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Literaturforum: MetaPhon, die AV-Reihe der Edition Das Labor ab 20


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Forum > Medienkritik & Kommunikation > MetaPhon, die AV-Reihe der Edition Das Labor ab 20
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 Thema: MetaPhon, die AV-Reihe der Edition Das Labor ab 20
Matze
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 02.02.2011 um 08:30 Uhr

MetaPhon, die AV-Reihe der Edition Das Labor ab 2011 auf www.vordenker.de

In den Download-Angeboten der Reihe „MetaPhon“ werden bei http://www.vordenker.de/metaphon.htm Hörspielmacher aus der Rhein/Ruhr-Region vorgestellt.

Zu hören sind die Hörspielmacher: Mario Giordano, Helge Schneider, Jens Neumann, Marina Rother, A.J. Weigoni, u.a.

Und die Komponisten: Peter Brötzmann, Eva Kurowski, Franz Halmackenreuther, Mona Lisa Overdrive Alexander Perkin, Volker Förster, Tom Täger, u.a.

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1. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 02.02.2011 um 09:13 Uhr

Ein Hintergundgespräch zur Reihe: http://www.rp-online.de/hps/client/opinio/public/pjsub/production_long.hbs?hxmain_object_id=PJSUB::ARTICLE::663627&hxmain_category= ::pjsub::opinio::/musik_multimedia/cds

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2. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 06.02.2011 um 14:30 Uhr

MetaPhon 1 - seit Januar 2011 - mit "Mona Lisa Overdrive"

Abseits des westlichen Spiralnebels gibt es für das medienarcheologisch geschulte Gehör einen Klangkosmos ganz eigener Art zu entdecken. Der digital-analoge Grenzgang des Studioprojektes MLO begann irgendwann in den 80-er Jahren des 20. Jahrhunderts im Studio von HK; übrigens weit vor dem Aufkommen des PC als universaler Produktionsmaschine.

Grundlagen dieser akustischen Produktion waren eine analoge 4-Track-Bandmaschine und ein Atari 1040ST-Computer sowie diverse Synthesizer, Sampler, Saiteninstrumente und jede Menge analoge und digitale Effektgeräte. Pop, Soundgefrickel und die die Leidenschaft für den Jazz finden bei MLO auf elegante Weise zusammen.

Um Max Bill zu paraphrasieren: Die Songs von MLO sind „Gegenstände für den geistigen Gebrauch“. Grundlage des MLO-Sounds ist die konsequente Verwendung von Micropatterns, rhythmischen Mustern, die neben klassischen elektrischen und akustischen Instrumenten aus Umweltklängen und Geräuschen herausdestilliert werden. Zum Einsatz kommt grundsätzlich alles, das zum Hervorrufen von akustischen Ereignissen und Resonanzen verwendet werden kann, u.a. Lackdosen, afrikanische Spieluhren, Türen, Fußböden, Gebäude, Stimmen, Saiten, Tasten, Felle, Plastiktüten. Auf diese Art und Weise gelingt eine akustische Erforschung der Mythen des Alltags.

Die MLO-Kompositionen lösen und schaffen weit entfernt vom Free-Jazz Grenzen zwischen Tonalem und Atonalem, Maschinellem und Biologischem, Archaischem und Neuem. Charmant an diesen Ambient Chansons sind die Stücke, auf denen die Sängerin Nicole Vogt dem Material mit einer etwas fernen, wehmütigen Stimme eine Seele einhaucht.

Hier hört man keine Hooks aus den üblichen Synthesizern, pumpende Dance-Rhythmen oder den mittlerweile arg ausgelutschten Autotune-Effekt, diese Songs sind dem Plastikgegnidel heutiger Hitfabrikationen noch Lichtjahre voraus. Bedauerlicherweise wurde das Projekt um 2003 das Projekt vorübergehend eingestellt. Damit MLO auf die Renaissance des Analogcomputers nicht länger warten muss, stellen wir dieses Data-Pop-Meisterwerk auf MetaPhone vor.

"Mona Lisa Overdrive" bestehen aus: Heinz Kessler, Nicole Vogt, Joachim Paul, Ben Bischoff und wechselnde Gastmusiker

Die Alben von "Mona Lisa Overdrive" findet sich seit Januar 2011 unter: http://www.vordenker.de/mlo/mlo_metaphon.htm

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3. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 06.02.2011 um 14:30 Uhr

MetaPhon 2 – Januar 2011: Gotthard Günther liest Naturphilosophie...

Nach seiner Emeritierung am Biological Computer Lab in Urbana, Illinois, 1972 übersiedelte Gotthard Günther nach Hamburg und hielt bis zu seinem Lebensende 1984 an der Universität Hamburg Vorlesungen über Philosophie.

In der ersten Hälfte des Wintersemesters 1981/1982 las er Naturphilosophie. Unser besonderer Dank gilt Herrn Jürgen Albrecht, der uns seinen persönlichen Mitschnitt auf Audiocassetten zur Verfügung stellte.

Wir haben den Mitschnitt digitalisiert und sorgsam "entrauscht". Er steht hier als 192 kbps mp3 in 8 Dateien zur Verfügung. Wer sich ernsthaft dafür interessiert, wird auch die Zeit haben, die Dateien herunterzuladen.

Gotthard Günther - Philosophie live - ein weiterer Kommentar erübrigt sich.

Link: http://www.vordenker.de/ggphilosophy/GG_Naturphilosophie_Vorl_1981.htm

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4. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 06.02.2011 um 14:32 Uhr

MetaPhon 3 – Februar 2011: »RaumbredouilleReplica

Das Beruhigende an Science-Fiction-Stoffen ist die Erfahrung, daß andere Welten zwar anders aussehen, trotzdem aber genauso funktionieren wie die Unsere. Andererseits ist es betrüblich, wenn man immer wieder feststellen muß, daß sich eine bessere Welt bisher nirgends durchsetzen konnte.

Kult wäre der falsche Begriff, um dieses Phänomen zu benennen; diese Serie "Raumpatrouille" ist echtes nationales Kulturgut der alten BRD, ein absolut authentisches Stück bundesdeutscher 1960-erjahrekultur. Der Mythos vom Bügeleisen auf dem Kontrollboard hat diese Gratwanderung zwischen dem Seriösen und dem Ironischen verdrängt.

Einen Remix zu basteln ist in der Popmusik üblich. Weigoni hat das selbe gemacht mit der Tonspur der Fernseh–Serie Raumpatrouille… ein Pop–Song–Spaß! Bei Täger, Spezialist für Tonträger der anarchischen Aufnahmezelle Tonstudio an der Ruhr mit vieltönendem Output… dient dieses Patchwork als akustisches Fanzine und sollte als solches die harrende Gemeinde finden. Das Hörspiel ist quasi die achte Folge der siebenteiligen Fernsehserie "Raumpatrouille Orion

Die Hörspielversion "RaumbredouilleReplica" liefert auf verschärft humorvolle Weise einen Reflexionsboden, von dem aus Trivial- und Technomythen liebevoll demaskiert werden. Weigoni und Täger zeigen uns noch einmal die Zukunft aus dem Blickwinkel der Vergangenheit des bürgerlich-vermieften Wohnzimmers der 1960-er, in dem man sich, verschreckt durch beginnende Studentenunruhen und dem Ende des Wirtschaftswunders, dem Thrill einer ungewiss-gewissen Zukunft aussetzt, in der der Weltenraum - entsprechend dem Sicherheitsbedürfnis begrenzter Kulturen - scheinbar unspektakulären Patrouillen zugänglich ist. Die hohe Kunst von Tom Täger und A.J. Weigoni besteht darin, nicht hinter dem Reflexionsgrad des Originals zurückzubleiben.

Dazu ein geleaktes GSD-Geheimpapier: http://www.vordenker.de/gsd/bred.htm

Was für "Raumschiff Enterprise" zunächst die Klingonen, waren die Frogs für "Raumpatrouille Orion", der deutschen Science-Fiction-Serie mit Kultstatus und Heimwerkerappeal: Bügeleisen dienten dem hochtechnisierten Raumschiff als Schaltgeräte und brennende Tennisbälle flogen durch die wolkenlose Weite des Himmels. Legendär auch das Raumfahrerkasino, in dem nach geglückter Mission zukunftsweisend Rücken an Rücken getanzt wurde. Die neu aufbereitete Tonspur dieses Straßenfegers hält ein weiteres ungeahntes Abenteuer mit Wolfgang Völz, Claus Holm, Charlotte Kerr u.v.a. bereit. Wie meinte Dietmar Schönherr nach bestandenem Abenteuer: "Rücksturz zur Erde".

Seit langem beschäftigt sich Weigoni mit Trivialmythen, die sich in Groschenheften, in der Schlagermusik, im Kino und in Fernsehserien manifestieren, und als Medienautor ist Weigoni ein Spieler, den die technischen Entwicklungen der Medien faszinieren, weil sie schier unendliche Möglichkeiten der Neuordnung von Formen und Zeichen eröffnen.

Seine Hörspielcollage "Raumbredouille Replica" geht unter anderem von der Raumschiff-Enterprise-Utopie der 60er Jahre aus: "Es gibt keine Nationalstaaten mehr, es gibt nur noch die Menschheit und ihre Kolonien im Weltraum." Der alte Topos der Science-Fiction von der Bedrohung der Erde durch eine Invasion von Aliens und die Errettung der Menschen durch die Helden der Raumfahrt wird in diesem Hörspiel ergänzt durch die Chiffren der Pop(musik)kultur. Bei der Realisierung dieser Autorenproduktion arbeitete Weigoni mit Täger zusammen, dem Produzenten der Alben von Helge Schneider und der Missfits.

Eine Hörprobe der "RaumbredouilleReplica" findet sich seit Februar 2011 unter: http://www.vordenker.de/metaphon.htm

Die Aufnahme ist in HiFi-Stereo-Qualität erhältlich über: info@tonstudio-an-der-ruhr.de

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5. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 02.03.2011 um 20:05 Uhr

MetaPhon 4 – Merz 2011 mit "Ohryeure"


Die Frage "Woher kann ein Bischof so gut küssen?" wird unstrittig von Eva Kurowski beantwortet. Während man bei Elmar Steinrückens akustischen Western den Gebrauch von Pfeil und Bogen erlernen kann, kämpft Helge Schneider mit den Tücken eines Anrufbeantworters.

Fortzuhören ist schwieriger, als fortzublicken. Die Dimension des Akustischen ist das Ausmaß der Unfreiheit. Als Hörende sind wir unfrei. Wir sind alle Ohryeure. In das geöffnete Ohr verschwindet gesprochene Sprache, die sich in Erinnerungsräume einnisten kann, die verschwindet. Aber Sprache verschwindet nicht immer spurlos, denn sie kann aufgerufen und erinnert werden, sie kann durch einen Mund- oder Schriftraum mitgeteilt werden. Hören bedeutet Eintauchen, es birgt ein Potenzial an Regression, so daß sich der Hörer im besten Fall an den tiefsten Orten seines Wesens berührt fühlt. Das Gehör ist der erste Sinn, der sich im Mutterleib bildet, und der letzte, den der Sterbende verliert. Die Faszination des Hörbuchs geht über die Lust an Geschichten hinaus und reicht, anthropologisch betrachtet, sehr tief.

Im Zeitalter der so genannten "Neuen Medien" erreicht man das Publikum schwer mit Büchern. Wir erleben einen zunehmenden kulturellen Analphabetismus, den auch die Indifferenz verursacht, zu der die modernen Vereinfältigungsmedien verleiten. User leben eine Kultur der Ungeduld. Sie wissen, wie man etwas findet, aber sie wissen eigentlich nicht was sie finden möchten. Das Betriebssystem für die elektronischen Medien ist das Lesen. Das Betriebssystem für das Lesen ist die Sprachkompetenz. Das Betriebssystem für das Hören ist Aufmerksamkeit; eine knappe Ressource.

Wer nicht hysterisch über Kunst und neue Medien sprechen will, braucht nicht in einen naiven Realismus zu verfallen. Es gibt auch dazu eine Alternative, die nicht minder rational ist: die medienarchäologisch genaue Analyse jener Änderungen der Wirklichkeit, die sich auf dem Weg von den einstige Analogmedien wie Rundfunk oder Telefon zum Digitalmedium Computer ereignet haben. Auch davon erzählt Helge Schneiders "Nächtlicher Anruf", ein Kurzhörspiel des Mülheimers, das nur auf diesem Hörbuch erschienen ist.

Eine Hörprobe von "Ohryeure" findet sich seit März 2011 unter: http://www.vordenker.de/metaphon.htm

Dazu ein Essay von Weigoni: http://www.vordenker.de/weigoni/mpaed.htm

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6. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 06.03.2011 um 08:22 Uhr

Wie die Menschheit miteinander kommuniziert, ist langsam und fehleranfällig. Das Gehirn denkt mit elektrischen Signalen, die für eine Unterhaltung zeitraubend und mechanisch in Schallwellen umgewandelt werden. Wir umgeben uns mit Dämmstoffen und erlassen Schallschutzbestimmungen, aber wir empfinden unsere Umwelt als lauter denn je. Unsere Ohren kommen nicht mehr zur Ruhe. In Kaufhäusern, Restaurants, Fußgängerzonen: Allerorten werden wir berieselt und in ein Meer von akustischem Müll getaucht - ein Gewoge, in dem unsere Wahrnehmungsfähigkeit für Nuancen untergeht. Wir verlieren uns in diesem schrillen Orchester für Dienstleister und Medien, die um die Aufmerksamkeit buhlen und unsere privaten Hörräume zu winzigen Nischen schrumpfen lassen. Wir sind alles andere als nur Opfer - und sehnen uns dabei ständig nach Stille. Was aber, wenn sie tatsächlich eintritt?

Die Antwort findet sich in meinem Essay: http://www.bookrix.de/_title-de-matthias-hagedorn-die-liebe-eines-ohryeurs-ist- platonisch

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7. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 12.04.2011 um 11:12 Uhr

MetaPhon 5 ab April 2011 mit »Zur Sprache bringen...«


Das O-Ton-Hörspiel "Zur Sprache bringen..." ist ein Platz für Geschichten außerhalb normierter Sprachregularien, ein Oszillieren zwischen Eigenart und Eigensinn. Man muß diese Menschen lieben, um in das eigentümliche Wesen jedes Einzelnen einzudringen, es darf einem keiner zu gering, keiner zu hässlich sein, erst dann kann man sie verstehen.

Die O-Ton-Collage mit Bewohnern des Benninghofs zeigt einen Einblick in den Alltag behinderter Menschen. Diese "Menschen mit Möglichkeiten" versuchen den schweren Dingen Leichtigkeit zu geben und die Wortfolge - Selbstbestimmung, Assistenz und Integration - mit Inhalt zu füllen, ohne daß der Zuhörer auf den Spaß verzichten muß. Und dieser Spaß geht nicht etwa auf Kosten der behinderten Menschen, sondern transportiert sich mit ihrer Hilfe.

Eine Hörprobe von "Zur Sprache bringen..." findet sich seit Mai 2011 unter: http://www.vordenker.de/weigoni/zursprache.htm

Die Aufnahme ist in HiFi-Stereo-Qualität erhältlich über: info@tonstudio-an-der-ruhr.de

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8. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 04.05.2011 um 14:22 Uhr

MetaPhon 6 ab Mai 2011 »Reality Radio«

Das Unternehmen Halmackenreuther präsentiert den»®eality–®adio–®emix«, eine Radio-Satire von Mario Giordano, Ingrid Schlüter, Marina Rother & A.J. Weigoni

Radio Schauerland hat seinen großen Tag. Im Rahmen einer Live–Sendung, die nicht zufällig an die Oscar–Verleihung erinnert, werden die Preise für die besten journalistischen Radiobeträge vergeben. Fünf goldene Mikrophone gilt es zu verteilen als Preis für die jeweils Jahresbesten eines Genres. Nachdem Hansi Schwaiger den Hörern den sexuellen Gebrauchswert seiner Kollegin nachdrücklich geschildert hat, wird der erste Preisträger vorgeführt:

„Hautnah“ heißt die Live–Reportage, die Ingrid Schlüter geschrieben hat. Ein Lebensmüder steht auf einer Brücke und droht sich hinunterzustürzen. Live dabei ist Wahnfried Doll mit seinen Hörern, Mutter und Frau des Todeskandidaten sind per Telefonschaltung auch dabei – und immer mehr Hörer. Die Sendung gerät zum Volksfest. Der Lebensmüde wird mit dem Radiomikrofon gerettet.

Beschäftigen sich die anderen Beiträge weitgehend mit der Außenansicht des Mediums Lokalfunk, so wendet sich „Die Parkuhr“ von A.J. Weigoni mehr dem Innenleben der Sender zu. Ist die Zeit auch viel zu knapp für solide journalistische Arbeit, für böse Intrigen reicht sie allemal. Der rührige Reporter bekommt als vermeintlicher Parkuhrdieb zwei Jahre Knast, den Preis bekommt der Chef.

Wieder in der Rahmenhandlung, die Mario Giordano schrieb, kündigen Hansi und Evelyn den nächsten Preisträger an: „Der Totenbegleiter“. Marina Rother hat das Studiogespräch getextet. Hildegard Kleinschmidt hat den Bestatter Alois Rehbein ins Studio eingeladen. Der dynamische Unternehmer reißt rasch die Sendung an sich. Leidenschaftlich trägt er sein Konzept vor: ein rauschendes Fest statt Trauer, Inszenierung statt Leben.

„Bericht mit O–Ton“ stammt ebenfalls von A. J. Weigoni. Die Lokalfunkjournalistin Cordula Klümper, immer auf der Suche nach einer Story, verwertet sich diesmal selbst, und berichtet aus dem Kreissaal von der Geburt ihres Kindes. Sie hat keine Hemmungen bei der Selbstausbeutung. Solche tabulosen Leute braucht das Medium, das ist schon ein „Goldenes Mikrofon“ wert.

Der »®eality–®adio–®emix« findet sich ab Mai 2011 unter: http://www.vordenker.de/halmackenreuther/reality-radio-remix.htm

Die Aufnahme ist in HiFi-Stereo-Qualität erhältlich über: info@tonstudio-an-der-ruhr.de

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9. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 31.05.2011 um 15:15 Uhr

Der Sound der alten BRD

Im Gegensatz zu Christa Wolfs neoromantischer Geschichte »Kein Ort. Nirgends.« stellt sich A.J. Weigonis Dokumentationskomödie »Ein Ort. Skoping.« der Frage: „Wie gelangte das Schaf in das Wappen von Schöppingen?“

Jesaja hatte prophezeit „Da er gestreift und gemartert ward, tat er seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut.“

Die Andichtungen des Schafes und seiner Symbolik folgend, ist sehr bildträchtig. Ist der angehende Künstler doch selbst zugleich Lamm auf dem Markt seiner Hinrichtungen. Und vielleicht auch im Glauben auf dem Markt seiner Berufungen. Auch wenn es Reproduktion verheisst, kommen wir dieser Symbolik in der Unendlichkeit unseres Wollens nahe.

Die Dokumentationskomödie »Ein Ort. Skoping.« spielt im Künstlerdorf Schöppingen. Vor dem Hintergrund der ländlichen Kulisse heben sich die Tätigkeiten der Artisten vom Alltagsleben ab. Im Mittelalter waren die „Offizianten“ eine soziale Institution für zulässige Kritik. Ihre gesonderte Stellung und somit keine Bindung an gesellschaftliche Normen, gab dem Narren die Möglichkeit auf einen großen Handlungsfreiraum, darauf begründet sich der heute noch verwendete Begriff der „Narrenfreiheit“.

Den Verrat an seinem Künstlertum bezahlt der Hofnarr mit seinem Tod. Da die Todesstrafe in der Demokratie abgeschafft worden ist, ist für Künstler zur Läuterung eine Landverschickung eingeführt worden.

»Ein Ort. Skoping« dreht sich um das „Dorf“ Schöppingen und um das Dorf im Dorf (dem Künstlerdorf im westlichen Münsterland), ein Mikrokosmos von Beziehungen und Meinungen von einander und übereinander. Durch die Handlung, die am Schützenfestmontag spielt, führt uns die ‚Postbotin’ Heidrun Grote, die mit dem Fahrrad unterwegs ist und die Post unter die Leute bringt. Auf dem Weg zu einem Bauernhof stellt sie fest, das Schützenfest ist. Schnurstracks radelt sie zum Mühlenwall. Im Schützenzelt hat sich fast ganz Schöppingen versammelt. Dort lösen mit steigendem Alkoholkonsum sich die Zungen. Die dabei entstehende Komik geht nicht auf Kosten der Beteiligten, sondern entsteht mit ihrer Hilfe.

Auch bei dieser Produktion erweist sich Tom Täger als Hörspielkomponist. Er braucht zur Darstellung seiner Klang–Farben–Vorstellungen die Vielfalt der Instrumentalpalette. Seine Kompositionen sind nicht bloße ´Begleitung´, sondern strukturell und diskpositiv ebenso gewichtig wie die Sprecherstimmen. Tägers Musik–Collage hat keinen illustrativen Charakter. Seine Klanglandschaften sind abstrakt und trotzdem von eindringlicher Bildhaftigkeit.

In Illustrationen der Apokalypse, so in derjenigen von Luthers Verehrer Albrecht Dürer, erscheint das Lamm Gottes häufig am Himmel in einer Gloriole und lässt willig das Blut aus der Seitenwunde in den Kelch der Kirche strömen.

Die Zurückhaltung von Tom Täger bei dieser Hör-Collage weist ihn als Produzenten aus, der eine avancierte digitale Tontechnik nicht als Selbstzweck vorführt, sondern sich in vornehmer Zurückhaltung ganz in den Dienst einer Arbeit stellt, ohne ganz dahinter verschwinden.

Jede Posse spielt vor der ernsthaften Kulisse ihrer ironischen Betrachtung und jedem Bemühen um Aufklärung steht eine ironische Begleitung gut zu Gesicht. Das Leben als solches ist nicht eindeutig in seinem Ausdruck. Die Kunst dagegen kann sich darum bemühen.


Eine Hörprobe von »Ein Ort. Skoping.« findet sich seit Juni 2011 unter: http://www.vordenker.de/weigoni/skoping.htm

Die Aufnahme ist in HiFi-Stereo-Qualität erhältlich über: info@tonstudio-an-der-ruhr.de

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