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Angelika Wesenberg - Impressionismus / Expressionismus
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Wesenberg, Angelika:
Impressionismus /
Expressionismus

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(Bücher frei Haus)

„Gestehen wir uns ruhig ein, dass wir keine Neger oder Christen des frühen Mittelalters sind! Dass wir Bewohner von Berlin sind, anno 1913, in Caféhäusern sitzen und diskutieren, viel lesen, sehr viel vom Verlauf der Kunstgeschichte wissen und: dass wir alle vom Impressionismus herkamen!“, bekennt freimütig Ludwig Meidner am Anfang des Jahrhunderts und gibt damit wohl auch Programm vor, dass sich das eine(Im) ohne das andere (Ex) nicht denken lässt. Dem Umstand dass die Neue Nationalgalerie in Berlin 2016 wegen Renovierungsarbeiten geschlossen bleibt, ist es zu verdanken, dass die Ausstellung zur Moderne - kurz „ImEx“ (Impressionismus/Expressionismus) genannt - in der Alten Nationalgalerie ausgestellt wird (22.05.2015 - 20.09.2015)Wie Gabriele Quandt, die Vorsitzende der Freunde der Nationalgalerie im Geleitwort zu vorliegendem Ausstellungsband schreibt, werden dort nun auch erstmals die bisher als Gegensätze betrachteten Kunstrichtungen, die stets räumlich und zeitlich getrennt wurden, an einem Ort ausgestellt.

Kunst ohne Vaterland
Auch Udo Kittelmann, der Direktor der Nationalgalerie bemerkt viel Übereinstimmung in den Motiven der beiden anscheinend so gegensätzlichen Kunstrichtungen, die allzu oft auf französische Heiterkeit und deutsche Tiefe reduziert wurden: das traditionsreiche Bild der Badenden (Rückkehr zu Natur und Ursprung), Tiere, Freizeitvergnügungen wie Parks, Restaurants und Biergärten oder Erholungsorte, Wein, Tanz und Kabarett waren ebenfalls Motive, die von beiden –Im und Ex - gerne gewählt wurden. Ein jähes (vorläufiges) Ende beider Kunstrichtungen setzte dann aber der Erste Weltkrieg, der an die Worte Max Liebermanns gemahnte: „Die wahre Kunst hat – genauso wie die wahre Wissenschaft - kein Vaterland.“ Leider hatten dann aber doch sehr viele plötzlich ein Vaterland, das es gegen vermeintliche Feinde zu verteidigen galt. Natürlich kann dem Projekt Kunst daran keine Schuld gegeben werden, denn diese bemühte sich stets eine gemeinsame Sprache (der Kultur) zu finden.

Kunst und Kern
Kultur sei eben viel mehr als nur Ware oder Währung, sondern vielmehr der Kern des europäischen Projekts, wie es Monika Grütters benennt, und so waren nach dem Zweiten Krieg Robert Schumans Worte dann umso bedeutender: „Europa wird seine Seele in der Vielfalt seiner Eigenschaften und Bestrebungen finden“. Auch dafür ist die Ausstellung in der Alten Nationalgalerie, die ihren Bogen bis in die Gegenwart spannt, ein Beweis. Von der Weltanschauung bis hin zur Weltdurchschauung (Franz Marc) reichten denn auch die Interpretationen des Impressionismus, den der österreichische Kunstkritiker der Jahrhundertwende, Hermann Bahr, gerne als „Haltung der Klassik seit der Antike als Naturzugewandtheit“ charakterisierte. Angelika Wesenberg betont in ihrem Beitrag zu vorliegendem Ausstellungsband hingegen die Gemeinsamkeiten von „ImEx“: „antiakademischer Affront, Provokationswille, scheinbar flüchtig-unfertig, Subjektivität, Individualität des Pinselduktus, Freilichtmalerei, Entmaterialisierung der Objekte“. Über die „Reflexion des Ich auf das Ich“ – das wohl auch beiden Kunstrichtungen gemeinsam ist – klagte allerdings ein Kaiser Wilhelm II.: „Dieser widerliche Kultus der Persönlichkeit, den die Leute treiben.“ Aber Wilhelm hatte damals (1898) ja auch dem Automobil gegenüber dem Pferd keine Chance gegeben.

Die vorliegende Publikation enthält neben den erwähnten und vielen anderen Artikeln zu ImEx auch eine Vielzahl von Reproduktionen der bedeutendsten Gemälde jener Epoche, die auch heute noch national zugeordnet werden, was in einem vereinten Europa selbstverständlich keinen Platz hat. Ein erster Versuch in diese Richtung ist die Ausstellung in der Alten Nationalgalerie in Berlin.

Angelika Wesenberg
Impressionismus/Expressionismus
Beiträge von I. Becker, A. Daemgen, Ph. Demandt, R. Freyberger, J. Heinen, M. A. von Lüttichau, R. März, B. Schäfer, D. Scholz,
P.-K. Schuster, K. Thomas, F. Uhlig, A. Wesenberg, K. Zacharias
320 Seiten, 230 Abbildungen in Farbe
24,5 x 29,5 cm, gebunden
ISBN: 978-3-7774-2343-2

[*] Diese Rezension schrieb: juergen weber (2015-12-27)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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