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Frédéric Beigbeder - Der romantische Egoist
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Thema: Frédéric Beigbeder - Der romantische Egoist
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25 Forenbeiträge seit dem 11.12.2007
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 17.12.2007 um 19:32 Uhr |
SUFF UND SEX
Frédéric Beigbeder, Der romantische Egoist
(Ullstein Verlag, Berlin 2006) 285 S., € 19,95
In der Übersetzung von Brigitte Große liegt dieser im Jahr 2005 im französischen Original erschienene Roman in Tagebuch-Form vor. Der Protagonist und Ich-Erzähler Oscar Dufresne, Mitte 30, gönnt sich seine verfrühte midlife crisis - er rechnet mit sich und der modernen Spektakelgesellschaft ab. Er ist phlegmatisch, zynisch und hat sexuelle Obsessionen. Zudem ist er ein routinierter Trinker vor dem Herrn. Er selbst bezeichnet sich als „Nörgler auf Honorarbasis“ - er notiert: „Tagebuchschreiben heißt beschließen, daß das eigene Leben aufregend ist. Was mit widerfährt, betrifft die ganze Welt.“ Oscar schwankt zwischen Selbstironie und Selbstüberschätzung. Er ist viel unterwegs - in Rom bewundert er die Ruinen: „Sie sind meinesgleichen.“ Die Kapiteleinteilung erfolgt übrigens nach Jahreszeiten, beginnend mit dem Sommer.
Ein Mann zwischen zwei Frauen - einer, die ihn nicht will und einer, die er nicht will - flüchtet sich zu zahlreichen Abenteuerchen auf der realen oder einer eingebildeten Ebene. Er versucht sich in Nachtclubs großer Städte vieler Länder im Flirten. Er grübelt ein wenig über das Leben nach und landet immer wieder bei trivialen Banalitäten: „Ich habe einen Trick gefunden, um kostenlos Brüste zu betatschen: Du behauptest einfach, sie seien falsch. Die Mädels sind stockbeleidigt. Plötztlich heben sie ihr T-Shirt und bitten dich, es nachzuprüfen.“ Für wie primitiv hält Beigbeder eigentlich seine Leser?!
Oscar wandelt zwischen Suff und Sex, bekommt sentimentale Momente und existiert ohne jegliche weitergefaßte Ideale. Zu Beginn des 3. Kapitels bricht der Ich-Erzähler jegliche Illusion: „Der Kunstgriff zu einem Heteronym verwandelt die Lektüre dieses Tagebuchs in ein Versteckspiel. ‚Der romantische Egoist’ läßt sich so definieren: Es ist ein Spiel mit dem Ich.“ Allerdings nimmt dieser „Egoist“ auch auf seine Person wenig Rücksicht - und „romantisch“ kann man ihn wahrlich nicht nennen - dann eher schon larmoyant.
Mittendrin gibt er sein Lebensmotto aus: „Ich mag nur lesen, schreiben und poppen.“ An anderer Stelle sieht sich Oscar vor der Wahl zwischen Zynismus und Paranoia - in gewisser Weise praktiziert er eigentlich beides mit Überzeugung. Wir finden hier also quasi Episoden, Reflexionen, Assoziationen - die Form des Tagebuchs erlaubt es, Inkohärenz zum Prinzip zu erklären, uns eine mehr oder weniger zufällige Reihung von Fragmenten zuzumuten. Ein Pastchwork-Text mit gebremst selbstironischer Nabelschau.
Lästigerweise kokettiert der Autor/Erzähler mit seiner Doppelrolle: „Warum sind mein Leben und mein Werk so eng verknüpft. (...) Ich bin mein eigenes Versuchskaninchen.“ Das Buch hört einfach irgendwie auf - wir haben am Lotterleben eines gutsituierten Medienautors teilgenommen und gelernt, daß derartige Bücher weder unbedingt geschrieben noch gelesen werden müßten. Das ist pseudointellektuelles Dampfgeplauder auf Boulevardmagazin-Niveau. KS
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