Die Macher der ARTE-Erfolgssendung „Mit offenen Karten“ Émilie Aubry und Frank Tétart stellen uns in vorliegendem geopolitischen Atlas die Konflikte der Gegenwart mittels Karten dar. Überall dort, wo im 21. Jahrhundert die entscheidenden Konflikte über Land, Ressourcen und die Zukunft der Demokratie stattfinden, durchstreifen die Autoren die Kontinente und berichten von den wichtigsten geopolitischen Umwälzungen unserer Zeit.

Geopolitik: das Schlagwort der Moderne

"Geopolitik" lässt sich nicht mehr leugnen. Längst ist jedem und jeder von uns klar, dass was heute an einem bestimmten Ort der Welt passiert, unmittelbare Konsequenzen für den unbeteiligten Beobachtenden hat. Man kann den Rest der Welt nicht mehr ohne weiteres ignorieren – er geht uns alle an. Unter den Gesichtspunkten des gesellschaftlichen Zusammenhalts, des Klimas, der Gesundheit, der Energieversorgung, der Ernährung oder der Verteidigung nähern sich die Herausgeber an die Konfliktherde unserer Welt an. Regionale Flächenbrände nehmen genauso zu wie die Wahrscheinlichkeit eines großen Konflikts von globalen Ausmaßen. Wo liegen die wichtigsten Krisenherde der Welt? Dieser einzigartige Atlas klärt auf anschauliche und prägnante Weise auf und legt den Finger dort hin, wo wir es am wenigsten erwarten: da wo es am meisten wehtut. Die Rückkehr des Krieges in Europa und im Nahen Osten als Mittel der gesellschaftlichen Auseinandersetzung und der Politik stellt uns vor ungeheure Aufgaben, die nur durch Bildung und Aufklärung bewältigt werden können. Dazu leistet der vorliegende Atlas der Welt der Gegenwert einen wertvollen und wichtigen Beitrag.

Atlas der Krisengebiete der Welt

Die Krisen der Gegenwart nehmen vielleicht alle ihren Ausgang in Europa. Der erste Blick über den Tellerrand führt zur aktuellsten Auseinandersetzung zwischen den alten Machtblöcken USA und Russland in der Ukraine. Das erste Kapitel der vorliegenden Publikation erklärt die internationalen Zusammenhänge und die Vorgeschichte des gegenwärtigen Krieges. Auch die Ängste der umliegenden Staaten werden in eigenen Unterkapiteln näher beleuchtet: das Baltikum, Schweden, Polen aber auch Deutschland sehen sich der ersten großen Gefahr seit dem Ende des Kalten Krieges resp. Zweiten Weltkrieges gegenüber in einen Krieg hineingezogen zu werden der so gar nicht ihrer ist. Eine grundsätzliche Schwäche gegenüber dem Westen wird aber dann doch festgestellt. Russland hat zwar 35 mal so viel Fläche wie Frankreich, allerdings nur doppelt so viel Bevölkerung. Die demographische Schwäche begrenzt also Russlands Macht gegenüber dem Westen und der Welt. Dafür hat es jetzt China an seiner Seite. Blicken wir im zweiten Kapitel über den Großen Teich, den Atlantik, sehen wir aber auch ein gespaltenes Amerika. Nicht das in Nord-, Süd- und Mittelamerika, sondern eine USA die demnächst um ihr Überleben als Republik kämpfen wird müssen. Zunächst an den Ballots, den Wahlurnen. Das Land mit der nach China und Indien größten Armee der Welt (1,3 Millionen Soldaten in Waffen) unterhält sechs regionale Militärkommandos weltweit. 51 Prozent der im Ausland stationierten amerikanischen Streitkräfte befinden sich übrigens im asiatisch-pazifischen Raum, wie die Herausgeber wissen seit der Pivot to Asia Devise von Obama.


Weitere Schwerpunkte werden in 28 Destinationen über den ganzen Globus verteilt auch in Afrika, dem Nahen Osten und in anderen Krisengebieten gesetzt. Im Anhang befindet sich ein Glossar, eine Bibliographie und ein Bildnachweis. Émilie Aubry ist Journalistin und Chefredakteurin, die ihre Ausbildung an der renommierten Science Po in Paris absolvierte. Frank Tétart hat in Geopolitik promoviert und ist Autor gleich mehrerer Atlanten.

Aubry, Émilie / Tétart, Frank
Die Welt der Gegenwart.
Ein geopolitischer Atlas
2024, Klappenbroschur, 224 S., mit zahlreichen Abbildungen, Grafiken und Karten
ISBN: 978-3-406-81404-4
C.H.Beck Paperback
€ 29.-

[*] Diese Rezension schrieb: Juergen Weber (2024-10-29)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.