilis, deren Geschichte stellvertretend für Hunderttausende steht, die Nation und familiäre Bindungen hinter sich ließen, um in einer fremden Welt zu überleben.

[*] Diese Rezension schrieb: Gerhard Mersmann (2011-03-08)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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