Biographien Rezensionen Diskutieren im versalia-Forum Das versalia.de-Rundschreiben abonnieren Service für Netzmeister Lesen im Archiv klassischer Werke Ihre kostenlose Netzbibliothek

 


Rezensionen


 
Wallace D. Wattles - Die Wissenschaft des Reichwerdens
Buchinformation
Wattles, Wallace D. - Die Wissenschaft des Reichwerdens bestellen
Wattles, Wallace D.:
Die Wissenschaft des
Reichwerdens

Bei amazon bestellen

(Bücher frei Haus)

Um sofort Entwarnung zu geben an alle, die sich fragen, ob man bald Millionär sein wird, wenn man jetzt dieses Buch liest: Nein. Wallace Wattles gehört in jene Epochenumbruchzeit des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, als Volksbeglücker, Lebensreformer, Prediger und Apostel nicht eben selten auftraten. Ob sie Friedrich Nietzsche, Hermann Hesse, Henri Bergson oder Rudolf Steiner hießen. Wattles ist einem Religionsstifter zu vergleichen - und da er auch weißer amerikanischer Bürger war, ist seine Religion die des Selfmademans, des ehrgeizigen Unternehmers, des schrankenlosen Kapitalismus‘. Von Geld und Zahlen verstand er vielleicht nicht sehr viel, sicher aber was von der Animationskunst, einen neuen „Spirit“ zu definieren und zu kommunizieren.

„Denke deinen Erfolg und du wirst ihn haben“, könnte man die Kernaussage des Manifests zusammenfassen. Handfeste Tipps offeriert Wattles nicht, dennoch erfreut sich das Büchlein nach Jahrzehnten der Vergessenheit seit etlichen Jahren wieder reger Nachfrage. Auch auf Deutsch wird es in neuen Ausgaben immer noch aufgelegt, allerdings bei eher obskuren Verlagen.

Niemand lebt wirklich, behauptet Wattles, der nicht die entsprechenden Mittel hat, seine Persönlichkeit und seine Wünsche in reale Gegebenheiten dieser Welt umzubilden. Was sich auf Anhieb zwar so anhören könnte, aber dann das glatte Gegenteil von Sozialismus ist. Nicht durch Vergesellschaftung und Umverteilung der Gesamtheit aller Güter und Dienstleistungen wird die Situation des Menschen verbessert, sondern dadurch, dass jedes Individuum hartnäckig und unbeirrbar an der Realisierung seines jeweilig eigenen Traumes arbeitet. Nicht durch Verteilen und Erhalten, sondern durch Arbeiten und Nehmen.

Man kopiere den Namen Wallace D. Wattles ins Suchfenster des Internet Browsers und sehe sich Fotos von dem Herrn an. Aber gewiss doch, ein Donald Trump ist das nicht und auch sonst keiner, der sich ein unschlagbares Firmenkonglomerat zusammengerafft hat. Hoch auf dem Lattengerüst einer Landwirtschaftsausstellung im Staate Ohio könnte man den hageren Sektierertypen sich denken, wie er den Leuten mit einigem Pathos zuruft, dass Gott auf sie zählt, dass sie reich werden. Es sei genug da, der Globus sei ja unermesslich, sprudele von guten Gaben nur so über. Seinerzeit konnte man das glauben. Wer den Bogen rauskriegt, sich irgendwas irgendwo aufzubauen, hat das nicht für seinen Egoismus, sondern für die göttliche Vorsehung getan.

Ein Buch für die praktische Umsetzung ist es nicht, eher eines zum Staunen und Schmunzeln, eine kuriose Ausgrabung. Routiniert hält uns der Rhetor eine Weile mit Andeutungen und Vorwegnahmen hin, es komme demnächst blitzendes Leuchten durch die Wolken, bevor er zur so plausiblen wie simplen Botschaft gelangt: „Die Dinge auf eine bestimmte Art tun“, macht den Unterschied!

Um ein bisschen zu enthüllen, denn, wie gesagt, wer schnell Geld braucht, liest das Buch besser nicht, „bestimmte Art“ besagt nur, dass man sich sein einziges, festumrissenes Ziel fürs Leben aussucht und von diesem Tag an jede Minute in Richtung auf dieses Ziel lebt. Dass man jeden Tag glaubt und weiß, dass man richtig handelt, dass man mehr Erfolg haben wird als andere, die sich nichts überlegt haben, dass Gott auf einen hinunterlächelt.

Am Ende eine Stelle aus dem Werk, die mich an den französischen Vitalismus-Philosophen Henri Bergson denken ließ. Es ginge darum, die in der äußerlichen Realität sich ausdrückenden inneren Kräfte des Kosmos zu dechiffrieren. So etwas wie: Philosophischen Willen aus Fesseln lösen. Die Konzepte des Alls sind im Vorzufindenden solange eingesperrt, bis wir sie erlösen - und uns selbst dabei und dadurch reich machen.

Zitat:

Das Verlangen nach Reichtum ist nur die Fähigkeit des größeren Lebens, das seine Erfüllung sucht; jedes Verlangen ist die Bemühung einer nicht ausgedrückten Möglichkeit, sich umzusetzen. Es ist die Kraft, die danach strebt, sich zu manifestieren, die den Drang hervorruft. Das, was Sie dazu bringt, mehr Geld zu wollen, ist dasselbe wie das, was die Pflanze zum Wachsen antreibt, es ist das Leben, das einen vollständigeren Ausdruck anstrebt.


[*] Diese Rezension schrieb: Klaus Mattes (2017-01-24)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


-> Möchten Sie eine eigene Rezension veröffentlichen?

[ weitere Rezensionen : Übersicht ]

 

Anmelden
Benutzername

Passwort

Eingeloggt bleiben

Neu registrieren?
Passwort vergessen?

Neues aus dem Forum


Gedichte von Georg Trakl

Verweise
> Gedichtband Dunkelstunden
> Neue Gedichte: fahnenrost
> Kunstportal xarto.com
> New Eastern Europe
> Free Tibet
> Naturschutzbund





Das Fliegende Spaghettimonster

Ukraine | Anti-Literatur | Datenschutz | FAQ | Impressum | Rechtliches | Partnerseiten | Seite empfehlen | RSS

Systementwurf und -programmierung von zerovision.de

© 2001-2024 by Arne-Wigand Baganz

v_v3.53 erstellte diese Seite in 0.006007 sek.