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Rezensionen


 
Ernesto Che Guevara - Das magische Gefühl, unverwundbar zu sein Das Tagebuch der Lateinamerika-Reise 1953-1956
Buchinformation

"Mein Asthma wird immer schlimmer. Ich habe angefangen, mehr Matetee zu trinken, und außerdem esse ich keine Maistortillas mehr; aber es geht mir immer schlechter. Morgen will ich mir einen Backenzahn ziehen lassen, vielleicht liegt darin die Wurzel allen Übels. Außerdem will ich versuchen, endlich das Geldproblem zu lösen." Mit 25 Jahren machte sich Ernesto Guevara auf seine zweite Reise durch Lateinamerika, die drei Jahre dauern sollte und aus dem Mediziner einen Revolutionär machte.

Kontinent Südamerika

Die im Zitat angesprochenen Probleme ziehen sich wie ein roter Faden durch diese Tagebücher, die vom KiWi-Verlag 2021 erstmals auch als e-book zugänglich gemacht wurden. "Das magische Gefühl, unverwundbar zu sein", bezieht sich auf einen Brief Guevaras und meinte wohl das Gefühl, jung zu sein. Denn wer glaubt Mitte 20 nicht, unverwundbar stark zu sein und die Welt aus den Angeln heben zu können? Noch dazu wenn man ein "Bolsche" oder "Schebol" wie der junge Guevara ist, der sich erstmals in Guatemala auch für die Revolution einsetzt. Wer mit 20 kein Kommunist ist, hat kein Herz, wer es mit 40 immer noch ist, kein Hirn. Guevara starb mit 39, allerdings unfreiwillig. In Guatamela gab Präsident Arbenz der nordamerikanischen Militärdelegation nach und zog sich aus den Regierungsgeschäften zurück. Honduras und Nicaragua hatten sein Land mit amerikanischer Unterstützung bombardiert. An die Spitze des Staates setzte sich nun die Junta unter Castillo Armas, der als Befreier auftrat, weil in der gewählten Regierung Arbenz auch Kommunisten mitarbeiteten. Analphabeten hatten in Guatemala keine Stimme. Die Analphabetenrate war 65% und von den 35% hatten 15% für das neue Regime gestimmt.

Vom Arzt zum Revolutionär

Als Arzt behandelt er in Lateinamerika auch Leprakranke und zeigt, dass eine Umarmung für diese Menschen oft mehr bewirkt, als Medizin. Mit seinem Freund Calica strandet er schließlich in Guatemala wo gerade eine Art Revolution stattfindet, was den jungen Guevara prägt. Denn anders als seine Mitreisenden ist er weniger an Booze und Frauenbekanntschaften interessiert, als an den Menschen, die ihm begegnen. Das mag auch mit seiner Asthmaerkrankung zusammenhängen. Diese hält ihn aber nicht davon ab, 5000er zu besteigen oder kreuz und quer durchs Land zu fahren. Ernesto Guevara war schon in jungen Jahren ein sehr aktiver Zeitgenosse, was auch aus seinen ebenfalls in diesem Band publizierten Briefen an seine Mutter und Tante hervorgeht. Seiner Mutter erzählt er von der Besteigung des El Petén, dem zermürbenden Warten auf die Zusage einer Stelle als Mediziner oder seinem Fotoapparat: "Wenn ich meine wirklich schöpferische Phase so um die 35 erreiche, werde ich mich ausschließlich (oder zumindest hauptsächlich) der Atomphysik, der Genetik oder ähnlichen Themen widmen."

Warum es anders gekommen ist, zeigen u.a. diese Tagebücher, die einen jungen Ernesto Guevara wiederauferstehen lassen, der voller Tatendrang seine Welt und seinen Kontinent erobert und immer mehr begreift, dass er als Südamerikaner eine besondere Sendung hat. Schließlich lernt er in Mexiko auch Fidel Castro kennen, der ihn darin bestärkt, unverwundbar zu sein. Ach, die Jugend, was für eine wunderbare Zeit!


Ernesto Che Guevara
Das magische Gefühl, unverwundbar zu sein
Das Tagebuch der Lateinamerika-Reise 1953-1956
Übersetzt von: Hans-Joachim Hartstein
2021, Taschenbuch, 160 Seiten
ISBN: 978-3-462-03235-2
Kiepenheuer & Witsch

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2022-05-24)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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