Frieling Wilhelm Ruprecht - Der Bücherprinz. Lebensabschnittsgeschichte
Buchinformation
Down and Out in Oelde, Paris und London. Prinz Rupi aka Ruprecht Wilhelm Frieling hat es getan. Der Wonneproppen der Bielefelder Geburtsklinik wurde fern seines Heimatortes Oelde, in Berlin, zum Buchverleger. Als einer der ersten überhaupt gründete er einen Verlag, der Autor:innen an der Finanzierung und dem Gewinn ihrer Bücher beteiligte. Internationale Übersetzungen folgten und machten aus dem Bücherliebhaber den Bücherprinzen. Vom Journalisten zum Verleger zum Autoren: die Trinität des Glücks!
Verlag sucht Autoren: Auch Goethe hat den Götz bezahlt!
Wer's nicht glaubt: auch andere haben das schon getan. Selbst Johann Wolfgang von Goethe finanzierte seinen Götz von Berlichingen erstmal selbst, bevor er zu höherem Ruhm aufstieg. In seiner Gesellschaft befanden sich diesbezüglich aber auch Hermann Hesse, Heinrich Mann und Friedrich Nietzsche, Honoré de Balzac, Rudyard Kipling, Leo Tolstoi, Edgar Allen Poe, Soren Kierkegaard, Emily Bronté, Marcel Proust, Arno Schmidt und viele andere, wie der Autor extra für sein Buch recherchierte. Und genau das passierte auch schon beim Frieling Selbstverlag. Wer erst einmal ein Buch dort verlegen ließ, schaffte es eventuell von diesem Sprungbrett aus zu noch höheren Ehren. Das hatte sich auch schon ein gewisser Jack Unterweger gedacht, der Mutter- und Prostituiertenmörder, den der Verleger allerdings dankbar ablehnte. 2001 sprengte die Vielzahl der Bücher, die bei Frieling erschienen waren, bereits den Rahmen des 400-seitigen Katalogbuches, was den bekannten Spiegel Autoren und Kulturkritiker Henry M. Broder vielleicht zu folgender Aussage verleitet haben könnte: "Es ist das schrägste, originellste Verlagsprogramm weit und breit. Und kein anderer Verleger hat so viele Autoren glücklich gemacht." Kann man zu noch höheren Ehren und Weihen aufsteigen? In den ersten Kapiteln erzählt der Autor von seinem aufregenden Lebenslauf, der ihn von Oelde über die ganze Welt schließlich nach Berlin brachte. Eine Menge an Zoten und Anekdoten, aber auch viel Persönliches und Privates erklärt, wie Prinz Rupi zu dem wurde, der er heute ist und warum auf seiner Pforte "Werde, der du bist" steht. Als bekennender Karl May Fan war er zwar nie bei den Skipetaren (Albanien), besuchte aber doch aller Herren Länder und arbeitet als Journalist und Verleger bevor er schließlich selbst Autor wurde. "Ich lebte den Traum von tausendundeiner Nacht.", schreibt er an einer Stelle und wer das Buch ganz gelesen hat, weiß, dass das nicht mal eine Übertreibung ist.
Homo Homini Deus Est!
Denn aus Thomas Bernhards Kerker (dem Elternhaus) ist der Autor schon mit zarten 17 Jahren ausgebrochen, wovon auch die Fotos, die die Erzählung auflockern, erzählen. Der Mensch ist des Menschen Gott und so ist es auch mit dem Buch. Ein Buch ermöglicht Hilfe zur Selbsthilfe, Therapieersatz und noch höhere Weihen als die Religion. "Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer heillosen Welt, wie sie der Geist geistlosen Zustands ist. Sie ist das Opium des Volkes", wie schon Karl Marx wusste und von Prinz Rupi, der am Höhepunkt der APO-Revolte nach Berlin umsiedelte und sich durchaus in die Traditionslinie der sog. 68er stellt, gerne zitiert. So wie auch viele andere Bezugspunkte der internationalen Jugendrevolte - etwa Jimi Hendrix (mit dem der Autor seinen ersten Joint rauchte) oder die Kommune 1 sowie die Tupamaros ("Frei sein, High Sein, Terror muss dabei sein") - hat Prinz Rupi nämlich alle Klassiker gelesen und weiß sie literarisch anzuwenden. "Wiederholung und Erinnerung sind die gleiche Bewegung", zitiert er Soren Kierkegaard (1843) nur in entgegengesetzter Richtung (...). Deshalb macht die Wiederholung, wenn sie möglich ist, einen Menschen glücklich, während die Erinnerung ihn unglücklich macht". Sein Plädoyer für das Schreiben macht auch bei Erich Fromm Station, der im Schreiben das Bedürfnis sah, "seine Abgetrenntheit zu überwinden und aus dem Gefängnis seiner Einsamkeit herauszukommen". Schreiben sei Bekundung von "aktivem Lebenswillen, Bereitschaft zum Dialog und Beweis des manifesten Vorhandenseins einer freien, unabhängigen Persönlichkeit" fügt Prinz Rupi ergänzend hinzu. Am 1. Mai 1975 waren die Amis raus aus Vietnam und die 68er hatten theoretisch gewonnen. Aber erst begann ein langer Marsch durch die Institutionen oder im Falle Rupis durch sein Bücherlager. Im Laufe seines Verlegerlebens aus dem er mit viel Verve und Pepp erzählt und keinen Kalauer auslässt sind wohl mehr als 10.000e Bücher durch seine Finger gegangen. Glücklich machte er damit aber nicht nur die Autoren, sondern auch mindestens ebenso viele Leser.
Lesen ist gesund
Und übrigens lesen ist auch gesund: "Im Gegensatz zum rein passiven, rezeptiven Fernsehkonsum führt das Lesen ähnlich wie das Träumen einen veränderten Bewusstseinszustand herbei, bei dem der Körper entspannt und die Phantasie motiviert, eigene, neue Bilderwelten zu erschaffen", schreibt der Bücherprinz, dem man auch in diesem Punkt nur zustimmen kann. Ein erfülltes Leben voller aufregender Bücher und Autor:innen über die Prinz Rupi in vorliegendem Buch einen unterhaltsamen Überblick gibt.