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Literaturforum: Die Harten - Film von Omar Zúñiga


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Forum > Aesthetik > Die Harten - Film von Omar Zúñiga
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 Thema: Die Harten - Film von Omar Zúñiga
ArnoAbendschoen
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 01.03.2022 um 23:42 Uhr

Endlich wieder eine Herausforderung: sich am deutschen Werbetext für den chilenischen Film „Die Harten“ (span. „Los fuertes“) abzuarbeiten; ich nehme sie an und beginne mit der Schlagzeile „Eine Liebe am Ende der Welt“, auf dem Cover der DVD über dem Filmtitel placiert. Ende der Welt? Spielt der Film in Feuerland? Mitnichten, sondern im Raum Valdivia, einer Provinzmetropole, ca. siebenhundert Kilometer südlich von Santiago. Bis zum wirklichen Ende des Kontinents kommen deren leicht noch einmal eintausend hinzu. Der Begriff passt auch in einem übertragenen Sinn nicht. Valdivia und Umgebung sind vielbesuchte Urlaubs- und Touristenziele.

Auf der Rückseite der Hülle beginnt es so: „Lucas weiß noch nicht so recht, wo er im Leben hinwill …“ Diese Aussage lässt sich aus dem Filminhalt nicht begründen. Wir erfahren fast nichts über Lucas` Leben in Santiago und wenig über seine weiteren Zukunftspläne. Sicher ist, dass er den Kontakt zu seinen Eltern abgebrochen hat, da sie seine Homosexualität nicht akzeptieren. Weiter im Text: „Bevor er sein Architekturstudium in Montreal beginnt, besucht er noch einmal seine Schwester, die in einem abgelegenen Fischerdorf im Süden Chiles lebt …“ Richtig ist: Lucas hat sein Architekturstudium längst abgeschlossen und vermutlich auch in diesem Beruf gearbeitet. Er will sich in Kanada zusätzlich für Denkmalpflege qualifizieren. Dann: „Ausgerechnet hier verliebt er sich in den attraktiven Hafenabeiter Antonio …“ Hafenarbeiter? Antonio ist Fischer und mehrere Szenen zeigen ihn auf dem Boot, das die Sardinenfischerei betreibt. Dass er seinen Arbeitsplatz verliert und sich als Fischer selbständig machen will, ist auch Inhalt der Filmhandlung. Man fragt sich: Hat der Texter den Film überhaupt gesehen? Weiter: „Damit die Beziehung der beiden jungen Männer eine Chance hat, müssen sie über sich hinauswachsen und geben sich ihrer Leidenschaft füreinander hin …“ Auch das hat mit dem Stoff wenig zu tun. Die beiden lernen sich einfach kennen, haben offenkundig nicht zum ersten Mal Sex mit einem Geschlechtsgenossen und sind sich so sympathisch, dass sie sich bis zu Lucas´Abreise immer wieder treffen. Diese unspektakuläre Geschichte soll wohl mit obiger Formulierung aufgepeppt werden, damit der Umsatz, den die edition salzgeber mit dem Film machen kann, ein wenig über sich hinauswächst.

Vom zweiten Absatz nur noch Schlagwörter: „ … ein wild loderndes Liebesdrama ...“ – gerade wild oder gar lodernd ist es nicht - „ … vor einer atemberaubenden Naturkulisse.“ Atemberaubend auch eher nicht, sondern die Seele weitend: eine weiträumige maritime Landschaft, die an die Küsten der Bretagne oder Normandie erinnert, mit grünen Hügeln, Buchten, Inseln, einem großen Fluss und Festungsruinen aus der Kolonialzeit.

Der chilenische Filmemacher Omar Zúñiga präsentierte mit dem 2019 fertiggestellten Werk etwas sehr Ansehnliches und durchweg Überzeugendes. Seine Qualitäten bestehen in mitfühlender Beobachtung von Wirklichkeit und großer Detailtreue. Da, seht her, sagt der Film gewissermaßen, so schön und ergreifend ist unser alltägliches Leben, sind unsere gewöhnlichen Lebensläufe mit ihren Höhen und Tiefen. Lucas macht eine Urlaubsbekanntschaft und sie gewinnt rasch emotionale Bedeutung, wie es eben mitunter geschieht, wenn es gerade nicht zu den Zukunftsplänen passt. Wie die beiden damit umgehen, sich der Situation stellen und die - absehbare - Lösung des Problems aushalten, das ist der wesentliche Stoff des Werks. Ansehen sehr zu empfehlen, auch wegen der selten gut gelungenen erotischen Szenen, die dem freundlich-lebensbejahenden Geist des Films entsprechen.

„Los fuertes“ (international auch unter dem Titel „The Strong Ones“ vertrieben) war Zúñigas erster abendfüllender Spielfilm. Er kam zu unpassender Zeit heraus, kurz vor Beginn der Corona-Pandemie, die in vielen Ländern die Kinos zeitweise verschloss. Bemerkenswert an der Vorgeschichte des Films: Es ist als Neuverfilmung eine Langfassung des Stoffs von Zúñigas Kurzfilm „San Christóbal“, der 2015 auf der Berlinale prämiert wurde (Teddy für den besten Kurzfilm). Die beiden Hauptrollen wurden schon damals von Samuel Gonzáles (Lucas) und Antonio Altamirano (Antonio) übernommen, attraktiven und talentierten jungen Schauspielern.

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