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Und Gott gab ihr ein Beispiel
Autor: Jeanette Gruber · Rubrik:
Kurzgeschichten

Sie riss schnell die Haustür auf, nahm die Hundeleine an sich, pfiff kurz der Hündin und wuchtete so schnell sie konnte ihre 43 Kilo Lebendgewicht einen Kilometer den Berg hinauf.
Sie schnaubte ,schwitzte, stank und plagte dabei ihren dürren Laib gleich einer fetten Frau die den Müll mühsam zweimal die Woche vom vierten Stock in den Hinterhof trägt.
„Ja“, dachte sie schmerzhaft nun fängt auch der Körper, der vorletzte fühlbare Beweis von Leben an, seinen Tribut zu fordern.
Sie sackte fröstelnd auf ihre beschützende Bank. Wie oft hat sie hier zuerst kurz gesessen, tief Luft geholt um den täglichen Spaziergang mit der Hündin, dem Wald und den eigenen Gedankentänzen anzutreten. Sie war froh hier sitzen zu können und versuchte hastig in ihrem Seelenabgrund das kurz zuvor Geschehene über die Klippe springen zu lassen.

Sie war auf der Couch fast eingeschlummert. Die Kinder genossen auf dem Hof die warme Nachmittagssonne.
Er ging an ihr vorbei und fegte ihr Buch mit seinem Knie von der Tischkante. Als er dieses aufhob flüsterte er ,so wie er es schon all die Jahre tat wenn er einen beruflichen Mißerfolg hatte und davon gab es viele in den letzten Ehejahren, ganz leise zärtlichkeit-austauschend-ausehend:
„Du bist Schuld an allem, du blockierst mich. Heute abend wenn die Kinder im Bett sind werde ich dir zeigen wie eine Frau ihren Mann aufzubauen hat, du verficktes Miststück!
Sie ließ die Augen zu, roch seinen übelriechenden Atem und nahm seine summenden, vibrierenden Laute der Vorfreude die in der Luft schon leicht fieberten, wahr.
WENN DIE KINDER SCHLAFEN!! WENN DIE KINDER SCHLAFEN!!
Also Maul halten, ja nicht schreien, leise ertragen wenn das Schnalzen seiner geliebten Utensilien schon in der Luft ihre Haut samt dem Herz zerfledderten. Haut hat noch Platz!
So wie der Gedanke gedacht war, meldeten sich augenblicklich die inneren Organe. Sie sackte vor und krallte ihre Hände in das wohltuende Holz der Bank. Galle und Darm rebellierten zeitgleich in unterschiedlichem Rhythmus. Der Verstand realisierte dröhnend unter Ausschluß der Öffentlichkeit das nun gewisse Verhaltensregeln definitiv ihre Gültigkeit verlieren werden.
Oh Fuck, stöhnte sie, wie tief muss ich in der Scheiße versinken um auftauchen zu können? Hysterisch lachend, weinte sie über diese Zweideutigkeit. Sie, eine einfache Frau inmitten einer Entscheidungsschlacht - Körperschlacht -Hirnschlacht -....Schlachthof!
Zitternd riss sie sich zusammen, atmete so ruhig sie konnte und bettelte stumm ihr Hirn an, ihr Flehen nach Körperbeherrschung entgegenzunehmen und auszuführen. Es klappte nicht!
Sie sah SICH!
‘‘Welcome back to reality“ heißt eine der unzähligen -Ich hab dich so lieb-Superstar-Jungle Bungle- Shows die ihre Tochter oft schaut. Natürlich hatte es Grundsatzdiskussionen über Inhalte, Wahrheit und Fiktion gegeben doch die Tochter winkte meistens ab: „Mensch Mama, so ist das heute im Leben. Wenn einer das Glück hat in solch einer Show etwas bewegendes aus seinem Leben preiszugeben und derjenige ist auch noch unschuldig an seinem Dilemma dann haben alle Zuschauer nur Sympathie für diesen Menschen. Da mußt du mir ein Beispiel nennen damit ich verstehe was du meinst.“
Aber wie sollte sie ein Beispiel geben wenn sie selbst zu feige war die Realität anzusehen?!

Sie sah sich inmitten dieser Show auf einer Bank im Wald sitzend und alle würden zusehen wie sie sich zuscheißt, kotzend heult, bewacht von einer Hündin. Alles wird gut?
Sie hörte im nahen Bach das angewiderte Rauschen der Zuschauer, sah wie die Menschen von ihren Plätzen aufsprangen um dem ekeligen Anblick begleitend von beißendem Geruch zu entfliehen und plötzlich wußte sie.

Langsam, fast bedächtig stand sie auf, ging zum Bach, wusch sich so gut sie konnte, tätschelte der Hündin liebevoll den Kopf und ging.


Einstell-Datum: 2004-08-04

Hinweis: Dieser Artikel spiegelt die Meinung seines Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung der Betreiber von versalia.de übereinstimmen.

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