Kaum hat man diese schöne und berührende Erzählung begonnen, ist man auch schon wieder an ihr Ende gekommen. Gerne hätte man den Erzählungen des namenslosen Mädchens weiter gelauscht, die ihre Erlebnisse und Erfahrungen eines Sommers beschreibt, den sie bei ihren Verwandten in Irland verlebt.
Die Geschichte wird im Präsens erzählt und sie beginnt an dem Tag, als das Mädchen zu den Verwandten auf eine Farm in Wexford gebracht wird. Sie belauscht ein Gespräch ihrer Eltern, aus dem hervorgeht, dass die ganz froh sind, die älteste Tochter bis zum Beginn der Schule bei den Verwandten unterbringen zu können. Es sind die achtziger Jahre, die IRA- Häftlinge sind im Hungerstreik. Doch all das ist nicht wichtig. Wichtig ist und wohl für das weitere Leben de Mädchens prägend, dass es dort auf der Farm unbeschwerte und leichte Tage verlebt, mit einem Verwandten, der ihr wird wie ein Vater, mit dem sie zusammenarbeitet und durch den sie vor allen Dingen erlebt und erfährt, dass es auch andere Formen des Familien- und Zusammenlebens gibt als die, die sie von zu Hause kennt.
Sie entdeckt in dieser schönen Zeit so etwas wie die Anfänge ihrer eigenen Identität und sie lernt, mit dem großen Reichtum der Sprache und ihrer Ausdrucksmöglichkeiten zu spielen.
Ein gelungenes, ein großes Stück Prosa, das in seiner zarten Schönheit und Poesie noch lange nachwirkt.
Claire Keegan, Das dritte Licht, Steidl 2013, ISBN 978-3-86930-609-4
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-01-20)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.