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Andreas Marks - Hokusai. Shunga
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Marks, Andreas:
Hokusai. Shunga

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(Bücher frei Haus)

Katsushika Hokusai (1760-1849), aufgrund des weiterverbreiteten Bilder der "Welle von Kanagawa" Japans berühmtester Künstler, gilt als Vertreter der sog. "volkstümlichen Kunst in Japan". Aber mit dem hier vorliegenden Werk "Shunga" wird ein ganz anderer Aspekt seiner Kunst der Öffentlichkeit zugänglich.

Was sich hinter der Welle von Kanagawa verbirgt

Der "japanische Rembrandt, Callot, Goya und Gaumier" wie Carl von Lützow ihn in der "Monatsschrift für den Orient" 1884 nannte, schuf auch Werke wie "Der Traum der Fischersfrau (Muscheltaucherin und Oktopus", die nicht nur freizügig waren, sondern auch stark an Motive aus dem europäischen Jugendstil erinnern (vgl.: Danae von Klimt, 1907). Die Beeinflussung fand aber von Japan nach Europa statt und nicht etwa umgekehrt. In seinen als "shunga" („Frühlingsbilder“) bekannten Erotika zeigt Katsushika Hokusai schamlose Sinnlichkeit und spielerischen Humor zu wollüstigen Szenen in den verschiedensten Konstellationen. Genauso wie europäische Künstler nach ihm, musste Hokusai gegen die Zensur kämpfen und schaffte es, sie zu umgehen und somit einen lebendigen Beitrag zur urbanen Kultur der Edo-Zeit zu leisten. „Vor Kurzem habe ich einige Alben mit japanischen Obszönitäten erstanden. Sie bereiten mir Vergnügen, bringen mich zum Schmunzeln und sind ein Fest für die Augen.“, schrieb etwa einer der Publizisten-Brüder Goncourt, Edmond (1822–1896). Ob er damit die Abbildungen von Dienstmädchen oder Ehefrauen, Kurtisanen, Liebhaber oder neugierige Zaungästen meinte, bleibt ein offenes Geheimnis. Der bereits erwähnte verspielte Kraken ist jedenfalls frech, fröhlich und oft zum Brüllen komisch. Also sozusagen alles, was sich unter der Welle von Kanagawa verbirgt. "Shunga" ist eine spezifische Kategorie innerhalb der Ukiyo-e-Kunst, die sich mit der "fließenden Welt" oder dem Alltagsleben befasst. Kurz: obszön im besten Sinne des Wortes.

Mit Shungas in die Schlacht

Das vorliegende umfassende Portfolio vereint acht komplette Bücher und Holzschnittserien aus den Jahren 1786 bis 1823 des großen japanischen Künstlers in einem Luxusband in Hardcover im Schuber, Format 24.3 x 30.4 cm, 3.30 kg, auf 480 Seiten. Viele der die Abbildungen begleitenden Erzählungen wurden vom Künstler selbst verfasst und sind somit autorisiert. Aus Bild und Text entsteht so eine ungehemmte Schau der weiblichen Anatomie, aber auch verschmitztem Voyeurismus, zärtlichem Austausch und einer überraschend egalitären Einstellung zur Lust beider Geschlechter. Denn anders als im prüden Europa des 18. Jahrhunderts war Sexualität im Japan der Edo-Zeit (1603–1868) als natürlicher Teil des Lebens weitgehend akzeptiert. Dennoch blieben "shungas" (Frühlingsbilder), also Holzschnitte, die sich mit erotischen Darstellungen beschäftigten, natürlich verboten, wurden aber geduldet. So trugen etwa die Samurai - hohe japanische Würdenträger und Inkarnationen der japanischen Kultur - die "Pin-ups" als Talismane bei sich, wenn sie hinaus in die Schlacht zogen. Technische Neuerungen, die sich zu Hokusais Lebzeiten im Druckgewerbe vollzogen, ermöglichten satte Farben und bis ins feinste Detail wiedergegebene Textilien. Mit neuen Aufnahmen dieser seltenen Werke, einer ausführlichen Einleitung und erklärenden Essays gewährt die vorliegende Retrospektive Einblick in einen weniger bekannten, aber unendlich fantasievollen Erzählstrang aus Hokusais über siebzigjährigem Schaffen.


Der promovierte Japanologe Andreas Marks war von 2008 bis 2013 Direktor und Chefkurator des Clark Center for Japanese Art im kalifornischen Hanford. Seit 2013 ist er Mary Griggs Burke Curator of Japanese and Korean Art sowie Direktor des Clark Center for Japanese Art am Minneapolis Institute of Art.

Andreas Marks
Hokusai. Shunga
Ausgabe: Mehrsprachig (Deutsch, Englisch, Französisch)
2025, Hardcover im Schuber, 24.3 x 30.4 cm, 3.30 kg, 480 Seiten
ISBN: 978-3-8365-9628-2
Ausgabe: Mehrsprachig (Deutsch, Englisch, Französisch)
€ 100

[*] Diese Rezension schrieb: Juergen Weber (2025-08-04)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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