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Rezensionen


 
Clemens J. Setz - Rainer Maria Rilke. 100 Seiten
Buchinformation

"The Santa Claus of Loneliness" wurde RMR einst von seinem Dichterkollegen W.H. Auden genannt. Geboren als René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke am 4. Dezember 1875 in Prag steht ihm dieses Jahr auch ein rundes Jubiläum an.

Der Weihnachtsmann der Einsamkeit

Im Prager Deutsch habe er gedichtet, schreibt der ebenfalls als Schriftsteller tätige Clemens J. Setz, gleich auf den ersten Seiten. Ein Idiom, das auch von dem anderen Prager Dichter, Kafka, gepflegt wurde. "In Reimwörtern aufblitzende böhmische Tonfall" registriert Setz beim Lesen von Rilke's Gedichten des öfteren und zitiert diese auch ausführlich. Etwa den Orpheus mit "Voll Stille und Bienensaug", ein Bild das vielleicht zu verstören vermag. Ebenso wie die Tatsache, dass Rilke sich zwar für die Phänomenologie von Puppen begeistern konnte, seine eigene Tochter, Ruth, aber mit seiner Frau zurückgelassen hatte, wohl um besser dichten zu können. Ob dies ein Widerspruch ist oder nicht, Setz findet es jedenfalls verstörend und rückt Rilke sogar in die Nähe von Andrew Tate. Selbstverständlich nur als Gedankenexperiment, nicht wirklich: "Der größte Dichter kindlichen Erlebens, den die deutsche Sprache je hatte, aber gerade seine eigene Tochter interessierte ihn nicht", schreibt Setz. Rainer Maria Rilke hatte sich der künstlerischen Einsamkeit verpflichtet, er sah als Opfer, um besser dichten zu können, aber vielleicht drückte erst ich auch einfach vor der Verantwortung, ein Vater zu sein? Die Literaturgeschichte dankt es ihm jedenfalls, dass er ein Einzelgänger blieb und zwar viele Frauen hofierte, aber bei keiner blieb. Ein Weihnachtsmann der Einsamkeit eben.

150 Jahre Rainer Maria Rilke

"Dieser Mann brachte wieder eimal eine Rezension. Genauer: die Rezension seines neuesten Identitätsentwurfs als Dichter", das wusste auch schon seine Langzeitmuse Lou Andreas-Salomé. Sein gestörtes Verhältnis zu seiner eigenen Mutter bildete sich auch im "Malte" ab, eine von Rilke's ersten Prosageschichten. Als "Ismene" trug der Dichter selbst Mädchenkleider und wurde zumindest psychisch von seiner Mutter missbraucht, die durch den Verlust ihres ersten Kindes, einer Tochter, eine Art Postschwangerschaftspsychose durchlebte. Als er sich endlich nach Paris absetzte, gelang es ihm dort laut Setz "seltener ich zu sagen und die Dinge sozusagen selbst sprechen zu lassen". Etwa den Panther im Jardin de Plantes. "Wir sollten nicht glauben, die Faulheit sei unfruchtbar. Man lebt darin sehr intensiv wie ein Hase, der lauscht.", meinte der französische Schriftsteller Jules Renard, der denselben Panther wie Rilke im Jardin de Plantes sah, was wiederum Setz als sehr berauschend ("verstörend beglückende Koinzidenz") empfindet. Clemens J. Setz bringt sehr viele persönliche Erfahrungen und eigene "Erlesungen" in diese 100 Seiten Rainer Maria Rilke ein. Denn nicht zuletzt bedeutete Ruhm für Rilke "die Summe aller Missverständnisse, die sich um einem Namen ranken". Mit 4-farbigen Abbildungen und Infografiken.

Clemens J. Setz
Rainer Maria Rilke. 100 Seiten
2025, Taschenbuch, 100 Seiten, 3 farbige Abbildungen, 1 Schaubilder
ISBN: 978-3-15-020786-4
Reclam
12,00 €

[*] Diese Rezension schrieb: Juergen Weber (2025-10-27)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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