Kenon
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 23.11.2021 um 22:55 Uhr |
Dialektik, wie man sie so ähnlich schon bei den alten Metaphysikern finden kann – vielleicht ist es aber auch nur eine mutwillige und damit paradoxe Tour durch das weite Reich der kognitiven Dissonanz, ein Schönreden, ein Trost: “Wer andere Menschen beschimpft, beschimpft sich selbst”. Protestantische Theologen würden möglicherweise sagen: “Wer andere Menschen beschimpft, beschimpft oder beleidigt Gott”. Selbst wenn wir bei dieser Betrachtung auf der Erde bleiben, sind solche Sätze Glaubenssätze. Man kann seitenweise für sie argumentieren, kann sie annehmen und sogar für wahr halten, beweisen aber kann man sie nicht. Wenn ein Fremder einem auf der Straße beispielsweise im Vorbeigehen “Schwuchtel” zuzischelt, dann sagt er auch und vor allem etwas über sich aus: über seine Wahrnehmung, sein Weltbild, er offenbart, indem er äußert, wie er einen sieht, was er selbst für ein Mensch ist. Unbeantwortet bleibt der Anwurf ein hässliches Selbstgespräch. Das Schimpfwort kommt aus dem Fremden und es kommt auch zu ihm zurück, also beschimpft er sich selbst. Als zuvor Beschimpfter kann man die Begegnung wegwischen, als wäre nichts gewesen – und weiss bei allem pfiffigen Trost natürlich doch, dass da etwas war ...
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