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Max Dax - Palermo – La Città e la musica
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Dax, Max:
Palermo – La Città e
la musica

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(Bücher frei Haus)

Palermo als Hauptstadt Siziliens und vielleicht des italienischen Südens insgesamt, der sich zwischen Neapel und Siracusa erstreckt, wird gerne in Opposition zu Rom gesehen, gilt letztere doch auch manchen bereits als Beginn des „meridionalismo“. Die Spaltung des Landes in „polentoni“ und „terroni“ (also „Polentafresser“ und „Erdhocker“) wird besonders dann augenscheinlich, wenn man sich die geographische Distanz zwischen Rom und Palermo ansieht. Immerhin 13 Stunden Zugfahrt oder 647 Kilometer trennen die beiden Städte und da ist es kein Wunder, dass manche auch von zwei Ländern sprechen, dem Süden und dem Norden. Das südliche Lebensgefühl mag für den einen oder anderen Nordeuropäer ja bereits bei einem Cappuccino am Gardasee beginnen, wo bereits Goethe die veränderte Vegetation aufgefallen ist und in Padua sogar eine Kaktee nach ihm benannt ist, aber der wirkliche Süden, den kann man nur in Sizilien spüren, da, wo der Scirocco von Afrika den Wüstensand auf die Balkonpflanzen bläst. Die Zitronen sind hier besonders groß und die Gärten besonders verlockend, soll ein arabischer Geograf im 12. Jahrhundert über Palermo geschrieben haben. Tatsächlich ist die Stadt aber auch reich nicht nur an arabischer oder italienischer Geschichte, sondern auch an normannischer. Die Fotos von Max Dax zeigen ein Palermo und Sizilien, das wohl mit der Cavalleria Rusticana insofern verglichen werden kann, als er besonders alltägliche Szenen auf Papier gebannt hat. Der Fotograf zeigt nicht nur die Schönheit einer mystischen Stadt, die es schon seit Jahrtausenden gibt, sondern auch seine Bewohner und ihre kleinen Probleme und großen Tätigkeiten. Obsthändler, Fischverkäufer oder Jugendliche rückt er ebenso ins Zentrum seiner Linse wie Graffiti, die Palermo bereits als „Northafrica“ ausweisen. Parks, Gebäude wie Kirchen (Chiesa Dell`Immacolata, Santa Caterina) oder öffentliche Plätze kommen in seinem Narrativ über Palermo ebenso vor, wie der Vucciria Markt oder das Nachtleben der Stadt. Die Chiesa di San Cataldo mit ihren drei rotgefärbten Kuppeln ist sicherlich eines der beeindruckendsten Bauwerke und auch ein guter Orientierungspunkt in der Innenstadt. Teatro Massimo, wo „Der Pate“ gedreht wurde, oder Teatro Pupi, von dem eines der Lieder auf der vierten CD stammt, werden von Max Dax ebenso porträtiert wie die Kinder Palermos, seine Zukunft, seine Vergangenheit.

Die Musik der vorliegenden Publikation legt neben Pietro Mascagnis „Cavalleria Rusticana“ und dem von Nino Rota stammenden Soundtrack zu „Gattopardo“ dem Roman von Giuseppe Tomasi di Lampedusa, der mit Claudia Cardinale, Alain Delon, Burt Lancaster in den Hauptrollen von Luchino Visconti verfilmt wurde, auch zwei CDs sizilianische Lieder von verschiedenen Interpreten. Die Cavalleria Rusticana wurde natürlich ebenso wenig zufällig gewählt wie „Der Leopard“ (Gattopardo). Cavalleria Rusticana, die hier in einer Aufnahm mit Maria Callas glänzt, beschäftigt sich (übrigens als Einakter) mit der Alltagsrealität im Süden und gilt als „die“ italienische Nationaloper. Sie wurde zu einem der populärsten Werke des Musiktheaters, weil sie die Mode des Fin de Siecle, den Verismo, am besten verkörperte. Die volksnahe Handlung Liebe, Eifersucht und vendetta (tödliche Rache) gilt als beste Verkörperung des Südens, die Cavalleria Rusticana spielt ja auch in einem sizilianischen Dorf am Ostersonntag mit der Kirche im Zentrum des Blickfelds. Turridu, ein junger Bauer, liebt Lola, die Frau eines Fuhrmanns. Nach seiner Heimkehr als Soldat heiratet er quasi als Ersatzhandlung Santuzza, die wiederum ihn leidenschaftlich liebt. Aber Lola verrät ihre Liebe an ihren Ehemann Alfio, der wiederum Turriddu aus Rache tötet. Besonders Turriddus Abschied von der Mama am Vorabend des Duells ist in das italienische Volksliedgut quasi als Klassiker eingegangen. Nicht umsonst werden auch besonders die Süditaliener als „mamoni“ (Muttersöhnchen) verunglimpft und wohl auch deswegen gilt die Oper als sehr repräsentativ für den Süden allgemein oder Sizilien im Besonderen. „Voi dovrete fare da madre a Santa“, singt Turridu in Apotheose seiner Mutter und seines immer währenden Abschieds.

Die „Mazurka“ aus „Gattopardo“ ist wohl ebenso anspielenswert, wie die vielen anderen sizilianischen Lieder, die sich auf den beiden anderen CDs befinden. „I pirati a Palermu“ von Rosa Balistreri erzählt die Geschichte der plündernden Piraten vor Sizilien „I colori del mare ci hanno rubato, che danno!/I pesci sono impazziti/che lamento che fanno“(„Sie raubten die Farben des Meeres, was für ein Elend/die Fische sind irre geworden/wie sie klagen“), „Teatro dei Pupi“ von Carmelo Salemi. Weitere Lieder stammen von Carlo Muratori oder Nakaira, I Percussonici oder Gruppo Folk Taormina.

www.earbooks.net
Max Dax (Fotos)
Palermo – La Città e la musica
120 Seiten
4 CDs
120 meist farbige Fotografien
deutsch-englisch-italienisch

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2010-10-19)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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