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Rezensionen


 
Christian Fuchs - Das Glühen im Dunkeln - Wie Filme mir das Leben retteten
Buchinformation

Der leicht zornige und mit stiff upper lip etwas hämisch dreinschauende junge Mann, der einem da von der ersten Umschlagseite entgegenblickt ist nicht nur Filmkritiker und FM4-Radio-Moderator, sondern seines Zeichens einst auch Frontman der Indie-Bands Fetish 69, Bunny Lake oder neuerdings auch der Wienerlied-Rock’n’Roll-Combo Die Buben im Pelz. Die für diese in wunderschönes S/M-Schwarz/Rot gebettete Publikation des Milena Verlages versammelt ausgewählte Essays, die seit 2000 für den Radiosender FM4 entstanden, zwischen seinen Hardcover-Buchdeckeln.

Horror, Komödie, Arthouse vom Fuchs

Der Autor widmete sich schon in seinen Büchern „Kino Killer“ und „Bad Blood“ seinem ganz persönlichen Lieblingsgenre, dem True-Crime-Film-Boom. In „Das Glühen im Dunkeln“ sind es geradezu obsessive Liebeserklärungen an jene Spielfilme, die er auch als Katharsis zur Austreibung seiner persönlichen Dämonen begreift und zelebriert. Denn stets verwebt er seine Kritiken mit persönlichen Erlebnissen, intimen Geständnissen oder Verbeugungen vor Godzilla und Bruce Lee. Aber auch Auseinandersetzungen mit Arthouse-Werken von Yorgos Lanthimos finden ihren Platz neben David Lynch, Christopher Nolan oder Avatar und Terminator sowie Sofia Coppola und Ulrich Seidl. Ein Stelldichein für Popkulturfans, Cinephile und Filmfreaks, die nichts auf große Hollywood-Namen wie Spielberg oder Lucas geben. Gepflegt und gehegt wird hier die Nische, die aber genauso die Blockbuster liebt, solange sie etwas abgründig und abstrus daherkommen. Verstörende oder ungefilterte Positionen des Austro-Kinos finden sich ebenfalls in den sehr persönlichen Texten, die einen durch die ersten zwei Jahrzehnte des Kinos des neuen Milleniums geleiten. Christian Fuchs beschränkt sich dabei keinesfalls auf ein bestimmtes Genre, sondern widmet sich mit gleicher Leidenschaft Horror, Komödie oder Arthouse. "Verstörung und Betörung liegen eben nahe beieinander", schreibt er in seinem Vorwort und weiß, dass der Zauber oft in seiner Verzauberung liegt, einen in andere Leben eintauchen zu lassen, Perspektiven zu ändern oder sich einfach plattwalzen zu lassen.

Anekdoten über Regisseure und leidenschaftliche Filmrezensionen

Fuchs erzählt etwa eine Anekdote von der Viennale (dem Wiener Filmfestival), als er Zeuge einer Begegnung zwischen Altmeister Dario Argento und Jörg "Nekromantik" Buttgereit wurde und ersterer letzterem euphorisch eine Liebeserklärung machte. Für seine Filme selbstverständlich. Im Zuge dessen erfahren wir als Leser aber auch, dass es in Rom tatsächlich ein Argento-Museum geben soll (tatsächlich ist es ein Shop). Alleine dafür hat sich die Lektüre von Glühen im Dunkeln ja schon gelohnt, denn so erfährt man Dinge, die auch im täglichen Leben für jeden nützlich sind. Genauso wie die Info, dass die Fan-Doku Room237 den Horrorfilm The Shining von Kubrick entschlüsselt. Ergänzt werden die illustren Filmrezensionen von Christian Fuchs durch Illustrationen von Michael Liberatore und Michael Trimmel sowie einem Vorwort von Veronika Franz und Severin Fiala, die 2024 schon mal das Berlinale-Publikum mit "Des Teufels Bad" verstörten und dafür (!) mit einem Haufen Auszeichnungen überhäuft wurden. In der Hauptrolle: Anja Plaschg, besser bekannt als Soap&Skin. By the way: Christian Fuchs spielt auch in dem cinematischen Bandprojekt Black Palms Orchestra, das sich Filmsoundtracks verschrieben hat. Twin Peaks - Der Film, nicht die Serie - lässt grüßen. Ein Stichwort- und/oder Personenregister wäre der Mühe wert gewesen, ansonsten eine gelungen Publikation für Filmfreaks und solche die es noch werden wollen. Lebensrettung inklusive.

Christian Fuchs
Das Glühen im Dunkeln - Wie Filme mir das Leben retteten
Mit einem Vorwort von Veronika Franz & Severin Fiala
2024, Hardcover, gebunden, mit Leseband, 238 Seiten,
ISBN 978-3-903460-32-4
Milena Verlag
€ 25.00

[*] Diese Rezension schrieb: Juergen Weber (2024-10-29)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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