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Literaturforum: hinter der grenze


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Forum > Lyrik > hinter der grenze
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 Autor
 Thema: hinter der grenze
vanhengel
Mitglied

35 Forenbeiträge
seit dem 14.04.2007

     
Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 17.04.2007 um 08:59 Uhr

„hinter der grenze“

wie hätt’ ich mich
selber beschimpfen solln
schaut mich an
ich ähnel dem abgenelkten
grab vor dem
immergleichen namen
ich zieh von angesicht
zu angesicht
sie erkennen mich nicht
ich frag sie nach ihren schatten
sie sagen
wir trauen dir nicht:
du packst der wahrheit
zu sehr ans geschlecht
ihre eigen’n lügn
klaun sie halt mehr als mich…
weißt du noch
wie lange die sonne schien
schmeckst du noch
ihr gelb, oder nicht mehr?
bäume, die wie pappe
an verreisten straßen, deren ränder harren
hohle rinden und auspuffgase aus verlebten
gesichtern mit roten nasen
weiße hände mit noch weißeren
fingern, die nichts miteinander anzufangen wissen
liegen auf dem kissen wie man selbst die ganze nacht
neben dem immergleichen atem
wie schön und mit welch schlechtem gewissen
doch gleich
hingen im sommer noch die blumen abgehalst
auf mutters dorrem grab wie schreie
die auch jetzt noch von ihrem schimmelgrünen buchstaben
im schwarzen grabstein abtropfen
halbblind
verführst du mich zum trost
dass die anderen sich vielleicht noch mehr vormachen.


van hengel
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Gast873
Mitglied

1457 Forenbeiträge
seit dem 22.06.2006

Das ist Gast873

Profil      
1. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 17.04.2007 um 11:42 Uhr

Sehr schönes Gedicht, das mir inhaltlich gut gefällt, vor allem: "ich frag sie nach ihren Schatten" kann ich nachvollziehen. Man erkennt Menschen nur noch durch Chiffren, lauter farblose Gesichter. Aber du bekennst Farbe. Einziges formales Kriterium, das mir nicht gefällt, ist dass das Gedicht zu lang geraten ist und ein bißchen ins Erzählerische abdriftet.

Gruß
Hyperion

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vanhengel
Mitglied

35 Forenbeiträge
seit dem 14.04.2007

     
2. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 17.04.2007 um 12:24 Uhr

danke, hyperion,
für deine kritik...
leider muss ich dir recht geben: mit der länge des gedichts...
aber wenn es einmal läuft...
dann läuft es von alleine!

gruß vanhengel


van hengel
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Schillerlocke
Mitglied

17 Forenbeiträge
seit dem 24.04.2007

     
3. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 26.04.2007 um 10:09 Uhr

Lieber vanhengel

Ein düsteres, anschauliches Bild von "Nicht-von-dieser-Welt-sein" hast Du da gemalt.

Weiter so!

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vanhengel
Mitglied

35 Forenbeiträge
seit dem 14.04.2007

     
4. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 26.04.2007 um 10:24 Uhr

... nee, find ich gar nicht:
ist doch das gelb der sonne drin und das weiß der haut und das stets beleuchtete grab der eigenen seele...
also düster ist das nicht.
in der höhle kann man sich ganz schön davon stehlen mit seinen gedanken und gefühlen und worten: bis an den strand von grönland - oder war das die eiswüste?

gruß van hengel


van hengel
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mande
Mitglied

365 Forenbeiträge
seit dem 12.02.2007

     
5. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 26.04.2007 um 11:11 Uhr

Nun, lieber Willy,
Von zwei Standpunkten betrachtet dein Gedicht.
Der erste so ist:
Für mich als Luftkuss in erster Linie und weil auch selig, nein, meine seelich einfach gestrickt, ist mir das Teema innerlich fremd. Trotzdem ich habe Augen und Ohren und nehme so meine Umwelt wahr. Und weiss darum Nur, es berührt mich nicht. Sicher, manchmal in Träumen, es kommt solches, als ob ein anderes ´Ich´ wollte mich erschrecken.
Aber, es gibt von dem zweiten Standpunkt. Dem Standpunkt von die Literatur. Nun, dismal brauchte ich nicht so um die Ecke denken.
Dir ist, nun, fast schon in der Qualität von ein Thomas Stearn Eliot (muss an ´Rhapsody on a Windy Night denken, wenn auch teema ein anderes ist) inhaltlich zum Nachdenken anregendes Gedicht gelungen.
Nun, von der Länge. Vergleicht man es mit Haarpracht dein Gedicht, nun, brauchst nicht gehen zu Friseur. Nun, vieleicht mit dem Kamm mal dadurch.
Aber das ist ich glaube so hier, literarische Geschmacksache.

Mit vielen Grüssen,
Mande

P.S.:
Hoffentlich ist richtig der Vorname ´Willy´ und nicht denkst ´ pour l´amour de Dieu, wie kann ein mensch heissen nur Willy.

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vanhengel
Mitglied

35 Forenbeiträge
seit dem 14.04.2007

     
6. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 26.04.2007 um 22:16 Uhr

...na mande,

mich mit eliot zu vergleichen, ehrt mich sehr (hat der nicht den nobelpreis bekommen?), aber eigentlich fühle ich mich wohler in der prosa.
gedichte zu schreiben, gehört für mich zum schwersten, was es gibt.
vielleicht interessiert dich (jetzt kommt was ganz gefährliches), meinen 2006 erschienenen roman "lucile" ins schwedische zu übersetzen... alter schwede.

aber noch mal kurz zur lyrik zurück.
wie erkennt man eigentlich, dass einer gedichte schreiben kann oder nicht?

gruß van hengel


van hengel
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Der_Geist
Mitglied

952 Forenbeiträge
seit dem 25.02.2007

Das ist Der_Geist

Profil      
7. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 26.04.2007 um 22:26 Uhr

Zitat:

wie erkennt man eigentlich, dass einer gedichte schreiben kann oder nicht?

ja, das ist ein immerwaehrendes thema, unter anderem hier: http://www.versalia.de/forum/beitrag.php?board=v_forum&thread=1164&ID=3

wer will das be/urteilen, außer die eigene sicht?

ich zitiere mal frei nach bukowski: "ich schreib´s halt einfach hin".

ein thema fuer die ewigkeit.

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mande
Mitglied

365 Forenbeiträge
seit dem 12.02.2007

     
8. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 27.04.2007 um 07:16 Uhr

Ein schönen guten Morgen Willy,
nun es ehrt ich von dein Angebot, es in das schwedische zu übersetzen. Doch leider ist mein schwedisch nicht ganz so gut wie finnisch.
Aber warum nicht lesen dein Buch. Wenn du mir kannst sagen, wo man kauft es.

Wenn Geist dies auch lesen sollte.
Hast mit dein statement:
ích zitiere mal frei nach bukowski: "ich schreib´s halt einfach hin."
eigentlich nicht beantwortet von Willys Frage.

Auch ich kann nicht beantworten. Oft ist so, ich sage, er/sie kann gedichte schreiben. Ein Freund
vieleicht sagt Gegenteil. Und dann beginnt, manchmal fruchtbar, doch oft furchtbar ein sogenantes ´Literaturgespräch´.

Ein frohes Wochenende noch an euch beiden.
Mit Grüssen,
Mande

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