Trillo
Mitglied
 5 Forenbeiträge seit dem 29.12.2006
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 29.12.2006 um 18:47 Uhr |
Sie würde gerne. Würde jetzt am liebsten das Leben, das genau jetzt in einem glühenden Augenblick begriffen, wie aus einer Flasche austrinken. Es kosten, schmecken (ausleben). Aber zuvor würde sie noch mehr: Sie würde das Leben wie eine Flasche aufmachen(sich des Inhalts bewusst)! Und dann alles auf einmal austrinken. Mit einem Schluck! Ganz einfach die Flasche leeren und spüren, wie der Inhalt sie auffüllt. Bis zum Rand? Nein, sie wollte das Leben einschütten, bis es überläuft und überschäumt (überschäumende Freude)
Das Leben aber ist, wie das Leben für jedermann ist, der es (ver)lebt hat, nun mal ganz anders, so gar nicht in einer Flasche aufzubewahren und schon gar nicht so behandelbar. ´Es ist nun mal so´, klang es von Fern und Nah, aus allen Augen und Mündern, ihre hätte sie am liebsten vor solchen lebensbedrohenden Anfeindungen verschlossen. Aber, ja, das Leben ist, wie es ist, niemand überlebt es, jedermann kann aber sagen, wie das Leben ist (und überall tönte es schon wieder, irgendwo sah man sogar einen erhobenen Zeigefinger). Einen Augenblick des Lebens aufzubewahren in einer Flasche, das geht nicht. Und das Leben aufmachen und sehen, was darin ist, es ausschmecken, ha! Das ist nur Wenigen vergönnt. Und diese Wenigen haben meist nicht (mehr) viel davon.
Ach, diesen Augenblick des glühenden, bebenden Lebens austrinken und sich damit die Kante geben, bis es nicht mehr geht (alles loslassen, von Allem losgelöst)! Das würde sie gerne. So wie sie am Strand sitzt und das Meer betrachtet, auf Flaschenpost hoffend. Er würde ihr geschrieben haben, dieses einer Flasche und dem Meer als Kurier anvertraut, ihr Liebesverse sendend von Irgendwo her (der sehnsuchtfarbenen Fremde).
Es war so…
Sie hielten Händchen. Sie unterhielten sich nicht. Wenn, dann nur durch eindeutige Blicke. Er erzählte überall alles von ihr, und dieses Überall wusste über alles Bescheid, über seine Zuneigung, seine Hingabe und Verzückung, ihr zugewandt. Oft erzählte das Überall ihr von seinen Worten. Oft standen die Beiden da und hielten Händchen. Sie schwiegen und das Überall erzählte. (So war das)
Und so ist es
Sie liebte ihn. Wenn sie sich nun entscheiden würde, dann nähme sie diese Liebe und würde sie austrinken, führte sie über den Kuss und den Spaziergängen bis hin zum Sonnenuntergang in ihr (wenn nicht sogar Sterbe)Bett. Doch sie wagte es nicht (-die Flasche aufzumachen). Warum erzählte er allen Freunden und Bekannten, dass er sie liebt, aber gestand seine Liebe nicht ihr? (Als die Beiden so oft Händchen gehalten, sich über eindeutige Blicke unterhielten.)
So saß sie am Meer, hoffend auf Flaschenpost. Ja, sie würde jetzt ein Buch aufmachen, in dem nichts steht, das aber bereit ist, alles in sich aufzusaugen. Eine wundervolle Gesichte würde sie schreiben, alles über bebende Augenblicke und Händchenhalten. Sie würde noch mehr schreiben; wie sie mit ihm spazieren zu gehen pflegt (in den Sätzen des Buches). In Alleen, die sommerlich ihnen zugewandt und für Liebesschwüre wie gemacht sind. Sie machte ein Buch auf und nahm einen Zeichenstift. Es war kalt (wie üblich im Winter) hier am Meer, die Sonne war im Begriff, unterzugehen. Die Kälte des Tatsächlichen (also erstens; dass man das Leben weder aus einer Flasche trinken noch es wie eine Flasche aufmachen konnte und natürlich zweitens; dass er ihr keine Zugeständnisse über seine Liebe machte, drittens; dass immer noch weit und breit keine Flaschenpost zu sehen war) ließ sie zittern und so zitterte sie in dem Buch auf und ab. In Zickzack- Bewegungen. Dann sah sie noch einmal hin. Und da waren sie; die (zickzackgezeichneten) Wellen, auf den Wellen schwammen fette Möwen, der Sonnenuntergang vollzog sich und er (ihr Liebster) badete im Meer. Sie sah in das Meer, nein, dort war niemand, sie liebte keine Sonnenuntergänge (die hatten für sie keine romantische Bezogenheit, sondern ein Zeichen für das nahende Dunkel), sie liebte aber fette Möwen. Jedoch badete er nicht im Meer, also mochte sie auch keine Möwen.
Ich fragte sie einmal, was sie nun macht aus dieser Geschichte, wie sich all das weiterentwickeln würde. Ob sie bereit sei, eine Flasche auszumachen (Richtung einzuschlagen)?
Aber sie war am Meer. Sie suchte zu ertrinken in diesem (Meer aus Tränen). Sie badete und wollte ertrinken im Meer, wollte nicht mehr damit aufhören. Ich nahm sie in den Arm und schwieg. Wir unterhielten uns durch diese Umarmung und sie schwieg, weil sie nicht weiter wusste. Ich dagegen schwieg, weil mich dieses Meer so mitfühlend machte, dass ich sie nur noch umarmen konnte. Vielleicht sagte ich dann doch etwas, so in etwa: „Es wird Alles gut“. Vielleicht gab sie mir eine Antwort, indem sie mir noch einmal alles über ihn erzählte…
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