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Archiv klassischer Werke


 
Stimme des Volks
Friedrich Hölderlin
Du seiest Gottes Stimme, so glaubt' ich sonst
    In heilger Jugend; ja, und ich sag es noch!
        Um unsre Weisheit unbekümmert
            Rauschen die Ströme doch auch, und dennoch,

Wer liebt sie nicht? und immer bewegen sie
    Das Herz mir, hör ich ferne die schwindenden,
        Die ahnungsvollen, meine Bahn nicht,
            Aber gewisser ins Meer hin eilen.

Denn selbstvergessen, allzubereit, den Wunsch
    Der Götter zu erfüllen, ergreift zu gern,
        Was sterblich ist, wenn offnen Augs auf
            Eigenen Pfaden es einmal wandelt,

Ins All zurück die kürzeste Bahn; so stürzt
    Der Strom hinab, er suchet die Ruh, es reißt,
        Er ziehet wider Willen ihn, von
            Klippe zu Klippe, den steuerlosen

Das wunderbare Sehnen dem Abgrund zu;
    Das Ungebundne reizet, und Völker auch
        Ergreift die Todeslust und kühne
            Städte, nachdem sie versucht das Beste,

Von Jahr zu Jahr forttreibend das Werk, sie hat
    Ein heilig Ende troffen; die Erde grünt,
        Und stille vor den Sternen liegt, den
            Betenden gleich, in den Sand geworfen,

Freiwillig überwunden die lange Kunst
    Vor jenen Unnachahmbaren da; er selbst,
        Der Mensch, mit eigner Hand zerbrach, die
            Hohen zu ehren, sein Werk, der Künstler.

Doch minder nicht sind jene den Menschen hold,
    Sie lieben wieder, so wie geliebt sie sind,
        Und hemmen öfters, daß er lang im
            Lichte sich freue, die Bahn des Menschen.

Und, nicht des Adlers Jungen allein, sie wirft
    Der Vater aus dem Neste, damit sie nicht
        Zu lang ihm bleiben, uns auch treibt mit
            Richtigem Stachel hinaus der Herrscher.

Wohl jenen, die zur Ruhe gegangen sind,
    Und vor der Zeit gefallen; auch die, auch die
        Geopfert, gleich den Erstlingen der
            Ernte, sie haben ein Teil gefunden.

Am Xanthos lag, in griechischer Zeit, die Stadt,
    Jetzt aber, gleich den größeren, die dort ruhn,
        Ist durch ein Schicksal sie dem heilgen
            Lichte des Tages hinweggekommen.

Sie kamen aber, nicht in der offnen Schlacht,
    Durch eigne Hand um. Fürchterlich ist davon,
        Was dort geschehn, die wunderbare
            Sage von Osten zu uns gelanget.

Es reizte sie die Güte von Brutus. Denn
    Als Feuer ausgegangen, so bot er sich,
        Zu helfen ihnen, ob er gleich, als Feldherr,
            Stand in Belagerung vor den Toren.

Doch von den Mauern warfen die Diener sie,
    Die er gesandt. Lebendiger ward darauf
        Das Feuer, und sie freuten sich, und ihnen
            Strecket' entgegen die Hände Brutus,

Und alle waren außer sich selbst. Geschrei
    Entstand und Jauchzen. Drauf in die Flamme warf
        Sich Mann und Weib, von Knaben stürzt' auch
            Der von dem Dach, in der Väter Schwert der.

Nicht rätlich ist es, Helden zu trotzen. Längst
    Wars aber vorbereitet. Die Väter auch,
        Da sie ergiffen waren, einst, und
            Heftig die persischen Feinde drängten,

Entzündeten, ergreifend des Stromes Rohr,
    Daß sie das Freie fänden, die Stadt. Und Haus
        Und Tempel nahm, zum heilgen Äther
            Fliegend, und Menschen hinweg die Flamme.

So hatten es die Kinder gehört, und wohl
    Sind gut die Sagen, denn ein Gedächtnis sind
        Dem Höchsten sie, doch auch bedarf es
            Eines, die heiligen auszulegen.



versalia.de empfiehlt folgendes Buch:
Hölderlin, Friedrich - Hyperion. Oder der Eremit in Griechenland.



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