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Don DeLillo - Bluthunde
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DeLillo, Don:
Bluthunde

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(Bücher frei Haus)

Bluthunde auf der Spur eines Hitlerpornos

Der zu den Postmodernisten zählende amerikanische Autor Don DeLillo wird heute assoziiert mit Werken wie Unterwelt, Sieben Sekunden oder Mao II. Sein jüngstes Werk, Falling Man (2007) war einer der weiniger geglückten Versuche, das Trauma des 11. September in New York zu verarbeiten. Der Durchbruch als amerikanischer Schriftsteller von internationalem Rang gelang DeLillo bereits vor drei Jahrzehnten: Mit dem Roman Bluthunde (1978).

Die Handlung spielt in den siebziger Jahren, reale Aktionsfelder sind New York City, Washington D.C., Dallas, die Wüste von Nevada. Die handelnden Personen sind ein abgetakelter Händler erotischer Skulpturen, zwei Journalistinnen einer ehemaligen Aktivistenzeitung namens Bluthunde, ein ehemaliger US-amerikanischer Militär und Geheimagent aus Vietnam, der nun einen militärisch-industriellen Komplex anführt, ein etwas dekadenter US-Senator, der sich für erotische Kunstgegenstände interessiert und einige Mittelsmänner, Agenten und Killer.

Die Handlung besteht darin, dass der abgetakelte Kunsthändler einen echten Film pornographischen Inhalts aus dem Berliner Führerbunker kurz vor dem Sturm durch die Russen angeblich auftreiben kann. Akteure: Der Führer persönlich nebst Eva Braun und allerlei anderen netten Gretelchen. Der dekadente Senator lässt durch Mittelsmänner vorfühlen, die Bluthunde wittern Morgenluft und der Boss des militärisch-industriellen Komplexes will die einmalige Chance nutzen, den Senator, der ihm ständig mit Untersuchungsausschüssen das Leben schwer macht, die Lampe auszuknipsen. Eh man sich versieht, hat ein Agent eine heiße Affäre mit einer der beiden Redakteurinnen der Bluthunde, der Senator ist harmloser als gedacht und liegt besoffen auf dem Teppich in seinem eigenen Haus und der Boss des Konzerns will aussteigen und zusammen mit seiner jungen vietnamesischen Frau auf dem Land leben und selber handwerklich arbeiten. Doch irgendwie haben sie alle vorher einen Job zu machen, hier und da gibt es Leichen, die Frau des längst umgebrachten Filmanbieters taucht wieder auf und offeriert die heiße Rolle dem abgetakelten Händler, der Industrielle will jetzt auch mit der Bluthundredakteurin ins Bett, was diese verweigert, dafür wird der Agent und ehemalige Liebhaber der Schönen von vietnamesischen Schergen des Industriellen gemeuchelt und der Senator spielt gar keine Rolle mehr. Nachdem so einige dirty Jobs erledigt sind, wabert die Handlung zurück in den Verkaufsraum des schmierigen Erotikhändlers, wo ein Gehilfe mit zitternden Fingern den Film einlegt. Einzige Zuschauerin ist die amouröse Bluthundredakteurin. Der Film, der sich als die heißeste Ware der Branche angekündigt hatte, ist zwar echt, doch er zeigt den ganz trivialen Familienalltag in diesem sagenumwobenen Führerbunker.

Das Buch endet mit diesem lauen Plot um einen Hitlerporno, den es nie gab, dessen Idee jedoch ausreichte, um viele Menschen umzubringen und Strategien zu erarbeiten, wie kriminelle Energien effizienter erzeugt werden können. DeLillo ist mit diesem Buch eine Dramaturgie gelungen, die ihre Höhepunkte in der Erzähltechnik findet, aber auch gotterbärmlich abstürzt, wenn es um eine gewisse Handlungslogik geht. Es findet sich in dem Text nichts Zwingendes, was letztlich Erotik pur ist – im literarischen Prozess.

[*] Diese Rezension schrieb: Gerhard Mersmann (2009-10-09)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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