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Eine einfache und kurze Liebesgeschichte
Autor: Dominic Memmel · Rubrik:
Erzählungen

Eine einfache und kurze Liebesgeschichte


Unsere nackten Füße tanzten umeinander. Der warme Boden strich wie Wind über die Sohlen, die spätsommerliche Nacht umfing uns, gefangen in der Aura gegenseitiger Begierde. Die Mutter Evolution war wohl bei Wein, Oliven, Fladenbrot und Ziegenkäse in ihrem Schaukelstuhl gesessen, hatte uns gesehen und gesagt: "So Kinder, tanzt für mich!" Und das taten wir. Wir tanzten einer langen Nacht entgegen, einem ruhigen Morgen und einer Trennung am Mittag. Im Nachhinein sollte es wie ein Kopfsprung ins Wasser gewesen sein: Eintauchen in eine andre, schwerelose Welt, ein paar Züge, intensiv - dann ist der Kopf schon wieder draußen und der Augenblick vorbei. Aber gut und richtig so.
Ihre Hände waren warm und feucht, die meinen ebenso. Unsre Finger wühlten, packten und vergruben sich, spielten wie zwei Oktopoden miteinander, nie war die Berührung groß genug. Der menschliche Körper ist für eine solche Nähe nicht gemacht, wie die, der wir bedurften. ´Essen,´ dachte ich. ´Wir sollten uns essen!´ Dann war wieder nur die Kuppe eines Fingers an meinem Hals, berührte sanft den aufgeheizten Muskel, wanderte hinauf oder hinab, und die Welt war nichts mehr wert. Ein Haar auf meiner Schulter, Körperwärme übertrug sich Bauch an Bauch, mein Zeh streifte den ihren. Es war, als fielen sich die Körperteile abgesondert von dem großen Ganzen in die Arme, liebten sich und tanzten miteinander. Eng umschlungen taten wir es unsren Körperteilen nach, zwei dünne Schichten Stoff trennten unsre Körper, doch vermag ein wenig dünner Stoff die unbändige Energie zweier sich Liebenden nicht aufzuhalten. Ihr Puls war der meine, meine Atmung war die ihre, wir tanzten. Es lief ein schweres Piano, rhythmisch, treibend, und das Schlagzeug rollte wie die Zeit dazu, unaufhörlich, endlos, nebenbei. Ihre Augen, ihre Nase, meine Wangen, unsre Münder; immer wieder strichen Fingerkuppen zärtlich über diese, jene Hautpartie, und immer wieder waren sie voll fröhlicher Verwunderung, dass dies noch immer war und nicht zerplatzte, wie die oft bemühte, ungeliebte Seifenblase. Aber es hielt. Es war kein Traum. Es hielt.
An diesem Tag im Spätsommer des Jahres X hatte die Mutter Evolution für uns die Tür geöffnet, die sie selten öffnet, und sie saß in ihrem Schaukelstuhl und lächelte.


Einstell-Datum: 2010-02-20

Hinweis: Dieser Artikel spiegelt die Meinung seines Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung der Betreiber von versalia.de übereinstimmen.

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