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Literaturforum: Globale Orgasmen


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Forum > Politik & Gesellschaft > Globale Orgasmen
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 Thema: Globale Orgasmen
1943Karl
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 23.07.2008 um 18:20 Uhr

Wahrscheinlich hat es mit männlichem Größenwahn zu tun, wenn ich mich hier bemühe, einen Zusammenhang zwischen Globalisierung und Orgasmen herzustellen.
Doch bis ich mich zu diesem Zusammenhang äußere, bitte ich die werten Leser noch um etwas Geduld. Verzögerte Orgasmen sind bekanntlich explosiver. Aber um Missverständnissen vorzubeugen, weise ich jetzt schon desillusionierend darauf hin, dass ich vom Orgasmus nur als Metapher Gebrauch machen werde.

Bekanntlich kann auch das menschliche Auge entscheidend zum sinnlichen Genuss beitragen. Und so wendet sich, sobald die Rede auf Globalisierung kommt, der ansonsten verschämt eingeschränkte Blick des Möchte-gern-Weltgewandten automatisch vom einzelnen Menschen ab und wird übergangslos zum allseits anerkannten, ehrenwerten und zugleich gierig grenzenlosen Weitblick, der möglichst weit über den bescheidenen eigenen Horizont hinausreichen soll. Das dadurch umgehend gering geschätzte Individuum nehmen derartige „global players“ allenfalls noch im Bezug zum Wesentlichen, nämlich zum großen Ganzen wahr.
In und unter dem globalen Weitblick wandeln sich staatenübergreifend Kinder zu Konsumenten und zukünftigen möglichst qualifizierten Fachkräften sowie kommenden Einzahlern in Sozialsysteme. Auszubildende Jugendliche bilden Investitionen in die Zukunft, und arbeitende Menschen Humankapital. Gleichzeitig werden die Oberprimaten aber auch zur Bedrohung vorhandener Rohstoffe und Ernährungsquellen. Und die eigentlich überflüssigen Seniorinnen und Senioren entwickeln sich zu pflegeintensiven demografischen Problemen. Funktionen, Funktionen, alles nur noch Funktionen.
Je näher der Orgasmus rückt, desto mehr treiben bekanntlich jene, die ihn anstreben, dem Zustand entgegen, der sie zu reinen Objekten zwecks gegenseitiger Lust werden lässt. Subjekte sind bis zum Absturz aus lüsternen Höhen vor lauter Verschmelzung kurzfristig keine individuellen Persönlichkeiten mehr.
Auch so genannte Führungspersönlichkeiten funktionieren – um auf die Globalisierung zurückzukommen – unter Machtgelüsten und Karrierehöhenpunktsgelüsten in einem Jahr als Leiter deutschen Großbanken und im nächsten als leitender Manager weltweiter Konzerne, in denen Autos, Handys, Haushaltsgeräte oder Psychopharmaka hergestellt werden.

Das Individuum mit seiner überflüssigen, schwer zu beherrschenden Individualität öffnet am besten alle seine Grenzen und stellt – wie ein zu allem bereites Weibchen - sich und seine sinnlosen persönlichen Geheimnisse globaler Nutzbarkeit zur Verfügung. Die allgemeine weltwirtschaftlich notwendige Neugier lässt sich vom einzelnen Menschen ohnehin nicht mehr bremsen. Weltenlenker müssen ins Individuum eindringen, seine Taktiken durchschauen und in die Freiheit seiner Gedanken- und Gefühlswelt vordringen, sie anzapfen und in ihr manipulativ mitdenken und mitfühlen. Nur durchschaubare und leicht zu verführende Konsumenten sind gute Konsumenten. Einsichtige, Einsicht und Einlass gewährende und deswegen von angeblich höchster wirtschaftlicher Vernunft geleitete Weltmitbürgerinnen und -mitbürger stellen sich längst selbstlos globaler wirtschaftsgesellschaftlicher Nutzung und Benutzung zur Verfügung.

Der gemeine Mensch als solcher hat von Natur aus Mühe loszulassen und sich dem Tempo notwendiger Entwicklungen anzupassen. So sollte der „gobal player“ Grenzen zwar offiziell respektieren, aber heimlich ignorieren und überschreiten. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob Ländergrenzen, persönliche äußere und innere oder anders geartete Sperren im Wege stehen. Hindernisse stören und stellen Herausforderungen dar. Gäbe es einen Manager-Katechismus, wäre einer seiner wesentlichen Glaubensfragen: Wie reagiert der begabte Manager, wenn er an Grenzen der Machbarkeit stößt? Und die richtige Antwort würde lauten: Der Sprachschatz des begabten Managers kennt das Wort Grenzen nicht. Er kennt nur Herausforderungen.
Grenzen sind nicht mehr als das angebliche Nein einer Frau, das Männer möglichst unbeeindruckt als Ja interpretieren und nicht vom Versuch abhält, ihrem Orgasmus entgegen zu streben.
Alles, was sich Machtlustinteressen widerstehen will, wird übersehen, überrollt, überlistet, überwunden. Nur so können sich Weltmachtorgasmen einstellen.
Doch der Mensch kann offensichtlich weder Grenzen ertragen noch ohne sie leben.
Grenzen bedeuten Gefangenschaft und Geborgenheit, bedrohen die Freiheit und gewähren Schutz. Umarmungen können liebevoll zärtliche Geborgenheit gewähren oder zu Schwitzkästen werden.
Und die letzte Grenze ist bekanntlich der Tod. Doch der religiöse Glaube verspricht ewiges Leben. Analog dazu kommen während der Orgasmen Wünsche auf, jenes Lusthöhepunktsgefühl möge nie enden, während danach nicht selten Todeswünsche folgen.

Das Wort global, zumeist mit weltweit übersetzt, ist ein schillernder Begriff. Dennoch bezieht sich Globalisierung zunächst nur auf unsere Erde. Und die hat immer noch relativ eindeutige Grenzen, die von Menschen allerdings schon durch Raumfahrt überwunden werden. Beide Begriffe - Welt und Erde – werden allzu gern verwechselt. So reden Menschen von der Welt und meinen eigentlich nur ihre Erde. Allerdings wird im Gegenzug zur Bezeichnung der Welt kaum einmal das Wort Erde verwandt. Menschen mögen ihren orgasmischen Traum vom unbegrenzten und gar ewigen Fliegen eben nicht der irdischen Schwerkraft opfern. Immerhin zieht die Erdkugel ihre vorgeschriebene unendliche Kreisbahn im unendlichen Raum.
Dann ist da noch jene schwangerschaftliche Symbiose zwischen Mutter und Kind, aus der jeder Oberprimat einmal hervorging. Und diese in der Regel neunmonatige unzerrtrennliche Gemeinschaft erinnert der menschliche Körper als paradiesisches Wohlgefühl, das selbst fortpflanzungsunfähige ältere Erwachsene instinktiv und lustbetont immer wieder nach Vereinigung und körperlicher Nähe suchen lässt.
So befindet sich der Mensch ununterbrochen mitten in dem gefühlten Spannungsfeld aus globalen, sozialen und individuellen Sehnsüchten irgendwo zwischen absoluter Freiheit und totaler Geborgenheit.
Nicht umsonst entwickelt sich inzwischen bei aller globalen Schwärmerei gleichzeitig der unstillbare Wunsch nach Heimat.
Jene gegenläufigen Sehnsüchte können selbstredend zu Süchten werden. Und Sucht, so lässt sich wenigstens vermuten, lebt von der trotzig angestrebten Unerreichbarkeit des Allmachts- und Wohlgefühlorgasmusses außerhalb aller menschlichen Reichweiten.
Sicherlich hat es etwas mit meinem männlichen Größenwahn zu tun, wenn ich hier einen Zusammenhang zwischen Globalisierung und Orgasmen herzustellen versuchte.
Im Sanskrit heißt es: Wer vom Herrschaftsrausch befallen ist, erwacht nicht vor seinem Sturz. Zum Glück gibt es außer mir immer noch genügend Menschen mit Höhenängsten, die sich unbeschadet einen Orgasmus zutrauen können. Und mancher Mann schläft auch erst kurz nach dem orgasmischen Absturz ein.


Bei jedem Irrtum gewinnt die Wahrheit Zeit.
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Der_Geist
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1. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 23.07.2008 um 18:35 Uhr

Zitat:

Verzögerte Orgasmen sind bekanntlich explosiver.

... oder sie verpuffen. ;)

Siehe Prokrastination.

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Gast873
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2. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 23.07.2008 um 21:08 Uhr

Bei Frauen wird unter Umständen Kaufen als Orgasmus diagnostiziert. Ich bin demnach der Kauflust/Sucht als Mann pathologisch nicht unterlegen ;-) Na, LOL.

Genau, ich bin eh nicht materialistisch eingestellt. Aber der Studie gegenüber skeptisch.

Gruß,
ex nihilo

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Gast873
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3. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 23.07.2008 um 21:10 Uhr

verlinkt

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Matze
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4. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 23.07.2008 um 21:29 Uhr

Lieber Karl,

endlich ein Artikel, der die ganzen Unsinnigkeiten der heutigen Zeit auf einen zudem inhaltlich sehr konzentrierten Punkt bringt. Natürlich wird und kann die Diskussion noch kein Ende finden - im Zeitalter der Quoten florieren die Zoten. Die Notwendigkeit des Tabubruches wird und kann vielleicht heute nicht mehr auf die Spitze getrieben werden, da der Umgang hiermit im seichten Sumpf der Konsumierbarkeit versickert. Die Medien sind längst zum Schaufenster banalster Unternehmungen verkommen. Selbst ein Niels Ruf bemühte sich ja schon, Geschmacklosigkeiten als Gags zu verkaufen. Damals reagierten die Fernsehmacher noch mit pingeliger Empfindlichkeit, als sie die Grenze des "guten Geschmacks" überschritten wähnten. Heute hat sich die Grenze zu einem unendlichen Flachland ausgedehnt. Natürlich tummeln sich hierauf kleinste Geister, die vor der Medienplage noch nicht einmal eine Handvoll Zuhörer und Zuschauer hatten. Die Aufregung zwischendurch gehört zum Spiel. Aber auch so mancher Künstler hat ja längst die schmale Nische seiner Aufmerksamkeitsmöglichkeit erkannt. Künstler, die sich auf einer Bühne mit Pfeilen bewefen lassen (um zu testen, wie weit der Mensch gehen kann!!! Als ob Kriegsbrichtserstattungen dies nicht ausreichend belegen), ein Künstler der eine Kuh aus einem Huschrauber werfen ließ (um anschließend bei VIVA! das Fleischkonsumverhalten der Menschen anzuprangern - wahrscheinlich gab es anschließend im Catering Curry-Wurst) - da lob ich mir doch Herrn Nitsch mit seinen durchaus begründeten Mysterienspektakel. Was heute Ereignis, Sensation, Event usw. alles aussagen möchte. Aber kann man Dummheiten dieser Art heutzutage noch nachhaltig und sinnbringend befragen, wenn uns das Fernsehen den "normalen" Menschen in seinem banalen Alltag täglich in die Stube spült. Talk-Shows, Real-Life-Soaps, Doko-Soaps zeigen uns menschen bei Vaterschafts-testen, toiletten-säubern, Bretterbohren, Unterwäsche durchstöbern bei der Suche nach partnerschaft, dicke Menschen beim Abspecken, anschließend in der Schuldnerberatung, Schwangerschaftsfaltern, brüllende, keifernde, sabbernde Krass-Gestalten, die nicht in der Lage sind, einfachste Sätze zu formulieren, Politiker in Talkshows mit breitem Grinsen Dringlichkeiten ausspuckend. Wie sang Nina Hagen vor etlichen Jahren "Ich kann mich garnicht entscheiden, ist alles so schön bunt hier". Künstler wissen, daß buntheit farblos ist. Die Welt bleibt spannend allemal - auch wenn die Menschen immer häufiger lediglich auf ihr herumtorkeln. Die Dekadenz des guten Geschmacks ziehe ich allemal der eines augeblähten Nullerlebnisses vor.

http://www.zeit.de/2008/22/Oped

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Hermes
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5. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 23.07.2008 um 22:49 Uhr

Zitat:



Hallo Matze,

bitte nochmal verlinken:

"Seite nicht gefunden."

Danke
H.


Diffuses Halbwissen.
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Matze
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6. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 24.07.2008 um 05:51 Uhr

Sorry, lieber Hermes,

toter Link:

Zitat:

Zitat:



Soviel zur "Halbwertszeit neuer Medien.

Grüßken, Matze

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1943Karl
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7. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 24.07.2008 um 18:50 Uhr

Lieber Matze,
natürlich tut es mir auch dieses Mal wieder gut, in dir einen Gesinnungsgenossen zu finden.
Ja, die Grenze zum guten Geschmack ist wahrlich ein nahezu unendlich ausgedehntes flaches Niemandsland geworden. Heute kotzt man sich nicht mehr bei persönlichen Vertrauenspersonen aus, sondern geht dafür in ein Fernsehstudio.
Und man/frau glaubt es kaum, Hausfrauen und Arbeitslose (ohne diese diskriminieren
zu wollen) ziehen sich diese Shows reihenweise rein... Man erlebt ja sonst nix. Was waren da einst die so genannten billigen Groschenromane noch niveauvoll dramatisch...
Sei herzlich gegrüßt!
Karl


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Matze
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8. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 25.07.2008 um 00:36 Uhr

Lieber Karl,

essu is et!

Zitat:

Ja, die Grenze zum guten Geschmack ist wahrlich ein nahezu unendlich ausgedehntes flaches Niemandsland geworden.

Wir leben in einer säkularisierten Gesellschaft, in welcher sich die spirituellen Bedürfnisse nunmehr in Spurenelementen bemerkbar machen. Früher sagte man „wie im Märchen“; später galt „wie im Film“, wenn etwas Außergewöhnliches geschah. Heute lautet das Motto: „Das ist bestimmt ein PR–Gag.“ Und wie jeder schlechte Witz wird er möglichst oft weitererzählt. Nicht auf die gelungene Pointe, sondern auf die Verbreitung kommt es an, gemäß dem etwas angestaubten Motto „Hauptsache, man spricht drüber“. Dieses Prinzip mündet zwangsläufig in die Tautologie: Alle reden darüber, weil alle darüber schreiben. Und umgekehrt. Auf dem Hochseil des Kunstzirkus ist nicht viel Platz: Event–Ausstellungen und trendige Messen mit immer jüngeren Künstlerstars geben weltweit den Ton an. Da müssen sich viele Museen etwas einfallen lassen, um ihre nicht immer taufrischen Sammlungen aufmerksamkeitswirksam zu präsentieren. Mit der Bemerkung „Die Einsamkeit der Zeichen“ meint Giorgio De Chirico den Zerfall vertrauter Bildwelten in der Kunst und zugleich den Zerfall von Tradition und verloren gegangenen Sinnzusammenhängen.
Es spricht vieles dafür, dass der Einsturz der Twin Tower für den Westen trotz mehrerer tausend Toter die Erlösung von dem unhistorisch postmodernen Nichts war. Ich zitiere zur Erinnerung Karlheinz Stockhausens berühmte, damals nur unzulänglich begriffene Formulierung: "Was da geschehen ist, ist (...) das größte Kunstwerk, das es je gegeben hat." Und ich glaube, es war Boris Groys, der sagte, der Einsturz des ersten Twin Tower, den man noch für einen Unfall hätte halten können, sei "der Einbruch des Realen" gewesen, der Einsturz des zweiten – weltweit von den Medien übertragen und für jeden ersichtlich ein kalkuliertes Ereignis – "der Ausbruch der Kunst". Mit der Aufgabe, eine neue künstlerische Sprache zu finden, die allgemeinverständlich, vielleicht gar universell anwendbar sei, wuchs der Kunst aus dem Bereich der angewandten Grafik ein zentrales Thema der Moderne zu. Daß Kunst und Markt in der bürgerlichen Gesellschaft zusammen gehören, ist inzwischen kalter Kaffee. Ein heute als einsames Genie verklärter Mann wie Rembrandt fand die viel gepriesene Freiheit der Kunst auf dem Kunstmarkt, der sich seit Beginn des 17. Jahrhunderts entwickelte, als gewiefter Verkäufer und Kopist seiner selbst. Nur die Kunstreligiösen rümpfen heute noch die Nase, daß das Gesetz von Angebot und Nachfrage auch für tendenziell immaterielle Werte wie Bilder gilt. Der in Sachen Kunst und Kunstbetrieb Illusionsarme ist da besser dran. Gerade an den bizarren Auswüchsen dieser unauflöslichen Symbiose kann man das Arkanum "Markt" in seiner zugespitztesten Form studieren. In der Aura des Kunstwerks findet sich jene spirituelle Erfahrung des Religiösen, in der das Transzendente im Immanenten, das Immanente in seiner Transzendenz erfahren wird.


Grüßken, Matze

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1943Karl
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9. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 25.07.2008 um 14:49 Uhr

Liebe Matze,
erst einmal gefällt es mir sehr, dass wir offenbar wieder in einen intensiveren Dialog kommen.
Du hast sicher recht, die Künstler - und vor allem auch die Literaten - lassen sich leicht nach dem scheinbar eindeutigen Motto "Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg"
dazu verführen, einen Ersterfolg zu einem erfolgreichen Muster zu vervielfältigen (PR-Gag). Im Kölner Karneval werden schließlich auch Witze, die (unter Nachhilfe des Tusches der Musikkapelle) einmal gut kamen, immer wieder gebracht, bis sie endlich nicht mehr einen Saal aber immerhin noch eine Stammtischgemeinschaft zum Lachen bringen, um dort irgendwann tot gelacht zu werden.
Und da nur noch selten etwas Geistreiches zum Lachen präsentiert wird, lachen immer mehr auch bei Blödelhumoristischem mit. Lachen steckt halt an. Und man hat ja angesichts dessen, wie sich die Menschheit immer häufiger darstellt, sonst nichts zu lachen.

Übrigens - Kunst, Religion und Markt - als die abendländischen bildenden Künstler noch vorwiegend Sakralkunst machten, ließen sie sich auch schon gut bezahlen.

Ja, Stockhausens einst "skandalöse" Äußerung zum größten Kunstwerk , das es je gegeben habe... : Nicht jeder - und schon gar nicht jeder höhere Politiker versteht etwas von Metaphern.

Herzliche Grüße
(vermutlich bis morgen)
Karl


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