Manchmal besorgte ich ihr einen Döner, sie hat mal gesagt, dass sie das Zeug mag, obwohl es ihrer Gesundheit schade, und dabei mit ihrem beinahe zahnlosen Mund laut gelacht. Irgendwie sind wir im Laufe der Jahre zu Freundinnen geworden. Als ich ganz neu war in Frankfurt, fragte ich sie nach dem Weg. Und sie hat mir so nett geantwortet, dass ich sie nicht vergessen habe. Von Zeit zu Zeit setzte ich mich dann mal zu ihr, nicht zu lange, das sei schlecht für´s Geschäft, und wir haben bei einem Kaffee geplaudert.
Sie erzählte mir ihre Lebensgeschichte, die ähnlich wie meine beginnt, aber ganz anders geendet hat. Sie ist abgerutscht in Drogensucht und Prostitution und irgendwann auf der Straße gelandet. Heute will sie kein Freier mehr. Darum sitzt sie hier. Sie hat einen Hund, der ihr zugelaufen ist und sie ist froh, dass sie eine warme Seele an der Seite hat. Nachts schläft sie in wechselnden Obdachlosenunterkünften - es gibt immer Probleme wegen dem Hund - oder in den warmen Eingangsbereichen der Kaufhäuser. Obwohl das immer schwieriger wird, weil die meisten Läden über eigenes Wachpersonal verfügen, das keine Obdachlosen duldet. Sie sagt, sie sei zufrieden, so wie es jetzt ist und nippt diskret an der Schnapsflasche.
Letzten Winter habe ich sie zum Arzt geschleppt, weil sie ihren Husten nicht losgeworden ist. Der machte uns wenig Hoffnung. Aber das wusste sie eigentlich auch vorher, wie sie lakonisch bemerkte. Dann setzte sie sich wieder an ihren Platz und streichelte ihren Hund.
Vorige Woche wollte ich sie wieder besuchen. Ich war länger nicht in der Stadt gewesen. Sie war nicht mehr dort. Andere Obdachlose haben mir erzählt, sie sei gestorben und der Hund im Tierheim oder auch tot. So hat die Stadt Frankfurt eine Obdachlose weniger. Sie hieß Martina und wäre bald 48 Jahre alt geworden. Geblieben von ihr sind eine leere Flasche Schnaps und eine zerknüllte Decke, die bald einen neuen Besitzer finden wird.
S. Steinebach 2009
Sie erzählte mir ihre Lebensgeschichte, die ähnlich wie meine beginnt, aber ganz anders geendet hat. Sie ist abgerutscht in Drogensucht und Prostitution und irgendwann auf der Straße gelandet. Heute will sie kein Freier mehr. Darum sitzt sie hier. Sie hat einen Hund, der ihr zugelaufen ist und sie ist froh, dass sie eine warme Seele an der Seite hat. Nachts schläft sie in wechselnden Obdachlosenunterkünften - es gibt immer Probleme wegen dem Hund - oder in den warmen Eingangsbereichen der Kaufhäuser. Obwohl das immer schwieriger wird, weil die meisten Läden über eigenes Wachpersonal verfügen, das keine Obdachlosen duldet. Sie sagt, sie sei zufrieden, so wie es jetzt ist und nippt diskret an der Schnapsflasche.
Letzten Winter habe ich sie zum Arzt geschleppt, weil sie ihren Husten nicht losgeworden ist. Der machte uns wenig Hoffnung. Aber das wusste sie eigentlich auch vorher, wie sie lakonisch bemerkte. Dann setzte sie sich wieder an ihren Platz und streichelte ihren Hund.
Vorige Woche wollte ich sie wieder besuchen. Ich war länger nicht in der Stadt gewesen. Sie war nicht mehr dort. Andere Obdachlose haben mir erzählt, sie sei gestorben und der Hund im Tierheim oder auch tot. So hat die Stadt Frankfurt eine Obdachlose weniger. Sie hieß Martina und wäre bald 48 Jahre alt geworden. Geblieben von ihr sind eine leere Flasche Schnaps und eine zerknüllte Decke, die bald einen neuen Besitzer finden wird.
S. Steinebach 2009