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Literaturforum:
Kühle (Prosagedicht)

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Autor
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Thema: Kühle (Prosagedicht)
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ABundAN
Mitglied
 11 Forenbeiträge seit dem 10.04.2007

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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 16.04.2007 um 11:02 Uhr |
KÜHLE
Welch bewegte Zeit:
die Türme wachsen weiter in den Himmel,
von Massenvernichtungswaffen keine Spur,
Friedmann steht unter Drogenverdacht,
Möllemann verabschiedet sich mit einem
Fallschirmsprung,
in Dresden wird eine Bombe gefunden,
über Deutschland liegt eine Hitzewelle,
ein Busunglück folgt dem anderen,
nebenbei läuft mal wieder Öl in die Nordsee,
Israelis töten Palästinenser, Palästinenser töten
Israelis, im Kongo töten munter Kindersoldaten,
ich bunkere Bier im Kühlschrank und schwitze
vor mich hin,
deutsche Opfer in Afghanistan,
der Bundespräsident reist durch die Lande,
von AIDS redet kaum noch wer,
Strom kommt nach wie vor aus der Steckdose,
Gregory Peck starb 87jährig,
mein Vermieter schneidet die Hecke,
die Arbeitslosen können den Sommer nicht genießen,
Liebeskummer wiegt schwer,
es starten Raketen zur Erforschung des Mars,
ein Pfauenauge verirrt sich in meine vier Wände,
ich kaufe mir eine neue Sonnenbrille,
bald habe ich Urlaub,
wie immer wird viel geredet,
wir reden uns um unseren Verstand,
vielleicht geht morgen die Welt unter,
wann ist ein Mensch ein Mensch?
der Mensch besteht aus Hoffnung,
aus Trieben, aus
Tradition und Regeln,
aus Glaube,
für was?
Polen entscheidet sich für die EU,
Tschechien wird folgen,
Kriegsverbrecher versöhnen sich mit Folteropfern,
der Liebe Gott lädt den Teufel zum Kaffeekränzchen ein,
Eva bekämpft ihre Schlangenphobie,
Adam wichst sich um den Verstand,
von Levis gibt es die erste denkende Hose,
in Niederbayern macht eine Kommune aus geklonten
Goethes von sich reden,
es donnert vor dem Blitz,
Schwüle wird verdost,
mein Kühlschrank gibt den Geist auf,
ich sehne mich nach einer alten Liebe,
wozu das Ganze?
wievielen Wundern muß ich noch begegnen?
wundern bis zum Erbrechen ...
das aufdringliche Leben pocht in meiner Brust,
ich wünsche mir einen guten Tod,
ich wünsche mir, dass ich dem Tod ins Auge blicken
kann,
ich wünsche mir eine dicke, schillernde Schmeißfliege,
die mir den Nerv tötet,
ich wünsche mir das Vergessen,
ich wünsche mir Kühle,
kalte Worte, blendende, antarktische Sätze,
Gedichte aus Eis.
13.06.2003 16:58
Ich danke Gott, daß ich lesen und schreiben kann.
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DataBoo
Mitglied
  554 Forenbeiträge seit dem 11.04.2007

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1. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 16.04.2007 um 11:40 Uhr |
Jaaaaaaaa...hahaha sitze schmunzelnd vor dem Rechner...hahaha..
...ja,*wozu das Ganze?* Hahaha, ja wozu? Super Frage, immer wieder und immer wieder! Schlag die Tore ein zu den toten Philosophen! Existenzialismus, Nihilismus, meine fortdauernde Liebe, die einzige die immer bleibt!
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Der_Geist
Mitglied
   952 Forenbeiträge seit dem 25.02.2007

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2. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 16.04.2007 um 11:51 Uhr |
Zitat:
Eva bekämpft ihre Schlangenphobie,
Adam wichst sich um den Verstand
ein herrliches bild, das mich durch den tag begleiten darf.
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ABundAN
Mitglied
 11 Forenbeiträge seit dem 10.04.2007

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3. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 21.04.2007 um 16:24 Uhr |
nihilismus nihiliert sich selbst. geistiger mummenschanz. aber ich weiß schon, wie`s gemeint ist. entweder surft man über das leben hinweg, bis einen die wellen verschlingen, oder man kämpft sich von anfang an durch die wellen, bis einem die kraft ausgeht. in jedem falle müssen wir uns mit der "haut", mit der textur des daseins auseinandersetzen. ich bedanke mich für eure antworten.
a.a.
Ich danke Gott, daß ich lesen und schreiben kann.
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