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Literaturforum: Friedlicher Herbst


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Forum > Lyrik > Friedlicher Herbst
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 Thema: Friedlicher Herbst
avor
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8 Forenbeiträge
seit dem 07.11.2014

     
Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 08.11.2014 um 09:43 Uhr

Friedlicher Herrbst

Von linden Sommernächten träumen,
wenn kühle Nebelschwaden ziehen.
Wenn die Blätter fallen von den Bäumen,
die Blumen des Sommers verblühen.
Die Vögel haben uns verlassen,
am Himmel zeigt sich fahl
zwischen sturmgepeitschten Wolkenmassen
schüchtern der letzte Sonnenstrahl.

Kürzer und dunkler werden die Tage,
das Rindvieh ist schon herunten im Tal,
sich zu erholen von des Sommers Plage
im frisch renovierten und geheizten Stall.
Die Ernte ist schon eingefahren,
Kartoffeln und Kohlköpfe ausgegraben.
Raben fliegen herum in Scharen,
um sich an den Resten noch zu laben.

Ein Bauer pflügt wacker
den vom Vater geerbten Acker.
Die Scholle ist holprig, der Traktor dröhnt.
Der Hintern tut weh, das ist er gewöhnt.
Der Wind bläst eisig und rau,
der letzte Apfel ist gefallen vom Baum,
hastig aufgelesen von einer älteren Frau,
ein Müsli zu kochen, ihr schönster Traum.

Beerensammler sammeln Hagebutten,
andere sammeln Holunder und Schlehen.
Sie frieren selbst in dicken Kutten
und sollten bald nach Hause gehen.

Jäger ballern herum mit Gewehren,
aufgeregte Hasen über Stoppelfelder flitzen.
Wo könnten sie sich jetzt beschweren,
wenn ihnen die Kugeln um die Ohren spritzen?
Abendglocken läuten den Abend friedlich ein.
Ein Huhn, vom Fuchs gefangen wider Willen,
fragt aufgebracht und zornig: „Muss das sein?”
„Ja, auch Füchse müssen ihren Hunger stillen.”

Die Jäger draußen auf der Pirsch
schießen wild um sich herum
und treffen einen edlen Hirsch,
der fragt erstaunt: „Bin ich jetzt tot, warum?“
„Ihr Jagdgesindel, das ist Mord!”,
ruft ein Reh, das leidlich überlebte.
Dann rannte es in Angst und Panik fort,
während der Hirsch gen Himmel schwebte.

Der nächste Schuss traf nun das Reh.
Das Jagdhorn bläst: „Die Sau ist tot!”
Ein Wildschwein fragt das Reh: „Tut’s weh?”
„Idiot! Gleich weißt du es, dann siehst du rot!“
Friedlich läuten die Abendglocken.
Das Fallobst unter den Bäumen fault.
Die Bäuerin wechselt ihre Socken,
im Dorf ein Hofhund an der Kette jault.

Wieder knallt im Hinterhalt ein Schuss.
Wieder tönt’s: „Die Sau ist tot.”
Da ruft der Bauer: „Jetzt ist Schluss!
Die Sau bin ich, mein Hintern ist voll Schrot!”
Mit dem Handy ruft man einen Sanitäter,
der Bauer fasst ängstlich sich ans Herz.
Dann will er greifen sich den Übeltäter,
doch dann kam der große Schmerz.

„Ich blute ja wie eine Sau!”
Er stöhnt und ruft nach seiner Frau.
Die hört es nicht, ihm kommen Tränen,
die Rettung naht mit Blaulicht und Sirenen.
Der Notarzt ist gleich mitgekommen,
die Jäger werden von der Polizei vernommen.
Der Unglücksschütze aber standhaft lügt:
„Ich sah ein Tier, das einen Acker pflügt.”

Verstummt sind nun die Abendglocken.
In den Fässern reift der neue Wein.
Die Jäger nun im Wirtshaus hocken.
Ein Wildschwein ruft im Feld: „Ich hatte Schwein.“
Morgen gehen sie wieder zum Jagen
und werden am Abend wieder teilen die Beute.
Hoffentlich wird sich niemand in die Nähe wagen,
Beerensammler, Apfeldiebe oder ehrliche Leute.

Goldener Oktober, welch eine schöne Zeit.
Wie in Pastell gemalt die bunten Farben.
Nebel hüllt die Landschaft in ein mystisch Kleid.
Die Wunden werden heilen, aber es bleiben Narben.
Der Bauer kann sich wieder bücken
sein Traktor rostet auf dem Feld.
Das muss ihn aber nicht bedrücken,
es lebt sich gut vom Schmerzensgeld.

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