Biographien Rezensionen Diskutieren im versalia-Forum Das versalia.de-Rundschreiben abonnieren Service für Netzmeister Lesen im Archiv klassischer Werke Ihre kostenlose Netzbibliothek

 



Save Ukraine!
Save Ukraine!


Love all Animals

Literaturforum: Knut Hamsun - Hunger


Aktuelle Zeit: 19.04.2024 - 03:09:30
Hallo Gast, Sie sind nicht eingeloggt!
Suche | Mitglieder | Neu | Statistik

Forum > Rezensionen > Knut Hamsun - Hunger
Seite: 1
[ - Beantworten - ] [ - Drucken - ]
 Autor
 Thema: Knut Hamsun - Hunger
Kenon
Mitglied

1482 Forenbeiträge
seit dem 02.07.2001

Das ist Kenon

Profil Homepage von Kenon besuchen      
Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 18.10.2004 um 12:41 Uhr

"Hunger" ist die Novelle, mit deren Erscheinen der norwegische Dichter Knut Hamsun im Jahre 1890 seinen Weltruhm begründete - wenn ich mit diesen Worten die Rezension des Werkes beginnen würde, hätte ich es mir sehr einfach gemacht. Ich nähme mir einfach ein möglicherweise schon leicht angerostetes Gerüst daher und striche etwas eigene Farbe darüber ---

Hunger ist die aus der Ich-Perspektive erzählte Geschichte eines jungen Literaten, der sich als freier Journalist bei einer Tageszeitung verdingt. Er schreibt hauptsächlich für das Feuilleton. Dies allerdings ist ein harter Beruf, denn meist werden die Texte des Ich-Erzählers, der das ganze Buch über namenlos bleibt, vom Redakteur abgelehnt, da sie dem Leser entweder ein zu hohes Niveau abfordern würden oder weil sie schlichtweg zu hitzig verfasst seien. Der Erzähler lebt schon, als wir ihn kennenlernen, in völliger Armut. Seine Besitztümer hat er längst alle in das Pfandhaus getragen, aus seiner Bleibe wird er hinausgeworfen, weil er seit Wochen mit der Miete im Rückstand ist. Seine einzige Hoffnung ist, dass er eines Tages wieder einen Artikel schreibt, der von der Tageszeitung angenommen wird und von dessen Lohn er sich wieder einige Tage ernähren kann, denn der Hunger ist mittlerweile das den Erzähler dominierende Gefühl geworden.

Der Hunger - er treibt den Erzähler an die Grenzen seiner Existenz, während er täglich durch die Straßen von Kristiania, jener Stadt, "die keiner verläßt, ehe er von ihr gezeichnet ist", auf der Suche nach einer Arbeit, Essen oder einer Bleibe schleicht. Manchmal scheint ihm alles nur noch wie eine Halluzination; er treibt seinen Spaß mit anderen Leuten, die er verachtet, obwohl sich sein besseres Selbst noch dagegen wehrt. Er ist ein stolzer Mensch, den das Leben zwar bis auf die Knie in den Dreck drückt, aber er bricht nicht zusammen, selbst wenn er sich oft kurz davor wähnt.

Neben dem physischen Hunger, der im Nahrungsmangel begründet ist, plagt den Erzähler vor allem auch der Hunger nach literarischen Eingebungen und dem daran gekoppelten Erfolg. Oft glaubt er, große Einfälle zu haben, doch genauso oft verfliegen diese, weil er gerade kein Papier, Licht oder keinen Platz zum Schreiben hat - oder er zerreisst sein fast fertiggestelltes Drama in Selbstzweifeln auf der Straße, so dass die Fetzen in die Pfützen und den Dreck fallen. Der Schriftsteller befindet sich hier noch in seinem künstlerischen Selbstfindungsprozess. Es ist wie ein permanentes, schmerzvolles Rennen gegen Wände. Der Kopf ist schon blutig, der Körper von all den hoffnungslosen Versuchen äußerst geschwächt - und doch gibt es kein Aufgeben. Irgendwo in dieser Wand muss ein Tor sein, und wenn es nicht existieren sollte, dann wenigstens würde irgendwann ein Wandabschnitt unter all dem beständigen Dagegenrennen nach- und den Weg ins Paradies freigeben.

"Langsam begannen meine Gedanken, sich zu sammeln. Ich paßte auf und schrieb sachte und wohlüberlegt ein paar Seiten als eine Einleitung zu irgendwas; das konnte ein Anfang zu allem möglichen sein: einer Reiseschilderung, einem politischen Artikel, je nachdem ich es selbst für gut hielt. Es war ein ganz vortrefflicher Anfang zu allem möglichen."

Ich-Erzählungen sind nicht jedes Lesers Sache, aber keine andere Schreibform kann ein höheres Maß an Subjektivität bieten - und dem Leser damit die Gelegenheit, sich in ein anderes Ich geistig zu versenken und dessen Leben auf einer imaginären Ebene zu führen. Hamsun gelingt es ausserordentlich gut, das Maß an Immersion zu schaffen, welches den Leser nicht mehr loslässt, bis er das Buch durchgelesen hat und beiseite legen kann.

Nachricht senden Zitat
Seite: 1
[ - Beantworten - ] [ - Drucken - ]
Forum > Rezensionen > Knut Hamsun - Hunger


  Ähnliche Beiträge
Gestartet von
Antworten Letzter Beitrag
Ingar Kolloen – Knut Hamsun - Dreamer & Dissenter
Kenon
0 10.02.2022 um 00:13 Uhr
von Kenon
Wettbewerb zum Thema Hunger
Nachrichten
0 03.08.2009 um 20:00 Uhr
von Nachrichten
Knut Hamsun - Der Ring schließt sich
Kenon
1 09.07.2007 um 13:35 Uhr
von chalil
Knut Hamsun - Unter Herbststernen
Kenon
0 29.05.2005 um 11:19 Uhr
von Kenon
Knut Hamsun - Landstreicher
Kenon
0 10.10.2004 um 20:40 Uhr
von Kenon


Sie möchten hier mitdiskutieren? Dann registrieren Sie sich bitte.


-> Weitere Bücher von Knut Hamsun



Buch-Rezensionen:
Anmelden
Benutzername

Passwort

Eingeloggt bleiben

Neu registrieren?
Passwort vergessen?

Neues aus dem Forum


Gedichte von Georg Trakl

Verweise
> Gedichtband Dunkelstunden
> Neue Gedichte: fahnenrost
> Kunstportal xarto.com
> New Eastern Europe
> Free Tibet
> Naturschutzbund





Das Fliegende Spaghettimonster

Ukraine | Anti-Literatur | Datenschutz | FAQ | Impressum | Rechtliches | Partnerseiten | Seite empfehlen | RSS

Systementwurf und -programmierung von zerovision.de

© 2001-2024 by Arne-Wigand Baganz

v_v3.53 erstellte diese Seite in 0.064632 sek.