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Beatrice Faßbender - New York . Eine literarische Einladung
Buchinformation
Faßbender, Beatrice - New York . Eine literarische Einladung bestellen
Faßbender, Beatrice:
New York . Eine
literarische Einladung

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(Bücher frei Haus)

Die bisher glaublich dickste literarische Einladung des Wagenbachverlages widmet sich der Hauptstadt aller Hauptstädte, obwohl sie selbst nicht einmal eine ist. New York gehört administrativ zum Staate New York und die Hauptstadt davon ist Albany. New York ist aber vor allen Dingen die Hauptstadt des Kosmopolitismus, weswegen sie 2001 wohl auch zum Angriffsziel des Dschihad wurde, der in ihr das Babylon der Moderne sieht. Dem Trauma von 911 widmet sich in der vorliegenden Anthologie aber nur eine Geschichte von Don DeLillo, deren Titel schon eine klare Anspielung auf das Ereignis schlechthin ist: „Falling Man“. Anhand von sieben Kapiteln, die sich an den Boroughs von New York orientieren, hat die Herausgeberin die Vielseitigkeit der Hauptstadt der Weltbürger erarbeitet und illustriert somit ein Panoptikum der Stadt durch Raum und Zeit, auch wenn die Autoren – mit einer Ausnahme – alle im 20. Jahrhundert geboren sind. Meines Wissens das erste Mal befindet sich hinter dem Umschlagdeckel vorne und hinten auch eine Landkarte mit eingezeichneten Stories.

Caramba!Lebende Memme oder toter Held…
Im Stadtteil Queens etwa gebe es eine Schule, die Elternbriefe in 62 Sprachen verschicke, schreibt Eliot Weinberger. Die Stadtverwaltung veröffentliche offizielle Dokumente gar in 110 Sprachen. Der Kosmopolitismus der Stadt werde konterkariert von der Region New York, die zwar größer als Griechenland sei, aber hauptsächlich aus verrosteten Fabrikstädten und Ackerland bestehe, so Weinberger. In Manhattan, dem bekanntesten Bezirk der Stadt, kann das Leben mithin zu einer Überlebensfrage werden, wie auch Piri Thomas in seiner Geschichte „Spanish Harlem Kid“ zu erzählen weiß. „Caramba! Lebende Memme, toter Held“ fährt dem jungen Protagonisten durch die Knochen, als seine Nachbarjungs ihm an einer Straßenecke auflauern. Entweder einmal kämpfen, oder sein Leben lang davonrennen müssen denkt er sich und zeigt, wie einfach es ist die Gangmitglieder gegeneinander auszuspielen. „Divide et impera“ ist auch im Manhattan des 21. Jahrhunderts noch ein Überlebensprinzip, denn nur wer schlauer ist als die anderen, kann überleben.

New York City: vom Sweep-Inn zur Pimp Roll
Eine ähnliche Seite von New York zeigt etwa auch Judith Thurman, die „wie jeder normale Mensch in New York sein Leben in einem Schuhkarton zugebracht habe“. Dabei ist nicht nur die Enge der Wohnungen gemeint, sondern wohl auch tatsächlich die Behausung der Obdachlosen, die sich im Winter über U-Bahn-Schächten zusammenrotten. Da geht es den Bewohnern der Stadt in Helene Hanffs Geschichte „Sommer im Central Park“ um einiges besser, denn sie können es sich aussuchen, ob sie übers Wochenende aufs Land fahren, um sich dort für eine Nacht zu erholen, oder ob sie gleich in der Stadt bleiben und sich den Anfahrtsstress ersparen. „Na, schönes Wochenende gehabt?“ frägt sie dann ihre Arbeitskollegen am Montag nicht ganz ohne Ironie und diese antworten ihr darauf nur mit einem Knurren. In Don McNeills Geschichte zeigt der Autor, was man an so einem freien Wochenende in New York alles machen kann, denn in den Sechzigern gab es tatsächlich ein paar Hippies, die ein „Sweep-In“ organisiert hatten. Damit machten sie der munizipialen Stadtreinigung so viel Konkurrenz, dass es sogar den Bürgermeister auf den Plan rief.
„An warmen Tagen stolzierten in der Bronx so viele junge Burschen draußen im pimp roll herum, dass ganze Straßenzüge auf und ab zu hüpfen schienen“, schreibt Tom Wolfe in „Kramer in der Bronx“. Von der Bronx bis Staten Island, von Greenwich Village bis Rockaway Beach – mit Texten von Woody Allen, Maeve Brennan, Michael Cunningham, Don DeLillo, Allen Ginsberg, Helene Hanff, Jonathan Lethem, Colum McCann, Grace Paley, Richard Price, David Sedaris, Eliot Weinberger, Colson Whitehead, Tom Wolfe ...

Beatrice Faßbender
New York
Eine literarische Einladung
SALTO. 2014
144 Seiten. Gebunden mit Schildchen. Fadengeheftet. Rotes Leinen
15,90 €
ISBN 978-3-8031-1307-8
Wagenbach Verlag

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2014-09-13)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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