Peaky Blinders's Star Cillian Murphy und Regisseur Tim Mielants legen mit "Small Things Like These" ein unkonventionelles Sozialdrama vor, das in einfachen Bildern die Geschichte eines dunklen Kapitels der katholischen Kirche Irlands erzählt. Matt Damon war Produzent.

Tristesse und Armut im Irland der Achtziger

In seiner ersten Rolle nach Oppenheimer wirkt der Oscar-Preisträger Cillian Murphy als Kohlenschlepper vorerst etwas deplaciert. Aber nach und nach wird der nach dem gleichnamigen Bestseller von Claire Keegan entstandene Plot wie ein spannender Krimi aufgerollt, dessen Bildsprache oft mehr zeigt als die spartanischen Dialoge zwischen Bill (Cillian Murphy) und Eileen Furlong (Eileen Walsh) enthüllen könnten. In der irischen Grafschaft Wexford ist das Leben auch Mitte der Achtziger Jahre noch von Armut, harter Arbeit und dem Katholizismus geprägt. Bill arbeitet als Kohlenhändler, um seine Frau Eileen und seine fünf Kinder - alles Töchter - durchzubringen. Zu seinem Auslieferungsrayon gehört auch ein katholisches Nonnenkloster, deren Oberin eine besonders verbissene alte Nonne ist, die ihn auch seine Töchter anspricht. Es müsse für ihn doch traurig sein, keinen männlichen Nachfolger für seine Firma zu haben, spritzt sie Gift und lässt den armen Bill ihre Macht spüren. Bill hat gerade die Zwangseinlieferung eines schwangeren Mädchens beobachtet und die Oberin besticht Bill mit einem Umschlag für seine Frau Eileen. Schweigegeld. Bei der Mafia nennt man das auch Omertà, aber die katholische Kirche ist natürlich über jeden Zweifel wie Korruption erhaben. Zudem ist bald Weihnachten und der ganze Film ist eine zwar triste, aber doch sehr schöne vorfestliche Atmosphäre getaucht.

Sozialdrama und Anklage gegen die Katholische Kirche

In Rückblenden erfährt der Zuseher:in auch wie Bill als uneheliches Kind ohne die zur früh verstorbene Mutter aufwuchs und später bei der adeligen Frau Wilson und dem Geliebten seine Mutter, Ned, blieb, bis er erwachsen war. Die Tristesse und Armut der Landbevölkerung steht im Gegensatz zu verhältnismäßig großen Reichtum des Klosters, die sich immer ein warmes Feuer im Kamin leisten können. Die Drohungen der Schwester Oberin gehen sogar so weit, dass sie ihm zu verstehen gibt, seinen Liefervertrag aufzukündigen, wenn er etwas über die Vorgänge im Kloster ausplaudert. Im Film werden die Zustände in den sog. Magdalenenheimen erst am Ende explizit angesprochen. Diese Heime, die in den 1820er Jahren bis ins Jahr 1996 bestanden, wurden von der römisch-katholischen Kirche betrieben, um sogenannte „gefallene Mädchen“ vor der Öffentlichkeit zu verstecken. Die jungen Schwangeren sollten dort für ihre "Sündhaftigkeit" bestraft werden. Oft wurden sie von ihren eigenen Familienmitgliedern dort abgegeben, damit sie ihre Schwangerschaft vor der Gesellschaft verbergen konnten, weil die Macht der Katholischen Kirche damals so groß war, dass es als Schande galt, vorehelichen Geschlechtsverkehr zu haben. Nach seinem OSCAR®-Triumph in Oppenheimer (ebenfalls bei Plaion) zeigt Schauspieler Cillian Murphy sein dramatisches Talent in düsteren Bildern, einfühlsam inszeniert.

Cillian Murphy's Minenspiel ist sehr subtil und gekonnt und er erfüllt die Rolle mit sehr viel Innenleben, das wird auch in den Bildern gezeigt, wenn er nach dem Ausliefern die von der Arbeit schwarzen Hände in einem weißen Waschbecken wäscht bevor er seine Familie begrüßt. Aber ob er sich nun wie Pontius Pilatus oder wie Herodes verhalten wird, zeigt Tim Mielants Film in eindrücklichen Bildern. Es zählen eben die kleinen Dinge.


Tim Mielants
Kleine Dinge wie diese
(Originaltitel: Small Things Like These)
Mit Cillian Murphy, Emily Watson, Eileen Walsh, Clare Dunne
Bonusmaterial: Pressekonferenz bei der Berlinale mit den Stars, Matt Damon (Produzent) und Tim Mielants (Regie), Trailer
Beschreibung
2025, Irland, Drama, Blu-ray, ca. 98min, ab 12 freigegeben
EAN: 4020628550165
PLAION PICTURES
16,99 €

[*] Diese Rezension schrieb: Juergen Weber (2025-09-23)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.