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Rezensionen


 
Nancy H. Kleinbaum - Club der Toten Dichter
Buchinformation
Kleinbaum, Nancy H. - Club der Toten Dichter bestellen
Kleinbaum, Nancy H.:
Club der Toten Dichter

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(Bücher frei Haus)

Kann und sollte man sich befassen mit einem Buch, das viel bekannter durch seine Verfilmung geworden ist und selbst dessen Erfolg schon fast zwei Dekaden zurück liegt? Ganz besonders, muss die Antwort lauten, wenn es sich um eine Thematik handelt, die von ihrer Aktualität her kaum zu überbieten ist. Denn es geht um Erziehung und Bildung und die Frage, welches Konzept am besten geeignet ist, die Persönlichkeitsbildung junger Menschen zu unterstützen. Kleinbaums Club der Toten Dichter ist eine handliche Skizze zum Paradigmenstreit über die Konstitutionsprinzipien einer erfolgreichen Pädagogik.

Die Handlung, eine sehr komprimierte Ausführung über das Leben von Schülern, die sich meist durch das Elternhaus bestimmt in einem traditionsreichen Internat eingefunden haben, um die notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere zu schaffen. Sie finden eine prinzipienorientierte, traditionsbewusste und disziplingesteuerte Pädagogik vor, deren Ziel es ist, diese drei Kerneigenschaften bei den Heranwachsenden weiter herauszubilden und zu prägen. Dort, an der Ostküste, wo der angelsächsisch, weiß und konservativ ausgerichtete Oberklassenamerikaner seine geographischen Wurzeln hat, kommen keine liberalen oder gar libertären Experimente in Frage. Mit einer durch einen Zufall ausgelösten Ausnahme: Einem Lehrer schottischer Herkunft, der selbst einmal Schüler in diesem Internat war und neu verpflichtet wurde. Er weckt im Fach Englisch die kreativen Kräfte der Schüler, er fordert sie auf, zu dichten, und vor allem ihren eigenen Weg zu gehen, wie unwirklich er auch klingen mag. Einer beginnt heimlich als Schauspieler, ein anderer deklamiert seine Phantasien beim Sport und ein dritter vertont seine Gedanken in einer Höhle, die schon dem Lehrer als Refugium des Clubs der Toten Dichter gedient hatte. Und es kommt, wie es kommen musste: Der heimlich schauspielernde Junge wird von seinem strengen Vater nach einer Aufführung gemaßregelt und bekommt ein Verbot, worauf sich dieser erschießt und die Schulleitung den Lehrer mit seinen unkonventionellen Methoden als Verantwortlichen identifiziert und entlässt. Der Schulbetrieb geht weiter, der Lehrer und der Club der Toten Dichter verkommt zu einer Episode in einer Welt, die weiterhin dominiert wird von Regeln, Tradition und Disziplin.

Bei der Lektüre des Buches wird deutlich, wie sehr die kreativen Potenziale der Schüler sich entwickeln können, wenn die Didaktik sich nicht beschränkt auf das Lernen, Wissen zu konservieren, sondern wenn sie sich darauf fokussiert, erworbenes Wissen und existente Gefühle anzuwenden oder auszudrücken. Die Frage, mit der sich auch unsere Gegenwartspädagogik so fürchterlich quält, nämlich, wie es gelingen kann, aus einem Lernprozess etwas nie endendes und immer wieder Spaß machendes zu erleben, wird hier mit spielerischer Leichtigkeit skizziert. Szenen wie auf dem Sportplatz, wo die Schüler Gedichtzeilen rezitieren und dabei mit sich den anderen eine regelrechte Battle liefern oder die dialogische und interpretatorische Poesie mit ihrer rhythmischen Übersteigerung in der Höhle sind eine Fundgrube für alle, denen eine graue Theorie, die Lebendiges verspricht, nicht ganz geheuer ist. Lesenswert, mehr denn je!

[*] Diese Rezension schrieb: Gerhard Mersmann (2010-04-06)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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